Der Bond-Bühnenbauer: Die spektakuläre Film-Architektur von Ken Adam
Ein Edel-Bildband feiert das Werk des großen britischen Setdesigners. Wir zeigen exklusiv einige Ausschnitte.
Was ist das beste Szenebild, das je entworfen wurde? Fragen Sie Steven Spielberg! Für ihn ist es Ken Adams Architektur für den War Room in Stanley Kubricks Kriegssatire „Dr. Seltsam Oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“. Ein karg ausgeleuchteter Maschinenraum der Macht, an dem in einem Kreis die mächtigsten Männer der Welt Platz nehmen, um dann dem Weltuntergang entgegenzusehen.
Ken Adam ist gewiss der berühmteste Vertreter einer Kunst, die meistens nur einmal im Jahr bei den Oscars fürs Produktionsdesign in den Mittelpunkt rückt. Dabei ist das Kino reine Kulissenarbeit und die Abbildung der Welt – auch in all ihren Verzerrungen – braucht einen Handwerker, der gleichzeitig etwas von Realität und ihrer Imagination versteht. Dem Briten, der in Berlin als Klaus Adam in eine großbürgerliche jüdische Familie hineingeboren wurde, schien dies in die Wiege gelegt worden zu sein. Seine Eltern waren Besitzer einer Warenhauskette – und mit deren Prachtbauten, unter anderem von Mies van der Rohe, kam Adam früh in Kontakt. Nach einem Studium der Architektur sehnte er sich danach, für das Kino zu arbeiten. Den Startschuss seiner imposanten Arbeit setzte das Set-Design für „Der Fluch des Dämonen“, eine Art „Cat People“-Variation von 1957. Es folgten einige Filme im Genrebereich und Arbeiten im Art Department für Klassiker wie „In 80 Tagen um die Welt“ und „Ben Hur“, bis 1962 bereits seine Lebensaufgabe gefunden war: Bühnen für James Bond fertigen.
Ken Adam wurde für „James Bond – 007 jagt Dr. No“ (1962), den ersten Film der Reihe, engagiert und blieb dem Agenten lange Zeit als Filmarchitekt erhalten. Nur zwei Jahre später kam mit „Dr. Seltsam…“ seine bereits erwähnte Meisterleistung. Kubrick vertraute auf seine talentierten Hände und Visionen – alle seine Filmsets entwarf er als Skizzen mit einem breiten Filzstift der Marke Flo-Master – auch für seinen komplizierten Historienfilm „Barry Lyndon“. Im Laufe seiner Karriere, die für die große Leinwand mit „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“ 2001 endete, arbeitete er an zahlreichen Produktionen mit, wobei seine Arbeit meist auch sehr subtil eingesetzt wurde. Mit dabei waren auch einige Streifen, die man wohl kaum mit Adam in Verbindung gebracht hätte: Der Nazi-Sex-Trash „Salon Kitty“ und die charmante Komödie „Kaffee, Milch und Zucker“ mit Whoopie Goldberg, Mary-Louise Parker und Drew Barrymore.
Mit zahlreichen Skizzen, Konzepten und Fotografien aus seinem Archiv der Deutschen Kinemathek zeigt eine handsignierte Collector’s Edition nun seine beeindruckenden Werke. Viele Bilder sind so zum ersten Mal zu sehen. Während die Ausschnitte beeindrucken, ist der eigentliche Schatz wohl die Reihe an Interviews, die sein Biograph Biograf Christopher Frayling mit ihm führte, die zeigen, was für eine Höllenaufgabe es manchmal war, große Regisseure zufriedenzustellen und die richtigen Kulissen zu entwerfen (oder Entwürfe im letzten Moment umzuschmeißen und neu zu gestalten).
The Ken Adam Archive
Christopher Frayling
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek, die seit 2012 Ken Adams persönliches Archiv beheimatet
Hardcover, in changierenden Bicolor-Stoff gebunden, mit 4-Phasen-Hologramm, 36 x 36 cm, 3,88 kg, 360 Seiten, mit graviertem Buchständer aus Acryl
Collector’s Edition von 1.000 nummerierten und von Ken Adam signierten Exemplaren
850 Euro
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