David N. Meyrs – Twenty Thousand Roads –
Musikbuch des Monats: David N. Meyers "Twenty Thousand Roads" erzählt die Legende des schnelllebigen Country-Rock-Pioniers Gram Parsons
Die ausführlichste Biografie des Musikers und Songschreibers Gram Parsons unterfüttert faktenreich und anekdotenlastig den Mythos vom visionär, der auszog, um die divergierenden Traditionen von Country und Rock’n’Roll wieder miteinander zu versöhnen. Americana antizipierend. Ein Buch, das weit ausholt und dann ausufert wie sein Titel: „Twenty Thousand Roads – The Ballad Of Gram Parsons And His Cosmic American Music“. David N. Meyer hat keinen Aufwand gescheut, um Zeitzeugen ausfindig zu machen, die nicht schon erschöpfend zitiert wurden, ist tapfer eingetaucht in den Südstaaten-Morast aus Überfluss und Betäubung, aus Sucht und Suizid, dem Parsons zeit seines Lebens zu entkommen suchte. Eine Flucht vor sich selbst, so Meyers Diagnose. Ein verzweifeltes Ringen um Anerkennung, meint Chris Hillman, der seinem Partner bei den Byrds und Flying Burrito Brothers genialische Züge nicht abspricht, ihn aber auch nicht davon freispricht, opportunistisch gewesen zu sein, egozentrisch und labil. Ein „Stones-Groupie“ sei Gram schließlich geworden, so Hillman bitter, weil sein familiärer Hintergrund auch von Geld und Geltung bestimmt worden war. Und von Dekadenz. Meyer findet inmitten der schicksalhaften Wirren dieses kurzen Lebens freilich auch zahlreiche Belege für Parsons‘ Großherzigkeit und noble Gesinnung. Gram, der Gentleman und gute Freund, nicht zuletzt für Keith Richards. Ein trautes Verhältnis, dessen musikalische Folgen für beide von Meyer wortreich überinterpretiert werden. „Exile On Main Street“ sei im Geiste Grams entstanden, „the influence of his taste and philosophy is everywhere“. Zu beweisen sei das nicht, zu hören schon. Der Biograf unterschlägt den Geist jener Zeit, den Parsons zwar gestalten half, aber beileibe nicht allein. Sogar die Eagles hatten Anteil daran, auf dubiose Art. Was indes nicht rechtfertigt, die Profiteure auch Gram’scher Pionierarbeit als „soulless, overrehearsed, antiseptic, insincere, sentimental“ und überhaupt „consistently contemptible“ zu schmähen. (ca. 40 Euro)