Vor 50 Jahren verstörte David Bowie seine Fans, als er Ziggy Stardust auslöschte
Am 03. Juli 1973 machte David Bowie bei einem Auftritt im Hammersmith Odeon in London eine wichtige Ansage, die zu Entsetzen im Publikum führte. Was kurz danach passierte, wird aber wohl für immer ein Geheimnis bleiben.
David Bowie war bekanntermaßen ein Pop-Chamäleon und schlüpfte im Laufe seiner Karriere in viele Rollen. Die von Ziggy Stardust ist nach einhelliger Meinung gewiss die berühmteste und wirkmächtigste. Vor exakt 50 Jahren, am 03. Juli 1973, machte der Sänger allerdings Schluss mit seiner extravaganten Bühnenschöpfung.
Bei einem Konzert im Hammersmith Odeon in London riss er seine Fantasie in Stücke, als er ankündigte, nie wieder als Ziggy Stardust aufzutreten (ein „Rock’n’Roll Suicide“, allerdings mit anderen Vorzeichen als in dem Song besungen).
Nachdem Bowie fast anderthalb Jahre lang als Ziggy auf Tournee gewesen war und weltweit Erfolge feierte, wurde er seiner eigenen Figur überdrüssig. Er zeigte sich müde vom Glam-Rock, der die Grundlage für die Post-Culture-Ikone wurde, als die sich der Sänger angetrieben von den popkulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen der beginnenden 70er Jahre imaginierte. Soul-Musik, wie er aus Städten wie Detroit kam, gefiel Bowie zu der Zeit einfach besser.
Entsetzen, Hysterie – und sexuelle Energie?
Doch die Ankündigung ihres Helden empfanden die Besucher des Konzerts alles andere als aufmunternd. Anscheinend hatten Bowies Fans zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich Lust, ihrem Idol auf die Reise ins Ungewisse zu folgen. Sie wollten mehr von der sexuellen Energie Ziggy Stardusts erhaschen. Die Reaktion im Saal war laut Augenzeugen flüchtiges Entsetzen und Hysterie. Und wie mehr als nur eine Person später zu Protokoll gab: eine sexuelle Explosion.
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Es hält sich bis heute hartnäckig das Gerücht, dass das Publikum nach Bowies Ankündigung seines Rücktritts auf der Bühne vor dem Ende der Show im Hammersmith Odeon eine riesige improvisierte Orgie veranstaltete, angeblich überwältigt von der Lust, sich ein letztes Mal in die Welt von Ziggy hineinzuträumen und gleichzeitig geprägt von emotionaler Verzweiflung über das angedrohte Ende der Pop-Odyssee. Viele dachten wohl auch, dass es auch der letzte Auftritt des britischen Rockstars sein könnte, und nicht der seines alter egos.
Klar, Bowie simulierte während seiner Ziggy-Stardust-Konzerte gerne einmal einen Blowjob, und die Befreiung sexueller Strömungen gehörte zum Mythos seiner Shows (allerdings weit gesitteter und sehr viel sublimierter als bei anderen Kollegen), aber eine Orgie rund um eines seiner Konzerte erschien auch später mehr wie ein Mythos als eine tatsächliche Begebenheit. Auch wenn die Geschichte im Grunde genau jene bittersüße Mischung aus Traurigkeit und Grandezza hat, die den Liedern des Songwriters zur Grundlage gereichen.
Sehr wahrscheinlich handelt es sich also um eine geschickt lancierte Erzählung, um den erhabenen wie tristen Moment der Ziggy-Selbsttötung etwas entgegenzuhalten (ein Fan schrieb 1985 in dem Buch „Stardust: The David Bowie Story“, wie sich Männer ihrer Hosen entledigten, sehr viele Flüssigkeiten flossen und alle Hemmungen flöten gingen), jedenfalls findet sich in dem vom legendären Regisseur D.A. Pennebaker besorgten Filmmaterial über den Abend keine Hinweise auf diese Orgie.
„Ziggy Stadust And The Spiders From Mars: The Motion Picture“
Zum 50. Jahrestag des Konzertes wird mit „Ziggy Stadust And The Spiders From Mars: The Motion Picture“ erstmals der vollständig restaurierte Film und der dazugehörige Soundtrack veröffentlicht. Das historische Dokument wird weltweit in ausgewählten Kinos gezeigt. Der Motion-Picture-Soundtrack ist dann ab dem 11. August in unterschiedlichen Formaten erhältlich: 2CD & Blu-Ray, 2CD, 2LP Limited Edition Goldenes Vinyl-Set und digital.