Debbie Harry: „Ich mag das Wort Ikone nicht, es ist verbraucht“
Blondie-Frontfrau Debbie Harry wird 77 Jahre alt. Sie gilt vielen als Ikone des Punk. Doch die Sängerin mag diesen Begriff nicht mehr hören, wie sie ROLLING STONE erzählte.
Man hat immer den Eindruck, bei Blondie gibt es eine Art doppelten Boden.
Natürlich habe ich mich immer um Texte bemüht, die persönlich sind und mich in irgendeiner Weise intellektuell oder emotional betreffen. Ich habe allerdings erst im Lauf der Jahre begriffen, wie Blondie funktioniert – wir schreiben diese schönen, musikalisch interessanten Popmelodien, doch was wir sagen, ist Punk. Deshalb gehörten wir damals ja auch in diese Szene, obwohl unsere Musik Pop war.
Diese Spannung hat Sie zur Ikone gemacht.
Ich mag das Wort Ikone nicht, es ist verbraucht. Kultfigur ist mir lieber, das klingt interessanter.
Ist es denn schön, eine Kultfigur zu sein?
Das Showgeschäft lebt von solchen Dingen. Du und deine Musik werden aufgeladen, das Publikum erkennt etwas in dir. Ich liebe, was ich tue und arbeite hart an dem öffentlichen Bild von mir. Aber es gibt natürlich eine andere Seite, auf der ich meine Individualität zu schützen versuche. Das ist alles so fifty, fifty.
Als Blondie exklusiv mit dem ROLLING STONE im Juli 2011 ihr neues Album „Panic Of Girls“ veröffentlichten, war das eine kleine Sensation. Dazu sprach Debbie Harry mit uns über ihre Band und wie es ist, eine Kultfigur zu sein (und eben keine Ikone). Wir veröffentlichen hier noch einmal einige ihrer Antworten.
Die besten Debüt-Singles aller Zeiten: Blondie – „X Offender“
Nur Debbie Harry konnte die Geschichte des Blondie-Bassisten Gary Valentine, der im Alter von 17 Jahren wegen Vergewaltigung angeklagt wurde, nachdem er seine minderjährige Freundin geschwängert hatte, in ein sexy, von einer Girlgroup inspiriertes Toben über eine Prostituierte, die einen Polizisten verführt, verwandeln. Obwohl das Lied ein eingängiges Shangri-Las-Gefühl hatte, mit Harry, der ihr das Herz aus dem Leib sang mit Zeilen wie „You wanted the love of a sex offender“, war das Stück kein Hit. Aber es etablierte Blondies Ästhetik mit einem verspielten Augenzwinkern.