David Bowie: Späte Ehre für „Rebel Rebel“

Alter Wein in neuen Schläuchen. Studio-Trend „Interpolation" bringt den ikonischen Song nach 50 Jahre in die US-Countrycharts

David Bowie und Country? Das war zu Lebzeiten des „Thin White Duke“ nicht unbedingt eine naheliegende Kombination. Und doch hat er acht Jahre nach seinem Tod nun einen Nummer-Eins-Hit in den amerikanischen Cowboy-Hut-Charts.

Chris Youngs „Young Love & Saturday Nights“ verarbeitet „Rebel Rebel“ genau 50 Jahre nach Veröffentlichung und schießt damit in der Genre-Hitliste nach oben. Im Video zieht der bärtige Gitarrenmeister durch die Tankstellen und Beachparties der US-Provinz und verpasst der originalen Kompositionen den typischen Schmelz. Das entscheidende „Rebel“-Riff bleibt natürlich unverkennbar.

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Die Single wurde bereits im Juli 2023 veröffentlicht und gerade bei jüngeren Hörern und Hörerinnen zu einem wachsenden Playlist-Geheimtipp. Neben dem Riff des Originals ist auch die Melodielinie des Songs geblieben. Mit einem umgemodelten Text, der nicht mehr von wilden, verruchten Frauen („you tacky thing“) handelt, sondern von „guten Mädchen, die sich immer wieder in böse Jungs verlieben“. Konservativer Country-Style halt.

Die Single ist ein aktuelles Beispiel für den Trend zur „Interpolation“. Eine Art Mega-Sampling, bei dem Klassiker legal in neue Songs eingebaut werden.

„Frankenstein-Monster-Popsongs“

Der amerikanische Rolling Stone nennt diese Technik „Frankenstein-Monster-Popsongs“. Aktuelle Fälle sind etwa Olivia Rodrigos „Deja Vu“ auf der Basis von Taylor Swifts „Cruel Summer“ oder auch (in Deutschland weniger bekannt) Jelly Roll und Dustin Lynchs „Chevrolet“, interpoliert auf dem Song von Soulveteran Dobie Gray „Drift Away“.

Der Neo-Erfolg von „Young Love & Saturday Nights“ ist auch eine Folge der Mega-Verkäufe von Songrechten. Bowies Songkatalog etwa ging 2022 an den Musikverlag Warner Chappell Music. Verbunden mit dem Recht, das Material auf beliebige Weise zu nutzen, einschließlich der nun öfter vorkommenden „Interpolation“.

In der Autorenzeile von Youngs Song-Eintopf wird Bowie zusammen mit den Songwriter-Team Ashley Gorley, Jesse Frasure und Josh Thompson aus der Country-Metropole Nashville genannt.

In einem US-Rolling-Stone-Interview gab der Countrymann recht eigenwillig zu Protokoll: „Es gibt eine Menge Songs, bei denen man etwas als Sample verwendet oder genau dieselbe Melodie oder denselben Text hat. Das hier ist anders. Es geht darum, etwas Neues zu erschaffen, mit einer Anspielung auf etwas, das es schon vorher gab. Und wenn man die Anspielung versteht, macht das den Song für einen selbst noch cooler. Einen Song zu haben, bei dem David Bowie als Songwriter aufgeführt ist, ist einfach unglaublich.“

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