Das Leben ist nie süß genug
Richtig rockistisch, also: Da da daaa, da da da-daa, genau: „Smoke On The Water“ – so schicksalsträchtig hätte die neue Platte der Band Britta zuerst eigentlich heißen sollen. Nach dem ollen Deep Purple-Kracher. Man erinnert sich, daß es in dem Lied um eine Brandkatastrophe in Montreux geht. Und mit Schicksalsschlägen kennt sich die Berliner Gruppe mittlerweile aus.
Viel Glück hatten sie nicht in den vergangenen zwei Jahre. Geld für ihre letzte CD „Lichtjahre voraus“ hat die Band keines gesehen, weil ihr Vertrieb EFA pleite ging. Dann starb im Dezember 2004 ihre Schlagzeugerin Britta Neander, ehemalige Trommlerin von Ton Steine Scherben und freilich Namensgeberin der Band. „Das war der Punkt“, sagt Christiane Rösinger, Sängerin und Texterin von Britta, „wo ich dachte, das reicht.“ So einfach vom Abgrund auffressen lassen aber wollte sich der Rest der Band dann doch nicht. „Ein zu trauriges Ende wäre es gewesen“, meint Sebastian Vogel, der Kante-Schlagzeuger, der von der Aushilfskraft zum festen Bandmitglied aufgestiegen ist. Gerade zum Trotz empfindet man das neue Album im Vergleich zu den früheren Platten sogar ein bisschen fröhlicher. Optimistischer. „Das schöne Leben“ heißt es nun. Darauf geht es um die alten Themen. Was das überhaupt sein könnte, das schöne Leben, das man bei Britta bestimmt als ein Leben der Boheme sehen möchte. Und wie man die Balance hält und nicht einfach in die soziale Misere abgleitet. Dazu dröhnt ein freundlich milder Fahrtenlieder-Indierock, lange nicht mehr so aufgekratzt wie einst bei den Lassie Singers, deren legitimes Erbe Britta angetreten haben, und in der Stimme von Rösinger klingt eine Melancholie, die sich niemals unterkriegen lassen will. „Aber die Lage wird immer prekärer“, weiß sie. Auch in Berlin. Auch wenn man sich dort immer noch besser durchwursteln kann als anderswo. Doch ein Zurück ins bürgerliche Leben wird es sowieso nicht geben. „Die wollen einen doch nicht mehr.“ Und Rösinger will auch nicht: „Ich bin ja Musikerin geworden, um nicht arbeiten zu gehen.“
Etwas breitenwirksamere Bekanntheit könnte dabei nicht schaden. Muß gar nicht für die Hitparade sein. Rösinger: „Wenn die Leute Britta am Lagerfeuer singen würden, fände ich das super.“ Denn große Popstar-Träume, als das nächste große Ding zum Erfolg durchgereicht zu werden, verschwendet man bei Britta keine mehr. Und wenn doch, wäre das zumindest kein Problem. Selbst das sieht man mit pragmatischen Augenmaß: „Wenn er kommen würde… wir wüssten schon, wie wir damit umgehen.“ THOMAS MAUCH