Der britische Komiker Rowan Atkinson ist den meisten nur als „Mr. Bean“ vertraut. Nun kommt er in der Bond-Parodie „Johnny Enqlish“ mit einer neuen Figur
Er hat es stets entschieden bestritten, und es stimmt. „Ich habe keinerlei Gemeinsamkeiten mit Mr. Bean“, sagt Rowan Atkinson mit tiefer, charmanter Stimme. Trotz der dichten Augenbrauen und seines Zinkens, den die Kameralinse oft auch noch perspektivisch multipliziert, hat er sogar Charisma. Aber Bean, die erfolgreichste Figur des britischen Komikers, ist dennoch ein Alter ego, an dem Atkinson nicht vorbei kommt. Obwohl Atkinson sogar in etlichen Kinofilmen mitgewirkt hat, kennt in Deutschland etwa kaumjemand seinen bürgerlichen Namen, aber jeder „Mr. Bean“, dieses einfaltige Männlein, ein Spießer, neidisch, nervtötend, hasserfüllt, heimtückisch, der wie ein Kind den Tücken des Lebens trotzt. In seiner Heimat kommt es selten vor, dass er als Bean angesprochen wird. Allerdings vermutet Atkinson schelmisch, es hätten viele womöglich „etwas Angst davor, Bean könnte zusammenbrechen, wenn sie ihn ansprechen. Er wirkt ja immer so fürchterlich hilflos“.
„Mr. Bean“ hält die höchste Einschaltquote in der Sendergeschichte der BBC, die Serie wurde seither in 94 Länder verkauft, sogar fast ein Jahrzehnt nach der ersten Staffel spielte die Kinofassung noch knapp über 230 Millionen Dollar weltweit ein. Bean ist ein universeller Charakter und nachvollziehbar vor allem durch Atkinsons physische, pantomimenhafte Slapstick-Sprache. Die Stummfilmvirtuosen Charlie Chaplin, Harold Lloyd und Buster Keaton sind seine klaren Vorbilder. Wegen seiner Gummimimik wird er auch „The Face“ genannt.
Dieses Gesicht entdeckte Atkinson selbst erst 1975 als 20-Jähriger auf der Universität von Oscford, wo er ein Studium als Elektroingieneur belegte. Dort freundete er sich mit dem Comedy-Autoren Richard Curtis an, gemeinsam schrieben und spielten sie Bühnensketche. Bereits nach drei Jahren folgte er einem Angebot der legendären Satiresendung „Not The Nine O’Clock News“ der BBC. Zwei Jahre später gewann er den britischen Fernsehpreis BAFTA. Dann kam „Blackadder“.
Die shakespearsche Groteske gilt noch heute als Kult, während ihn der Triumph von „Mr. Bean“ als Darsteller derart vereinnahmte, dass seine Figur des Inspektors Raymond C. Fowler in der dritten Serie „The Thin Blue Line“ dagegen verblasste. Atkinson bedauert das immer noch, „weil ich Fowler sehr ausgereift fand“.
Rund 30 verschiedene Charaktere hat Atkinson in seiner über 25 Jahre anhaltenden Komikerkarriere verkörpert. Dazu gehört auch Johnny English, den er 1992 für Werbespots des Kreditkartenkonzerns Barclaycard kreierte und nun im gleichnamigen Kinofilm (Start: 10. April) reüssieren lässt. English ist ein Tölpel wie Bean, „aber ein gutherziger Typ, der m jeder Situation sein Bestes geben will und immer das Falsche anpackt“, so Atkinson. „Johnny English“ ist eine ziemlich amüsante Parodie auf James Bond, in der John Malkovich den Superschurken gibt und Sängerin Natalie Imbruglia als Spionin ihr Kinodebüt. Der Film ist als Mainstream angelegt, in seiner Attitüde jedoch klassischer als das letzte Bond-Werk „Stirb an einem anderen Tag“.
Atkinson hatte 1983 eine Nebenrolle als Nigel Small-Fawcett in „Sag niemals nie“, jenem Konkurrenzfilm zur Bond-Reihe, mit dem Sean Connery ein weiteres letztes Mal dem Agenten seiner Majestät echtes Profil gab. Er bewundere Connery, sagt Atkinson, der trotz seiner Affinität zu Sportwagen (er schreibt gelegentlich sogar für ein Automagazin) von Bond nicht all zu viel hält. Auch Frauengeschichten sind über Atkinson nicht bekannt. Er nehme seine Familie, die er möglichst aus den Medien heraus zu halten versucht, sehr ernst und sei auch kein Witzbold. „Privat habe ich mich als Komiker seit dem Ende meiner Schulzeit nicht mehr hervorgetan.“ Er sieht „das wahre Leben nicht als lustig. Deshalb möchte ich Wahrhaftigkeit mit Tragikomik erreichen und ist der britische Humor so einzigartig. Wir scheuen uns nicht, den Deppen in uns zu zeigen. Im übrigen ist Mike Myers auch ein hervorragender Tragikomiker“.
1994 spielte Atkinson einen Pastor in der verschroben-melancholischen Komödie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, zuletzt in der Verfilmung der Cartoonreihe „Scooby-Doo“. Dazwischen griff er – wie auch John Cleese – bei Jerry Zuckers chaotischer Comeback-Klamotte „Rat Race“ daneben. Seinen Mr. Bean sieht man in ihm allerdings auch dabei irgendwie an. Noch werden die Folgen ständig irgendwo wiederholt, „aber die Welt und Trends ändern sich ja immer schneller“, meint Atkinson. „Charlie Chaplin war auch irgendwann nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem kennt ihn noch heute jedes Kind. Das ist echte Größe.“