Dave Gahan, Rod Stewart und CocoRosie: Die Alben der Woche vom 23. Oktober
An diesem Freitag (23. Oktober) gibt es selten ausufernde Songs von Dave Gahan, neue Feen-Folk-Experimente von CocoRosie und respektable Routine von Rod Stewart. Außerdem kann die Plattenladenwoche aktuell noch mit exklusiven und limitierten Releases aufwarten.
Album der Woche
Dave Gahan & Soulsavers – „Angels & Ghosts“
Bekommt da draußen eigentlich noch irgendwer eine Gänsehaut, wenn einer von Depeche Mode solo geht? Nein? Dann sorgt jetzt Dave Gahan wieder für neue alte Verhältnisse.
Nach der ersten Zusammenarbeit beim Album „The Light The Dead See“ vor drei Jahren hat der 53-jährige Sänger sich ein weiteres Mal mit Rich Machin und Ian Glover von den Soulsavers zusammengetan, die lieber im miefigen Stoke-on-Trent vor sich hin werkeln als irgendwo unter der Sonne Kaliforniens. Wo aber hat Dave Gahan bloß seine Frischzellenkur genossen? Erhobenen Hauptes und mit einer glasklaren Stimme, die so frisch klingt wie seit Ewigkeiten nicht mehr, zelebriert er – zu einer dezenten Rockorgel anstelle von pluckernden Synthies – seine Wiedergeburt. Was würden a-ha wohl dafür geben, „All Of This And Nothing“ geschrieben zu haben, einen Song, der einfach zu schön ist für die Stadien dieser Welt? Auf „You Owe Me“ nimmt Gahan es erneut mit den Schattenexperten Nick Cave, Johnny Cash und Lee Hazlewood auf, doch überdramatisiert wird auf „Angels & Ghosts“ nichts. Alles wirkt exakt justiert, stets bleibt genug Raum für Gahans Stimme. Auch dem sägenden „Shine“ wurde nur eine vorher abgewogene Portion Blues und Düsternis verpasst. Die Streicher auf „One Thing“ halten sich zurück, sodass man sich nicht in ihnen verliert, die Bläser brillieren im Hintergrund – Dank an Arrangeur Daniele Luppi. Majestätisch und erhaben, so gebärdet sich dieser Songzyklus, aber nie pathetisch oder gar „over the top“, wie ein Marc Almond es hinbekommen hätte. Stattdessen Melancholie mit durchgedrücktem Rücken, Schmerztherapie mit Bodenhaftung.
Eine Großtat in nur neun Stücken? „My Sun“ schwillt noch einmal zu einem furiosen Finale an – jedoch natürlich abermals gerade so, dass der Fluss, in dem sich das Album befindet, nicht über die Ufer tritt. Danach bleibt ohnehin nichts mehr zu sagen. Vielleicht haben Dave Gahan, Martin Gore und Andy Fletcher ihre besten Jahre ja noch vor sich.
(Frank Lähnemann, ROLLING STONE 11/2015)
Weitere Veröffentlichungen in dieser Woche:
CocoRosie haben mit „Heartache City“ verzauberte Songs aufgenommen, die Spieluhren loopen, Pop zerhacken und die ganze Natur nach dem großen, weiten Leben befragen. Rod Steward lässt solche Experimente auf seiner neuen Platte sein – „Another Country“ wird damit zum routinierten Nachfolger von „Time“ aus dem Jahr 2013, kann aber Anhänger des Briten bestimmt mit seinen respektablen Songs weiterhin glücklich machen. Respekt hat sich auch Kelvin Jones verdient, der auf „Stop The Moment“ mal eben B. B. King, Muddy Waters und andere als Vorbilder ausgewählt hat – trotzdem aber wirklich organischen und aufrichtigen Pop auf Platte pressen konnte.
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Plattenladen der Woche:
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