Das gemachte Nest
In Eminems Windschatten wollen die Detroiter HipHopper dl 2 jetzt die restliche Welt erobern
Detroit, 1995: Bei Open-Mic-Abenden und Slam-Sessions formiert sich in den Clubs der Stadt ein ob der eigenen Wortkunst ganz enthusiastisches HipHop-Ensemble aus fünf schwarzen Herren – plus einem Weißen.
Ein junger Rapper namens Marshall Mathers alias Slim Shady alias Eminem darf aufgrund seiner Skills und seiner guten Seele bei den bros mitmachen. dl2 ist der Name der Formation, die nun Kassetten rhythmisch bespricht und zu allerlei öffentlichen Anlässen Worte reimt und Trommelschleifen abspielt. Den Rest weiß man: Rap-Onkel Dr. Dre entdeckte Eminem und schickte ihn um dieVfek- nur die alten Kumpanen, die blieben zu Hause. „Wir haben uns immer geschworen, dass der, der es als erster schafft, die anderen nachholt“, erinnert sich dl2-Vorsteher Proof, „und wir wussten, dass dieser Schwur zählt.“
Solch markige Worte spricht der schlaksige Rapper in einem Hamburger Hotel, in dem dl2 freudig erregt auf den Beginn ihrer Tour mit Bruder Eminem warten. „Wir haben natürlich zwischendurch auch viel Musik gemacht“, versichert Proof, „aber mit Em geht’s jetzt richtig los.“ Letzterer weiß nämlich offenkundig noch von seinem Versprechen und zerrt die alten Weggefahrten nun nicht nur auf jede Bühne und vor jede Kamera, sondern nimmt sogar ein Album mit ihnen auf. „Shit On bu“ heißt die erste Single des Sextetts, und dem Titel entsprechend werden allerlei Menschen gedisst, denen es an Respekt und der rechten Haltung mangelt Zumindest weiß man nun, wo Rüpel Eminem sein Profil entwickelte.
„Dre hat Em gelehrt, erst sein Haus zu bauen, bevor er seine Freunde dahin einlädt“, sagt Bizarre beeindruckend figurativ, „dafür hat er eine Weile gebraucht.“ Eine Weile, die den Wartenden bei allem Vertrauen in die Loyalität des Weltstar-Kumpels bisweilen recht lang vorkam. „Wir haben uns gefühlt wie in einer tiefen Grube“, grinst der sonnige Swifty, „und daraufgewartet, dass Em endlich kommt und uns das Rettungsseil zuwirft.