Dave Gahan im Depeche-Mode-Interview: „Komisch, dass ich noch da bin und Fletch nicht!“
Der Depeche-Mode-Sänger vermisst seinen Kollegen und wundert sich über seine eigene Gesundheit
In Interviews zum neuen Depeche-Mode-Album „Memento Mori“ geht es natürlich immer um Andrew Fletcher, der im Mai 2022 gestorben ist – der dritte Mann, der nun von den beiden Verbliebenen so sehr vermisst wird. Manchmal führt das auch zu schwierigen Situationen – die Dave Gahan mit seiner neuen Lässigkeit zum Glück locker auflöst.
Warum soll man drumherum reden: Es ist doch schon eine gewisse Ironie des Schicksals, dass nun ausgerechnet Fletch als Erster gestorben ist – der, der als der Vernünftige bei Depeche Mode galt. Natürlich hat auch er gern gefeiert, natürlich hat er alles Mögliche getrunken und genommen, aber bei ihm gingen die Ausschweifungen nie so weit, dass er in Gefahr zu sein schien. Während Gahan 1996 fast an einer Überdosis Heroin und Kokain gestorben wäre und Martin Gore irgendwann ebenfalls mit allen Drogen (inklusive Alkohol) aufhören musste, schien es Fletch immer leichter zu fallen, sich nicht zu ruinieren. Wie formuliert man das nun so, dass … doch da lacht Gahan schon laut auf: „Ich weiß genau, was du meinst! Komisch, dass ich noch da bin und er nicht. Wir hatten diesen internen Spruch über Fletch, schon als Alan noch in der Band war daran hat er mich erinnert, als wir nach Fletchs Tod miteinander sprachen: ,Der wird uns alle überleben!‘ Klar, er hat geraucht und getrunken, er saß gern an der Bar, er war einfach dieser soziale Typ, aber nichts schien ihm etwas anhaben zu können. Martin und ich mussten ja schon vor Jahren unser Leben ändern, damit Depeche Mode weitermachen konnten – und damit wir überhaupt weiterleben konnten.“
Er schüttelt den Kopf und kann es offensichtlich immer noch kaum fassen. „So seltsam“ murmelt er noch. Sie waren doch so stolz auf all ihre Ideen gewesen und waren gerade so weit, Fletch die Tür aufzumachen und mit ihm den Weg zum Album zu Ende zu gehen – da war plötzlich alles anders. „Es macht mich sehr traurig, dass er viele der Demos nicht mehr hören konnte. Ich glaube, er hätte sie sehr gemocht. Die meisten jedenfalls. Bei manchen hätte er wahrscheinlich gesagt: Was soll denn all das Todes-Zeug? Zu sagen, dass wir ihn vermisst haben – das ist so ein Understatement. Ohne ihn war alles andere. Und gleichzeitig: Wäre das Album anders geworden mit ihm“. Wieder ein Moment Pause. Gahan ringt mit den Worten. „Seit vielen, vielen Jahren, eigentlich seit Alan (Wilder) gegangen ist, kümmern Martin und ich uns um den kreativen Prozess bei der Albumproduktion, mit dem Team, für das wir uns entscheiden. Ob das nun Mark Bell war oder Tim Simenon, oder wieder mal Flood, oder Ben Hillier oder Gareth Jones oder nun eben James Ford und Marta Salogni. All diese Leute sind sehr wichtig, aber der Nukleus, aus dem das entsteht, was Ihr dann hört, sind Martin und ich. Fletch hatte physisch nicht sehr viel damit zu tun. Er spielte ja kaum etwas. Aber er hatte eine dezidierte Meinung, und das war wichtig“
Das gesamte Depeche-Mode-Interview, in dem es auch um Songtexte, Aufnahmen im Badezimmer und Zukunftssorgen geht, lesen Sie im kommenden ROLLING STONE – ab 30. März am Kiosk oder hier vorbestellbar.
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Mit der April-Ausgabe 2023 des ROLLING STONE veröffentlichen wir ein weiteres besonderes Sammlerstück: Eine exklusive Vinyl-Single mit zwei Songs von Depeche Mode – auf der A-Seite „Ghosts Again“ vom neuen Album „Memento Mori“, auf der B-Seite der berühmte Song „Never Let Me Down Again“ von dem Album „Music For The Masses“ (1987).
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