Danny Brown – Gegen den Mainstream
Ex-Dealer Danny Brown findet seine Beats auf Drogen-Trips und würde am liebsten mit Indie-Bands aufnehmen. Die Hosen von 50 Cent hat der Detroiter indes weiterverschenkt
Vor ein paar Jahren pflegte Danny gern mal mit der G-Unit von 50 Cent abzuhängen. Doch irgendwas passte nicht zusammen. Zuletzt geriet er mit 50 Cent wegen seiner Vorliebe für eng sitzende Jeans ins Gerangel. „50 drückte mir ein paar Baggie-Pants in die Hand, auf deren Taschen 100-Dollar-Noten und so’n Scheiß abgebildet waren. Ich schenkte sie gleich meinem Onkel.“
Browns Faible für enge Jeans war nicht der einzige Grund, dass er nicht zur furchterregenden Posse von 50 Cent passte – und letztlich wohl in jeder Gang fehl am Platz ist. Der 31-jährige Rapper und ehemalige Dealer aus Detroit kultiviert einen Haarschnitt, der verdächtig nach A Flock Of Seagulls aussieht, er liebt Joy Division, gleichzeitig aber auch Kinderbücher von Dr. Seuss.
Und seine Arbeitsmethode? Die bringt der Mann mit der Riesen-Zahnlücke folgendermaßen auf den Punkt: „Zusammen mit einem Produzenten gehe ich auf einen Acid-Trip, von dem ich mit 20 verschiedenen Beats wieder lande. Dann nehme ich die Beats und bastle einen Song drumherum.“
Brown ist nicht nur ein extrem abgefahrener Bursche, sondern auch als MC so mörderisch gut, dass selbst gestandene Old-School-Hasen, die seine kaputte Hipness zunächst argwöhnisch beäugten, inzwischen tief beeindruckt sind. Auf dem Album „XXX“, das 2011 seinen Durchbruch einleitete, demonstrierte Brown seine Unberechenbarkeit, indem er Todesfantasien mit realistischen Schnappschüssen des verarmten Detroit mixte und in „I Will“ obendrein ein Loblied auf den Cunnilingus anstimmt. „Ich stelle mir einfach vor, was ein zwölfjähriger Junge gerne tun würde“, sagt er.
Als er selbst noch jung war, verdingte sich Danny Brown als Rapper und Dealer – beides mit gemischtem Erfolg. 2007 landete er schließlich im Knast, weil er eine Bewährungsauflage verletzt hatte. Nach seiner Entlassung dealte er allerdings gleich wieder mit Gras – diesmal aber, um „Hot Soup“, sein Debütalbum aus dem Jahr 2008, zu finanzieren. Damals veränderte er seinen Style und rappte fortan mit einer quäkig-überdrehten Stimme, die seinem gesamten Sound einen leicht derangierten Touch gab. „Einige der Sachen, die ich erzähle, sind so neben der Spur, dass sie genau diesen Sound brauchen“, sagt Brown.
Sein nächstes Album will er im kommenden Jahr in Angriff nehmen, da für das laufende noch diverse Tourneen angesagt sind. Im Moment hängt er aber lieber zu Hause ab, um von kommenden Kooperationen mit Indie-Bands zu träumen (mit Cloud Nothings ist er gerade im Gespräch) und bissige Tweets an die Leute zu schicken, die sich über seine Auftritte echauffieren. „Ich mache diesen Scheiß, um mich zu motivieren“, sagt er. „Die Leute hassen meinen Scheiß, weil ich einfach extrem bin. Aber alles in der Mitte ist nun mal scheißlangweilig.“