Depeche-Mode-Experten Burmeister und Lange über ihr liebstes (Sehnsuchts-)Konzert
Lesen Sie hier einen Auszug aus unserem Depeche-Mode-Sonderheft
Am 02. Februar 2024 erscheint das ROLLING-STONE-Sonderheft „Depeche Mode“ – die Geschichte der legendären Band auf 164 Seiten. Darin enthalten sind alle ROLLING-STONE-Interviews, die wir mit Dave Gahan, Martin Gore und Andrew Fletcher geführt haben, ausführliche Live-Reportagen sowie Gespräche mit DM-Experten. Neben einem Gespräch mit Markus Kavka auch ein ausführliches mit Dennis Burmeister und Sascha Lange.
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Mit „Depeche Mode: Live“ (Blumenbar Verlag) haben Burmeister und Sascha Lange ihr drittes Depeche-Mode-Buch nach der Devotionalien-Sammlung „Monument“ und dem Historienbericht „Behind the Wall: Depeche Mode-Fankultur in der DDR“ vorgelegt: eine Chronik der Konzertgeschichte der Band. Burmeister, Grafiker, DJ und Veranstalter, und Lange, Musiker, Autor und Historiker, zählen zu den weltweit anerkanntesten Biografen von Depeche Mode.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Interview aus unserem Sonderheft.
Welches war das beste Depeche-Mode-Konzert, auf dem ihr wart – und welches bedauert ihr, verpasst zu haben?
Sascha Lange: Bei vielen Konzerten in den 80er-Jahren hat sich die Frage nach dem besten nicht stellen können – es hat damals in Deutschland noch den Westen und den Osten gegeben, die Grenzen waren nicht offen. Und Dennis und ich lebten im Osten, wo die Band lange nicht auftrat. Ich bin Fan seit Dezember 1984 und wäre auch gern schon im Dezember 1984 auf ein Konzert gegangen. Aber ich hatte zumindest großes Glück und war beim legendären Auftritt in Ost-Berlin am 7. März 1988 in der Werner-Seelenbinder-Halle dabei – das erste und einzige DDR-Konzert von Depeche Mode. Das Highlight meiner Konzert-Historie. Für diesen Abend traten unerreichbare Musiker quasi aus ihren Postern heraus und in meine Welt. Das Set war leicht verkürzt, aber das war mir und den anderen 6000 Fans egal. Sie hätten auch nur zwei Playback-Nummern an jenem Abend bringen brauchen – es wäre großartig gewesen. Sie live zu sehen, in der DDR? Absurd! Wie die Landung von Außerirdischen.
Gab es spezielle Ansagen bei diesem Konzert?
Lange: Nicht wirklich, aber das machte nichts. Nach dem ersten Song sagte Dave: „Good evening, East Berlin!“
Dennis Burmeister: Da wäre ich natürlich gern dabei gewesen. Dass Depeche Mode in der DDR waren, habe ich erst später in der „Trommel“ gelesen, der Zeitung für Thälmannpioniere. Meine Eltern hätten mich aber ohnehin nicht fahren lassen, weil ich mit dreizehn viel zu jung war. Und ein Auto für einen spontanen Tagesausflug nach Berlin hatten wir auch nicht. Auch für mich wäre der Auftritt in der Werner-Seelenbinder-Halle das Konzerterlebnis geworden, gerade auch weil „Music For The Masses“ mein Lieblingsalbum ist. Anfang Oktober 1990 starb mein Großvater, bei dem ich aufgewachsen bin. Die Konzerte der „World Violation“-Tour spielten für mich 1990 gar keine Rolle. Mein erstes Depeche-Mode-Konzert fand am 16. Juni 1993 in der Berliner Waldbühne zur „Devotional“-Tour statt. Es war magisch. Dave war super drauf, sah aber aufgrund seiner langen Haare recht befremdlich aus.
Rund um das Konzert klappte gar nichts. Durch den starken Regen war der Bühnenvorhang so schwer, dass er immer wieder herunterfiel, was von den Fans wie ein Fußballspiel gefeiert wurde, Dave schlitterte barfuß über die Bühne, während Bühnenarbeiter um ihn herum die Bühne wischten. Alles während dieser Tour 1993 war unberechenbar. Dave war unberechenbar, weil er – wie man jetzt weiß – auf Droge war. Dadurch war aber auch jedes Konzert anders. Legendär war Daves Stagediving in Frankfurt am Main, wo er während „In Your Room“ in die Massen sprang.