Das dunkle Herz des Funk-Universums
Mit Beck und Studio-Koryphäen tüftelte Jamie Lidell am altmodischen Groove-Sound.
Jamie Lidell kommt nur selten zur Ruhe. Seine intensive Lebensführung wirkt sich auf seinen Stil aus, der sich nur schwer kategorisieren lässt: Soul-Gesang, Elektronik, Jazz-Rhythmen und Hardrock-Riffs prallen bei ihm aufeinander. „Ich bin eben ein Kind der 80er-Jahre, deshalb kann ich Tom Waits und Luther Vandross in einen Topf werfen, weil ich von beiden geprägt wurde“, erklärt Lidell. „Bei mir sind alle zu der Party eingeladen.“
So klangen seine früheren Platten – und auch „Compass“ steht dem in nichts nach, obwohl die Songs darauf etwas düsterer anmuten. „Es gab in letzter Zeit noch mehr Chaos um mich herum als sonst, von allen Seiten preschten die Dinge ein, eine neue Stadt, neue Beziehung, neues Management, neue Herausforderungen. Ich schrieb meine Gedanken auf und begann zu erkennen, was für mich richtig ist – ich fand meinen inneren Kompass.“
Damals lebte der 36-Jährige in Berlin und zog gerade nach New York um. Lidell machte sich viele Sorgen über seinen Stilmix. Irgendwann stellte er fest, dass er sich eigentlich nur Sorgen darüber machte, was andere über ihn denken. „Ich wollte zur Ruhe kommen. Dann rief mich Beck an. Er ist noch ruheloser als ich“, lacht Lidell. Er flog nach Los Angeles und traf James Gadson, einen Session-Drummer, der für Quincy Jones und Bill Withers getrommelt hat. Diese Begegnung wies den Weg: „direkt ins dunkle Herz des Funk-Universums“.