Der Blues als unreine Lehre
Manchen mischt Joe Bonamassa zu viel Rock in die Roots, doch der junge Gitarrist trumpft mit einigen prominenten Förderern auf.
Ist Joe Bonamassa ein blues man? Darüber ist sich die Gemeinde nicht einig. Die Eingefleischten rümpfen die Nase, weil der Gitarrist und Sänger harten Rock integriert und die Vorbilder mit ordentlich Schmackes entstaubt. „Ich habe auf den Blues geschworen, aber ein Armutsgelübde habe ich nicht abgelegt“, kontert Bonamassa, ein etwas unscheinbarer, aber dafür redseliger Typ. „Manchmal sprechen mich diese Typen nach den Shows an, wenn sie sich ein bisschen Mut angetrunken haben. Ich würde dem Business schaden, sagen sie dann, und ich antworte: Welches Business? Es kauft ja niemand mehr Blues-Platten. Ich habe nichts dagegen, in einem kleinen Restaurant auf einer drei Quadratmeter großen Bühne zu spielen. Aber ich würde 250 Dollar Eintritt nehmen.“
Gut gebrüllt! Aber natürlich ist diese Diskussion ein Bürgerkrieg. Wohl ist auch auf dem neuen Werk, „Black Rock“, nicht die reine Lehre zu hören. Bonamassa will nicht museal klingen, hält sich an kein Blues-Schema und gniedelt mit mehr Saft als Gary Moore – aber Blues ist es trotzdem. „Dieses Genre ist ein großer Schirm, der sich über die Zeiten und Stile spannt. Robert Johnson und Led Zeppelin, Albert King und Eric Clapton, Sister Rosetta Tharpe und Erykah Badu, für alle ist Platz. Wer bin ich denn, jemanden rauszuwerfen?“
Das Problem haben ohnehin nur die Theoretiker. Bonamassas Förderer B. B. King sang für die neue Platte. Und Robert Plant schlug per Mail vor, für das neue Album Bobby Parkers „Steal Your Heart Away“ zu modernisieren. So geschah es dann auch.