Das Tief überwunden

Label-Katastrophen und interne Querelen konnten HAZELDINE nicht kleinkriegen. Jetzt starten sie unverhofft mit neuem Album wieder durch

Hazeldine sind hart im Nehmen. Von den rund 100 Bands, die allein in den Staaten unter die Räder kamen während der tumultarischen Fusions-und Übernahme-Wirren des Uni versal-Seagram-Komplexes, hat nur die Hälfte überlebt, wie der Branchendienst urs eruierte. „Wir waren selbst mehr als einmal drauf und dran, alles hinzuschmeißen“, gesteht Shawn Barton. Kein Wunder. Hazeldines letztes Album „Diggjng You Up“, ihr erstes für eine Major Company, stand unmittelbar vor seiner Veröffentlichung. Then the shit hit thcfan, wie es so schön heißt. „Polydor ging aufTauchstation“, erinnert sich Tonya Lamm nicht ohne Bitterkeit, „plötzlich war keiner mehr zuständig für uns. Nichts ging mehr.“

Zarter besaitete Naturen hätten das Handtuch geworfen, Hazeldine wehrten sich gegen den drohenden Untergang mit Krallen und Zähnen. Und zerfleischten sich fast gegenseitig. Jeffrey Richards, ursprünglich Drummer und später dritter Gitarrist der Band, isolierte sich intern und wurde schließlich geschasst. „Schweren Herzens“, seufzt Shawn Barton, „aber der Umgang mit ihm wurde immer unerträglicher.“ Damit, dass JefFein Mann ist, so versichern Shawn und Tonya tapfer, habe sein Rausschmiss indes nicht das Geringste zu tun. Fein. Da waren s nur noch drei.

Persönliche Verpflichtungen und ökonomische Engpässe erzwangen Ortsveränderungen. Shawn zog nach Colorado und ist dort glücklich liiert, Tbnya kehrte heim nach North Carolina, und Anne Tkach lebt inzwischen in St.Louis, Missouri. Man telefoniert viel und fühlt sich „einander näher“ als seinerzeit in Albuquerque, New Mexico. Die Wüste indes vermissen sie, und Tonya fahrt oft stundenlang durch die Nacht, um „die Sehnsucht nach Weite“ zu stillen. Drive carefully, darling.

As“Digging You [///’endgültigbegraben war und sich Silberstreifen am Horizont immer öfter als Trugbilder enttarnten, kamen die alten Kumpels von Glitterhouse mit einem Angebot, nach dem Hazeldine griffen wie nach einem Rettungsring in stürmischer See, Das Resultat ist, JDouble Back“, ein wunderschönes Album mit herzzerreißenden Songs über unerfüllte Liebe und kleine Wünsche. Nichts ist jedoch deprimierend an dieser LP (vom Billigheimer-Cover abgesehen), Verlust und Verlangen halten sich die Waage. Und gleich im Opening Track entführen uns Hazeldine wieder in die Wüste, „ironisch das Klischee bedienend“, schmunzelt Shawn.

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