Das ist wirklich dran an „Rock gegen Links“

Justizminister Heiko Maas fordert in einem Interview mit der „Bild“ nach den schweren Krawallen beim G20-Gipfel Konsequenzen gegen radikale Linksaktivisten. In dem Gespräch ging es auch um ein mögliches „Rock gegen Links“-Konzert.

Manche Ideen wachsen einem über den Kopf, bevor man sie selbst zu äußern in der Lage ist. Justizminister Heiko Maas hat am Montag (10. Juli) in einem Talk mit der „Bild“ („Die richtigen Fragen“) ein Konzert „Rock gegen Links“ gefordert, um nach den gewalttätigen Ausschreitungen einiger linksextremistisch motivierter Aktivisten ein Zeichen zu setzen. Jedenfalls schien es zunächst so.

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Im Wortlaut erklärte Maas zunächst, dass Deutschland in Zukunft „mehr Geld in die Beobachtung von Extremismus insgesamt“ investieren müsse. Der SPD-Politiker weiter: „Bedauerlicherweise müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass dieser Verbalradikalisierung, die wir im Netz erleben, auch eine Radikalisierung körperlicher Gewalt auf der Straße folgt.“

„Bild“-Vizechefredakteur Nikolaus Blome fragte daraufhin: „’Rock gegen Rechts‘ gibt es – warum gibt es kein ‚Rock gegen Links‘?“

Heiko Maas schien von der Frage leicht überrascht, antwortete dann aber: „Das kann ich Ihnen nicht sagen, das muss man die fragen, die sowas organisieren. Aber ich glaube, dass es niemanden in unserer Gesellschaft gibt, und zwar in allen gesellschaftlichen Gruppen, die das akzeptieren, was in Hamburg geschehen ist. Und ich will auch gar nicht ausschließen, dass das eine gesellschaftliche Reaktion hervorruft. Und ich würde mir auch wünschen, dass jegliche Form von politischem Extremismus, der dann umschlägt in sinnlose Gewalt, in Straftaten bis hin zu versuchtem Mord, nicht ohne gesellschaftliche Reaktion bleibt.“

„Bild“-Moderatorin Anna von Bayern schien die Aussage des Ministers als klares Bekenntnis zu verstehen, dass Maas sich ein solches Festival wünschen würde und hakte noch einmal nach, ob dies in Maas‘ Sinne wäre. Der 50-Jährige ging darauf schließlich ein und bekräftigte ein solches Event (von dem er aus eigenen Stücken nicht gesprochen hatte) als begrüßenswerte Veranstaltung: „Ja, ein ‚Rock gegen Links‘, oder wie auch immer man das dann nennt. Das müssen diejenigen entscheiden, die sowas auf die Beine stellen. Aber so etwas kann doch nicht ohne gesellschaftliche Reaktion bleiben. Wir sind viel zu oft die schweigende Mehrheit und das reicht eben nicht mehr, wie wir permanent sehen.“

Heftige Kritik an Maas

Im Netz gab es für den Vorschlag reichlich Häme. „Bild“-Vize Blome sprach von einem Shitstorm gegen Maas.

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Ex-„Aspekte“-Moderator Tobias Schlegl reagierte mit Süffisanz.

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Und ein Twitter-Account für „Rock gegen Links“ war auch schnell gegründet. Claim: Unpolitisch, Freiheitsliebend, Festival gegen Links.

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Während viele User sich sofort einen Reim aus der Aktion machten und witterten, dass damit rechtspopulistischen Aktivisten oder vermeintlich rechtspopulistischen Performern eine neue Bühne bereitet wird, scheint die Idee nicht ganz korrekt inzwischen allein Heiko Maas zugesprochen zu werden.

https://twitter.com/DudeMinds/status/884354051953053696?ref_src=twsrc%5Etfw&ref_url=http%3A%2F%2Fmeedia.de%2F2017%2F07%2F10%2Fvon-wegen-rock-gegen-links-so-lockte-bild-justizminister-heiko-maas-beim-facebook-talk-in-die-boulevardfalle%2F

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Zur Sicherheit reagierte der Justizminister deshalb noch einmal mit einem Twitter-Post, in dem er sich so vage wie möglich zu einem Konzert „Rock gegen Links“ äußerte, um sich so sicherlich auch jegliche ungewollte Zustimmung von Rechts vom Hals zu halten.

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(Via Meedia)

Gesellschaftspolitischer Sprengstoff

Fakt ist: Trotz der Ansage, dass ein „Konzert gegen Links“ eine Möglichkeit wäre, um zivilgesellschaftlich darauf hinzuweisen, dass Linksextremismus in seiner gewalttätigen Form – wie zu sehen auf dem G20-Gipfel am Wochenende – nicht toleriert wird, gibt es keine konkreten Pläne für ein solches Konzert. Es wäre, darauf weist Mass noch einmal eigens hin, natürlich auch keine Aufgabe der Politik, dies zu fordern oder gar zu veranstalten.

So bleibt „Rock gegen Links“ vor allem als Symbolfeld für eine Diskussion über linksextremistische Gewalt, die möglicherweise nach den Ereignissen in Hamburg in Zukunft in einem anderen Licht gesehen wird.

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