Der Dandy in Schwarzweiß

Tony Franks Fotoband „Serge Gainsbourg“ zeigt den Künstler als relaxten Herrn der Lage

Der Poser posiert so professio-nell, dass die meisten Bilder so aussehen, als wäre der Fotograf gar nicht da gewesen. Vielleicht liegt es auch am Talent von Tony Frank, Franzose, 1945 geboren, der zahlreiche in diesem Special abgedruckte Gainsbourg-Bilder gemacht hat – und noch viel mehr, die er in seinem grandiosen Band „Serge Gainsbourg“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 160 Seiten, 29,90 Euro) veröffentlicht hat: der rauchende Murmler daheim, auf den Straßen von Paris, im Familienglück mit Jane Birkin, Bambou und den Babys, im Studio für die „Melody Nelson“-Coversessions, auf der Bühne in Paris. Frank war Gainsbourgs Hof-fotograf und dazu bestimmt, ein Lebenskunstwerk zu dokumentieren.

Kennengelernt hatten die zwei sich auf Cocktailpartys in den 60er-Jahren, als Frank unter anderem für die Popzeitschrift „Salut Les Copains“ arbeitete. Beim ersten Porträttermin 1968 in Gainsbourgs Wohnung in der Rue de Verneuil servierte der Künstler selbsterfundene Cocktails, die zu guten Ergebnissen führten. „Meistens kam ich am späten Vormittag zu ihm“, schreibt Frank im Vorwort. „Wir unterhielten uns ein bisschen und gingen dann essen – oft zu Michel Olivier ins Bistro de Paris, Rue de Lille, oder bei Serge gegenüber in den Galant Vert.“ Oft kam es dann gar nicht mehr zum Shooting. Man sieht es Gainsbourg auf diesen Bildern an, dass ihn kein Zeitplan zu irgendetwas zwang.

Die letzten im Buch enthaltenen Fotos machte Frank fünf Jahre vor dem Tod des Freundes. „Viva Rock and Roll“ steht da in Gelb auf der Wohnungstür – ein Witz, nicht mehr. Vielleicht war Gainsbourg ein Hallodri, aber er schaffte eben alles mit Leichtigkeit. Hier sieht man es. jh

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