Der einstige MTV-Star Christian Ulmen ist jetzt Radio-DJ in Berlin
Der Beginn der wunderbaren Freundschaft sieht selten so aus. Christian Ulmen erinnert sich daran, unter welch widrigen Umständen er Benjamin von Stuckrad-Barres „Soloalbum“ gelesen hat: „Eine Ex-Freundin hat es mir geschenkt und gesagt, es erinnere sie an mich. Was eine dreiste Aktion ist, oder? Du machst mit jemandem Schluss, der leidet natürlich, und dann gibst du ihm noch ein Buch über das Thema. Das war sehr gemein, aber ich habe Stucki dann trotzdem in meine Sendung eingeladen.“
Seine Sendung, das war damals „MTV Alarm“. Dort plauderte der Moderator, den man einst beim „offenen Kanal“ entdeckt hatte, mit sprechenden Schrankwänden („Schranka Potente“), zuerst in putzigstem Anfänger-Englisch, dann in seiner Muttersprache. „Die Umstellung auf ein deutsches Programm fand ich gut Ich wollte nicht nur derjenige sein, der total lustiges Englisch spricht.“
Bis dann vor einigen Monaten Schluss war mit lustig. „Ich bin gegangen, weil man sagte, ich muss mir die Polypen rausnehmen lassen.“ Das war natürlich nicht der einzige Grund. „MTV hat sein Konzept im dreiwöchigen Turnus geändert. Irgendwann wurde es ganz uniform, was ich schade fand. Ich hatte keinen Spaß mehr.“ Zwischendurch sollte er auch mal zielgruppengerechter aussehen: „Irgendwann wollten sie mir HipHopper-Hosen anziehen, so müllsackgroße, in denen man wohnen könnte. Da griff dann doch die Eitelkeit, und ich sagte, so gehe ich auf keinen Fall vor die Kamera. Danach habe ich nur noch Boss-Anzüge getragen.“ Mit 23, ohne Familie oder sonstige Verpflichtungen, hielt er es bald für unnötig, sich weiter zu quälen.
Nun arbeitet Ulmen für die Berliner Radiostation „Fritz“. Seine Sendung heißt „Fritzbee“. Angeblich hat er den Auftrag nur „wegen dieses grandiosen „Wortspiels“ angenommen. Ansonsten macht er, „was so anliegt“ und kümmert sich um ein TV-Projekt: „Wir produzieren gerade einen Piloten und versuchen, ihn zu verkaufen. Wer am meisten zahlt, bekommt ihn.“ Der Inhalt ist noch streng geheim, der von „Fritzbee“ auch nicht leicht zu erklären: „Das Konzept hat sich mir noch nicht so ganz erschlossen. Wir spielen Musik, die man gerne hört, erleben den Nachmittag miteinander und reflektieren, was los war und los sein wird. Viel Interaktion mit Hörern eben.“
Im Januar zog Christian Ulmen nach Berlin, wo er sich inzwischen sogar über die vielen Baustellen freut und gerne zuschaut, wie sich die Kräne bewegen. Er zitiert „Das Schweigen der Lämmer“: „Man begehrt, was man täglich sieht“ Was er täglich im Sender hören muss, gefällt ihm auch immer besser. Während er früher nur Bands wie Rage Against The Machine oder Pearl Jam mochte und „Kommerzkacke verachtenswert“ fand, ist er inzwischen „ein großer Fan von Robbie Williams und Madonna“. Eine Gemeinsamkeit mit Freund Benjamin? „Bei den New Radicals hört’s bei mir aber auf.“