Danke, Meister Eder!
Zum 100. Geburtstag von Gustl Bayrhammer
Am 12. Februar wäre Adolf Gustav Rupprecht Maximilian Bayrhammer 100 Jahre alt geworden. Wir kennen ihn als Gustl Bayrhammer. Der Münchner mit dem gemütlichen Schnauzbart hat sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt wie nur wenige sogenannte Volksschauspieler. Gustls Eltern wollten nicht, dass er Schauspieler wird (obwohl sein Vater selbst einer war – oder deshalb), dann kam auch noch der Krieg. Sein Geld als Funker legte er in Unterricht bei Heinrich George am Berliner Schillertheater an. Er spielte auf vielen verschiedenen Bühnen die unterschiedlichsten Rollen, war dann von 1972 bis 1981 Kommissar Melchior Veigl im „Tatort“. Und keiner hat Ludwig Thomas Weihnachtsgeschichte je wieder so schön vorgelesen wie er. Doch für mich wie für viele andere wird er immer vor allem der Meister Eder sein.
In der Hörspielreihe „Meister Eder und sein Pumuckl“ sprach ursprünglich Alfred Pongratz den Schreinermeister, nach seinem Tod 1977 übernahm Bayrhammer. Durch die Fernsehserie, die von 1982 bis 1989 lief (und seitdem ständig wiederholt wird), wurde er so sehr zum Meister Eder, wie Hans Clarin zum Pumuckl wurde. Die beiden schafften es, dass die wunderbaren Figuren von Ellis Kaut für viele Menschen zu prägenden Lebensbegleitern wurden. Sie standen für eine so gemütliche wie freie Welt – der Hinterhof war klein, doch der Pumuckl konnte dort all seine Grenzen testen, beschützt und nur selten ernsthaft getadelt. Wer hätte nicht gern beim Meister Eder gewohnt und in dessen Werkstatt Schabernack getrieben? Es war ein gemütliches Idyll, jedenfalls aus Kindersicht. Dass der ewige Junggeselle nur eine „Zugehfrau“ hatte und keine anderen weiblichen Kontakte, fiel uns damals gar nicht auf. Er hatte ja seinen Stammtisch.
Überhaupt ging es beim „Pumuckl“ ziemlich lässig zu, da wurde auch schon mal vormittags Bier getrunken, der Kleine nippte zu viel am Kirschlikör, und nur als er einmal ein Kettchen stahl, platzte dem Eder zu Recht die Hutschnur. Ansonsten legte er eine erstaunliche Geduld an den Tag, und natürlich liebten wir ihn genau dafür. Wenn unsere Eltern nur so verständnisvoll gewesen wären! Gustl Bayrhammer füllte diese Rolle mit einer glaubhaften Gemütsruhe aus, konnte allerdings im richtigen Moment herrlich lospoltern. Er hatte immer den Schalk im Nacken, so war er der optimale Partner für den Pumuckl, und seine Stimme gewann durch den bayrischen Akzent noch an Ausdruckskraft: Wenn er „Kruzifix!“ rief, dann war auch der Kobold mal still. Für ein paar Sekunden.
Am 24. April 1993 starb Gustl Bayrhammer mit 71 zu Hause in Krailling an einem Herzinfarkt. Hans Clarin folgte ihm 2005. Als Meister Eder und sein Pumuckl bleiben uns beide für immer.
Seit etwa 40 Jahren höre ich keinen „Pumuckl“ mehr (jedenfalls nicht mehr jeden Abend vor dem Schlafengehen), doch ich kann immer noch jederzeit mein liebstes Gedicht aufsagen, das der Pumuckl reimte, nachdem er von einem Spanferkelessen heimgeschickt wurde, bei dem er wieder mal Chaos verursacht hatte:
„Da bin ich nun allein zu Haus,
der Mond sieht wie ein Knödel aus.
Und wär‘ er nicht am Himmel droben,
ich stupste ihn, er läg‘ am Boden.
Ich stupste alles groß und klein,
die Sterne und das Späneschwein,
die Schüsseln, Teller und die Wolken,
und alles müsste mir dann folken.
Doch so folg‘ ich hier jetzt im Stillen
dem Eder um der Freundschaft willen.
Die Kullerknödel sind’s nicht wert,
dass Eder mich in die Schublad‘ sperrt.“
(In der Fernsehserie wurde der Schluss unnötigerweise abgemildert:
Bestimmt seh‘ ich jetzt dann im Traum
einen riesengroßen Knödelbaum.)