David Bailey hat mit seiner Kamera die 80er konserviert

Ein Bildband feiert die Modefotografie von David Bailey - und sein Gespür dafür, den Maximalismus und Übertreibungskultur des Jahrzehnts einzufangen.

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David Bailey hatte bereits seine Fußspuren in den 60er Jahren hinterlassen und die Swinging Sixties in Bilder übersetzt. Er brach mit den steifen, formellen Konventionen der Modefotografie und brachte eine neue, rohe Energie in das Genre. Inspiriert von Henri Cartier-Bressons Schnappschuss-Ästhetik, fotografierte Bailey Models und Prominente mit einem ungezwungenen, lebendigen Stil, oft in natürlichen oder urbanen Umgebungen. Mode- und Lifestyle-Zeitschriften rissen sich um seine Bilder.

David Bailey/Taschen

In den 80ern richtete sich sein Blick auf die exzentrische, oft überzeichnete Ästhetik der Modewelt. Opulenz, Extravaganz und eine Mischung aus High Fashion und Streetstyle bestimmten das Bild dieser Zeit. Baileys Fotografien fangen das Wesen dieser Ära meisterhaft ein: voluminöse Silhouetten, dramatische Schulterpolster, breite Gürtel und metallische Stoffe wurden von ihm mit einer kompromisslosen Direktheit abgelichtet.

David Bailey/Taschen

Seine Porträts von Persönlichkeiten wie Tina Turner, Prinzessin Diana und Supermodels wie Marie Helvin, Naomi Campbell, Cindy Crawford sowie Iman und Jerry Hall zeigen nicht nur den Glanz der Popkultur und Haute Couture, sondern auch die Persönlichkeit hinter den Gesichtern. Das Wechselspiel von Licht und Schatten nutzte Bailey, um Texturen und Formen der Mode hervorzuheben.

Sein Stil, zu fotografieren, war dabei oft roh und direkt. Er bevorzugte es, mit minimalem Make-up und natürlichen Posen zu arbeiten, um die Essenz des Modells und der Kleidung zu erfassen. Während viele Modefotografen in den 80ern auf überladene Studioaufnahmen mit weichem Fokus setzten, blieb Bailey seiner klaren, kontrastreichen Ästhetik treu.

David Bailey/Taschen

Besonders in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien setzte er gezielt auf scharfe Kanten und dramatische Beleuchtung, um seinen Bildern Tiefe zu verleihen. Doch auch in Farbe wusste er die aus heutiger Sicht v vielleicht immer eine Spur zu intensiven Töne der 80er kraftvoll in Szene zu setzen.

David Bailey/Taschen

Mit „Eighties“ (Hardcover, 28.4 x 36.0 cm, 3.55 kg, 296 Seiten, 100 Euro) setzt der Taschen-Verlag David Baileys 80er-Jahre-Werk ein Denkmal. Die längst zum Trend gewordene nostalgische Sicht auf die Unbedarftheit und Ausgelassenheit dieses Jahrzehnts (natürlich durchaus ein schiefer Blick, der die dunklen Seiten der Zeit einfach ausblendet) gibt den Fotografien gerade in diesen Zeiten eine neue Wirkmächtigkeit.

David Bailey/Taschen

Dabei steht ein Künstler im Vordergrund, der nicht als skeptischer Beobachter am Seitenrand stand, sondern sich von den Dingen, die er in Augenschein nahm, wahrlich anziehen ließ. „Die Achziger haben sich als magisch erwiesen“, sagt er im Vorwort. Wirklich magisch hingegen ist Baileys unnachahmliches Gespür für den Moment und seine Fähigkeit, gleichzeitig die Fassade zu inszenieren und die Realität hinter der Inszenierung aufscheinen zu lassen.

Cover-Artwork von „David Bailey. Eighties“
Taschen