Das letzte Original: MC5-Schlagzeuger Dennis Thompson stirbt mit 75

Er war das letzte verbliebene Mitglied der Punk-Wegbereiter aus Detroit. Sein Spitzname: „Machine Gun“

Dennis Thompson ist tot. Nach einer Meldung der Tageszeitung „Detroit Free Press“ ist der Drummer in einer Pflegeklinik am Rande der Stadt an den Folgen eines Herzinfarkts im Alter von 75 Jahren verstorben.

Thompson schloss sich bereits 1965 während seiner Schulzeit der wilden Truppe Motor City Five an, kurz MC5. Auf seinen Website-Erinnerungen schrieb er vor einigen Jahren, dass er als Teenager wie gebannt war vom harten Rock’n’Roll.

„Meine Eltern waren enttäuscht, dass ich die Band der Schule vorzog, aber letztlich unterstützen sie mich. Wer konnte damals schon ahnen, was das Schicksal für mich noch bereithalten sollte. Wenn sie jemals geahnt hätten, dass ich einmal in einem Zerstörungsteam wie MC5 landen würde, wäre mein Schlagzeug vielleicht eines Nachts auf magische Weise verschwunden.“ Thompson war ein passabler Schüler, der jedoch immer wieder aneckte. „Das Direktorium wollte mich rausschmeißen, weil meine Haare einige Zentimeter über die Ohren ragten. Doch sie ließen es dann sein, wegen meinem Top-Notendurchschnitt war ich in der Förder-Organisation National Honor Society“.

Letztlich folgte er dem Ruf des Rock. In der aufwühlten US-Ära der späten Sechziger wurden MC5 zum Gegenstück zu „Flower Power“ und den Hippies in San Francisco. Bei ihren furiosen Auftritten brachte das Quintett eine bis dahin ungehörte Härte auf die Bühne, Ihre bahnbrechende 1969er-Debut-Live-LP „Kick Out the Jams“ ist ein Zeitdokument aus dem Grande Ballroom ihrer Heimatstadt.

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Entstanden in der aufgeheizten Atmosphäre des US-Präsidentschaftswahlkampfs zwischen Hubert Humphrey und Richard Nixon, nach den tödlichen Attentaten auf Martin Luther King und Robert F. Kennedy, den Race Riots und den Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg. Im Hochsommer 1968 spielten MC 5 inmitten der furiosen Demonstrationen um die National Convention in Chicago mit Prügeleinsatz der Nationalgarde und hunderten Verletzten.

Im sehenswerten Dokfilm „Gimme Danger“ von Jim Jarmusch über den Aufstieg der Stooges mit dem noch blutjungen Iggy Pop dürfen MC5 natürlich nicht fehlen. Als Wegbereiter einer kurzen, heftigen Ära, die schon bald enden sollte. Anfang der Siebziger folgten nur noch die Alben „Back in the USA“ und „High Time“. Energie Over.

„Wayne hat mir immer gesagt: ‚Dennis, du musst härter und stärker spielen‘, erinnerte sich Thompson im Interview mit der „Detroit Free Press“. „Sie hatten diese Vox Superbeetle Verstärker, und wenn wir loslegten, gab es dieses immense PA-System mit diesen Vox-Türmen und Tieftönern. Die Drums hatten aber keine Micro-Abnahme, während die Amps stets bis Aufschlag auf Zehn aufgedreht wurden.. Also übertönten sie mich komplett und ich fing an, auf meine Trommeln einzudreschen wie verrückt. Ich musste so hart wie möglich spielen, um diese Klangwand zu durchbrechen.“

Die gesellschaftlichen Turbulenzen, mit der ihr Brachialsound in Verbindung gebracht wurde, haben Thompson und die Crew schon bald überfordert. „Wir wurden eine politische Band. Für die Medien galten wir als musikalische Vorhut der Revolution“, sagte er 2003. „Ich wollte aber nicht die Speersitze der Revolution sein. So hatten wir das nie geplant. Wenn ich mit dem Abstand von über drei Jahrzehnten zurückblicke, war es für unsere Bekanntheit sicher von Vorteil. ‚Kick Out The Jams‘ wurde zum geflügelten Wort. Doch gleichzeitig beendete es unsere Karriere. Es hat uns kreativ umgebracht!“

MC5

So endeten die Original-Ära bereits Silvester 1972 in ihrem Detroiter Wohnzimmer, dem Grande Ballroom. Die nächsten Jahrzehnten spielten die einzelnen Mitglieder in diversen Nachfolgeprojekten und auf Tribute-Konzerten. Bei der 2018er-Revivaltour zum 50-jährigen Jubiläum der „Kick Out The Jams“-Sessions war Thompson schon nicht mehr dabei.

Im April 2024 wurde die offizielle Aufnahme von MC5 in die „Rock & Roll Hall of Fame“ angekündigt. Thompson, der sich zu dieser Zeit im Krankenhaus erholte, zeigte sich hocherfreut über diese Ehre. „Es wird verdammt noch mal Zeit“, sagte er. „Dennis war begeistert, so aufgeregt und glücklich“, erinnerte sich Becky Tyner, Witwe des MC5-Sängers Rob Tyner. „Er wollte einfach nur nach Hause zu seiner Katze Annie und war optimistisch, sich zu erholen. Kurze Zeit später verstarb er als letzter den legendären Originalbesetzung mit Sänger Rob Tyner, den Gitarristen Wayne Kramer und Fred „Sonic“ Smith sowie Bassist Michael Davis. Tyner und Smith sind in den 1990er Jahren gestorben, Davis verstarb 2012. Kramer und der langjährige Manager der Band, John Sinclair, starben Anfang dieses Jahres.

Leni Sinclair Getty Images
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