DAS NEUE SERIEN FIEBER
Wann ist zu viel des guten nur noch zu viel? Im Jahr 2013 starteten so viele verheißungsvolle Fernsehserien wie noch nie – und gleichzeitig wurde eine erstaunliche Anzahl schon nach einer Staffel wieder abgesetzt: die Comedy „How To Live With Your Parents“ zum Beispiel oder die Krimis „666 Park Avenue“ und „The Mob Doctor“. Immerhin haben das Country-Drama „Nashville“, der Thriller „The Americans“ und die Sherlock-Holmes-Variation „Elementary“ überlebt.
Wo geht es jetzt hin? Fiebrig wird nach neuen Sujets gesucht. Auch die konservativeren Sender können nicht mehr auf Sicherheit setzen, seit der Streaming-Dienst Netflix mit „House Of Cards“ so abgeräumt hat, dass sich alle fragen, warum keine Fernsehanstalt das sensationelle Polit-Drama wollte. Während Serien mit abgeschlossenen Episoden nicht mehr so gut laufen -kürzlich wurden „Body Of Proof“ und „The Glades“ eingestellt -, sind komplizierte Fortsetzungsgeschichten plötzlich sogar einem Massenpublikum zumutbar. Der Erfolg von „Homeland“ oder „Breaking Bad“ beweist das. Dafür werden die Staffeln tendenziell kürzer, was für die Sender ein geringeres Risiko birgt: Falls die Quoten einbrechen, muss man nicht noch ein Dutzend Folgen versenden.
Krankenhaus und Gericht scheinen als Drehort langsam ausgedient zu haben, dafür kommen -gerade im Comedy-Bereich -mal wieder Wohn-und Schlafzimmer zu Ehren. Die großen formalen Inhaltslinien des kommenden Jahres sind: Humor und Brutalität. Dabei werden gern auch bereits bekannte Geschichten aufgewärmt: Gerade wird „About A Boy“, basierend auf Nick Hornbys Roman, zur Serie verarbeitet. Auch „Hannibal“ knüpft an ziemlich lange zurückliegende Erfolge an, und ab nächsten Mai wird Jack Bauer nach vier Jahren Pause im auf zwölf Folgen verkürzten „24“ noch einmal Amerika retten -allerdings in London. Skandinavien wäre passender gewesen, denn die einzig ernst zu nehmende Konkurrenz für US-Serien kommt von dort – mal von der grandiosen britischen Kostümserie „Downton Abbey“ abgesehen.
Wir haben uns auf die Suche nach den spannendsten Entdeckungen der Saison gemacht, lassen prominente Fernsehmacher ihre liebsten Serien wählen -und porträtieren zwei Männer, die TV-Geschichte geschrieben haben: Jon Hamm setzt als Don Draper in „Mad Men“ neue Standards, was Haltung und Stil betrifft. Die sechste „Mad Men“-Staffel gibt es ab Anfang November vorerst leider nur im englischen Original auf DVD, die siebte und letzte läuft 2014 an und zieht sich bis 2015 hin. Der andere Schauspieler im Fokus ist Michael J. Fox mit seiner triumphalen Rückkehr. Schon in den 80er-Jahren war er ein ganz Großer im Film-und Fernsehgeschäft („Familienbande“). Seine neue Sitcom „The Michael J. Fox Show“ kommt 2014 hoffentlich auch nach Deutschland. Er spielt sich darin quasi selbst: einen Parkinson-Kranken, der wieder ins TV-Geschäft einsteigen will. Und er besteht darauf, dass Sie sich Ihr Mitleid sparen können. Lachen Sie lieber.