DEL AMITRI zeigen sich auf ihrem neuen Album „„Can You Do Me Good“ mit modernisiertem Gesicht
Justin Curne und Iain Harvie von Del Amitri sitzen in einer Suite im frischgestylten Hamburger Dorint HoteL „Also, mir ist das hier alles zu modern. Die müssen doch in spätestens zehn Jahres alles wieder umbauen“, grummelt Harvie, mit breitem schottischen Akzent.
Ob das neue Album seiner Band, „Can You Do Me Good“, für Del Amitri-Verhältnisse nicht auch sehr stylish, vielleicht gar zu stylish geraten sei, will ich wissen. „Du meinst wir klingen wie dieses Hotelzimmer?“ Harvie schüttelt bedachtsam den Kopf, so könne man das nicht sehen. „Das letzte Album, ‚Some Other Suckers Parade‘, haben wir quasi live eingespielt, aber seitdem ist so unglaublich viel passiert. Ich meine, du kannst Leute wie Aphex Twin oder Boards of Canada nicht einfach ignorieren. Wir wollten natürlich nicht so weit gehen wie Radiohead, aber schon der Sound von Reggae-Produktionen wie Bob Marley war weit voraus und klang moderner als der meiste Gitarrenrock in den 90ern.“ Daher fiel, als es um die Produktion des Albums ging, die Wahl wohl auch auf Comissioner Gordon, der zuvor mit Alicia Keys und Mary J. Blige gearbeitet hatte. Ja. Wir wollten nicht mit klassischen Rockproduzenten arbeiten. Er hat zum ersten Mal mit einer Band gearbeitet, die vor allem song- und gitarrenorientiert ist. Er fand es aufregend, mit Songwritern zu arbeiten, und wir waren begeistert von diesem Sound.“ War es nach 20 Jahren Zeit für einen neuen Del Amitri-Sound? „Oh, ich finde, jedes Album klingt anders. Wir haben nur aus Bequemlichkeit den Namen beibehalten.“
Ob sie sich durch die Modernisierung von den Bands des New Acoustic Movement abheben wollen? „Es gibt viele Leute, die uns sagen, es gebe einen Song von den Turin Brakes oder Elbow, der so klinge wie wir, aber das ist halt ein klassischer Sound. Du schreibst und spielst deine Songs auf der Gitarre. Es gibt kaum jemanden, der einen Song schreibt, der klingt, als habe ihn jemand anders geschrieben. Das wäre ja eine Pastiche“, schaltet sich Justin Currie, ein Stück Melone mampfend, ein. Er strahlt auch mit Ende 30 immer noch eine Jugendlichkeit aus, die nicht zu seinen teilweise arg melancholischen bis resignativen Texten zu passen scheint: „Ich bin natürlich nicht die ganze Zeit heartbroken. Ich höre halt hauptsächlich Musik, die sich um Trennung und gebrochene Herzen dreht. Danach hat man wieder Lust, selbst Songs zu schreiben.“ Alte Songschreiberschule? „Klar. Es geht nichts über einen guten Song über Trennung auf der Akustischen“, lacht Currie. Das nächste Gespräch machen wir wieder in der Lieblingsbar um die Ecke.