Das Pixies-Kapitel ist ad acta gelegt. Nun geht FRANK BLACK auf harten Rock’n’Roll-Kurs
Man muß diese Musik nicht erklären: Gitarren, Baß und Drums donnern nebeneinander her wie Lokomotiven bei einer Wettfahrt, angefeuert von einem singenden Heizer, dessen Lied die Entschlossenheit der stampfenden Stahlkolosse widerspiegelt. Echter Dampfhammerrock. Ein Sound, der schwer und schwarz grooved, so wie einst der Rock’n’Roll, bevor ihn der weiße Mittelstand zum Schweinerock kastrierte. Und da Frank Blacks neues Album „Frank Black And The Catholics“ eine so schlichte, prima funktionierende Angelegenheit ist, bedarf es eigentlich keiner langen Worte. Doch gute Musik allein reicht heute leider nicht mehr – man muß auch drüber reden. Also, Mister Black?
„Die Aufnahmen waren eigentlich als Demo für den Produzenten Rick Rubin geplant, der mit uns die Platte aufnehmen sollte. Doch ich hatte mit meinen Jungs drei Monate täglich geprobt, wir waren sehr gut eingespielt Wir zogen also in ein anständiges Studio, nahmen in drei Tagen die Songs auf und». Naja, ich hatte insgeheim schon gedacht: Wär’s nicht toll, wenn wir jetzt einfach ein ganzes Album einspielen würden. Und als wir am letzten Tag die Stücke alphabetisch ordneten, hatten wir ein ganzes Album und waren mächtig stolz.“
Die Songs sind auch auf der CD in alphabetischer Folge. Man kann sich vorstellen, wie die Plattenfirmenleute reagierten, als sie die heilige Album-Ordnung (Hits vorn, Gurken in der Mitte, ein Knaller am Schluß) von den Überzeugungsrockern lässig ignoriert sahen. „Mein Label wollte die Platte nicht veröffentlichen. Ich weiß ja, daß Manager nicht an Musik denken, sondern nur an Zahlen. Aber verstanden hab ich’s trotzdem nicht. Ich hatte die Aufnahmen ja selbst finanziert, sie hätten das Album nur rausbringen müssen. Doch schließlich dachte ich: Was soll’s, sie haben eben Schiß. So landete ich dann bei einem Independent-Label.“
Sympathischer Kerl, diese Inkarnation des klassischen Rock’n’Rollers, mit Speckpolstern für die nötige Bodenhaftung und flinkem Hirn für ebenso bodenhaftende Statements. Kein Wunder, daß der Mann alte Helden liebt, Chuck Berry zum Beispiel, die Beatles und: Rockabilly-Tearjerker Freddy Fender! „Ich sehe Freddy andauernd, ich finde ihn fantastisch.“ Aber fragt ihn mal wer nach Freddy Fender? Nein! Alle Leute fragen immer nur nach den Pixies.
Ja, ja, die Pixies. Franks 80er-Jahre-Underground-Truppe, die, wie man auf der gerade erschienenen Best Of „Death To The Pixies“ hören kann, durchaus ihre Qualitäten hatte – falls man auf nervöse, etwas zu kompliziert gedachte Rockmusik steht Aber auch eine Gruppe, bei der zwangsläufig vieles besser gemeint als gemacht war. „Als ich mit den Pixies anfing, hatte ich keine Ahnung von Rockmusik. Wir steckten alle in dieser College-Szene, wo jeder beweisen wollte, wie hart er war. Ich habe mich erst mit den Jahren etwas entspannt. Was nicht heißen soll, daß ich heute ein völlig relaxter Typ bin. Ich komme aus einem fundamentalistischen christlichen Elternhaus – da bleibt immer was von in einem drin.“
Zum Beispiel der Teufel – und der liebt Musik. So folgt Black auch in dieser Hinsicht den alten Heroen, die alle Gedanken an ihre provinzielle Herkunft und den damit verbundenen religiösen Wahnideen mit jedem nur denkbaren Exzeß auszuradieren versuchten und auf der Bühne schon mal ein Piano brennen ließen – bleierne Repression als Quell goldenen Widerstands. Das funktioniert noch immer! That’s Rock’n’Roll!