Das Jahr des Klimawandels
So nass war es noch nie. Experten wie Jörg Kachelmann und Barbra Streisand sind uneins: Fällt tatsächlich mehr Starkregen, oder gibt es bloß mehr Schlagzeilen?
Den Klimawandel gibt es wirklich. Barbra Streisand hat es bei einem Konzert bestätigt: Die Gletscher schmelzen, die Bienen produzieren keinen Honig mehr, schöne Schmetterlinge sterben aus. Im Bühnenhintergrund sieht man ein Foto von einem ausgezehrten traurigen Eisbären auf einer kümmerlichen Scholle, ganz grau und zottelig. Das ist der poetische, der melancholische Blick auf das Elend.
Der prosaische Blick ist: Da, wo man gerade ist, fällt eine Menge Regen, oder ein Hurrikan geht an Land und das Holzhaus wird weggefegt oder der Keller steht unter Wasser. Der Meteorologe aber, der die Statistiken von 100 Jahren und Schätzungen von Äonen studiert hat, sagt: Das ist nicht der Klimawandel. Das war schon immer so. Katastrophismus!
Der Starkregen in Kaufbeuren
Dieser Meteorologe ist zum Beispiel Jörg Kachelmann. Er gibt Entwarnung. Cindy und Emily und Harvey und Katia und Ophelia: die etatmäßige Saison der tropischen Wirbelstürme. Nur eines war in diesem Jahr besonders: Wenn in Berlin drei Trilliarden Liter Starkregen fallen, dann wird das naturgemäß einen gewaltigen medialen, nun: Niederschlag finden, weil in Berlin die Medien sitzen. In Kaufbeuren fällt der Starkregen nicht so auf, vielmehr: Der Starkregen in Kaufbeuren fällt in Kaufbeuren auf.
Die tropischen Wirbelstürme dieses Jahres waren so spektakulär, sagt Kachelmann, weil sie kurz aufeinander folgten, weil eine karibische Insel verwüstet wurde und in Louisiana, Florida und Texas ein paar Jahre keine Hurrikans auf Land getroffen waren. Das liege im Rahmen der volatilen Schwankungen. Ungewöhnlich ist nur ein Sturm, der sich langsam bei den Kapverden zusammenbraut und nach Europa zieht. Das machen die Meteorologen aber unter sich aus. Solange Venedig nicht untergeht.
Der Poet sagt: „A hard rain’s a-gonna fall.“