Damon Albarn live in Berlin: Kaleidoskop der Vielseitigkeit

Damon Albarn kann man sich vorstellen wie ein Schweizer Taschenmesser: vielseitig in jeder Situation. Der Tausendsassa präsentierte am Montag (30.6.) in Berlin ein dichtes Programm mit Songs aller seiner Musikprojekte.

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Damon Albarn kann man sich vorstellen wie ein Schweizer Taschenmesser: vielseitig in jeder Situation. Der Tausendsassa präsentierte der Menge im ausverkauften Berliner Astra Kulturhaus ein Kaleidoskop aus seinem ersten offiziellen Solo-Album „Everyday Robots“, sowie aus den Songs seiner Projekte The Good, the Bad & the Queen, Gorillaz, Rocket Juice & the Moon und natürlich Blur.

Albarn kann dabei offensichtlich alles: Erst spielt er das sublime „Photographs (You Are Taking Now)“ am Klavier mit reduzierter Begleitung, um dann übergangslos in das Gitarrengewitter von „Kingdom of Doom“ zu preschen – und die Balance zu schaffen. Beim Blur-Klassiker „Out of Time“ gibt er mit geschlossenen Augen auf dem Solo-Piano den Schmuser, und beweist gleich im Anschluss mit „All Your Life“, warum er die britische Rockmusik entscheidend mitgeprägt hat.

Intimer Höhepunkt des Programms ist das dezente „Hollow Ponds“ seiner ohnehin introvertierten Solo-Platte. Auch ist es mucksmäuschenstill im Saal, als Albarn „The History of a Cheating Heart“ vorträgt. In dem Moment gibt es nichts anderes als diesen Singer/Songwriter, der auf einem Hocker die Akustikgitarre zupft. Sichtlich gerührt, bedankt er sich hinterher für diese „amazing“ Andacht. Die private Clubatmosphäre mit einem, der früher Stadien und Arenen bespaßte, ist natürlich auch der Location geschuldet. Er kann aber auch anders: „Kids with Guns“ wird zum Tanzfest – der Saal jubelt, hüpft und klatscht.

Albarn spielt auf der Klaviatur verschiedenster Genres: fedriger Folktronic des neuen Materials wie etwa in „You & Me“, einer Kollaboration mit keinem geringeren als Ambient-Erfinder Brian Eno, Kopfwipper-Trip-Hop der Gorillaz oder rotziger Rock von Blur. Dabei bleibt Albarn seinem Stil treu, unverkennbar durch seine leicht quäkende Stimme, die 2014 noch genau so klingt wie 1994. Zwischen den Stücken spricht er „super schlechtes“ Deutsch, das in Wahrheit super passabel ist,  und erzählt munter, als säße man gerade mit ihm im Biergarten, dass er als Kind drei Mal für einige Wochen zum Schüleraustausch in Deutschland zu Besuch war. „Wetzlar“, formuliert Albarn und betont jeden Buchstaben. Er grinst. Die Menge lacht.

Überhaupt ist Albarn ausgelassen: Er bespritzt das Publikum mit Wasser, wie ein Rockstar das halt so macht; die ersten paar Zeilen von „Photographs (You Are Taking Now)“ entgleiten ihm immer wieder vor Lachen, weil er sich so über den Jubel der Fans freut, und bei der Zugabe „Clint Eastwood“ mit dem Rapper Manifest macht er Faxen.

Bei seiner zehnköpfigen Band „The Heavy Seas“ samt Backgroundsängerinnen bedankt er sich nach fast zwei Stunden und einer fünf Stücke starken Zugabe zu Recht. Einem seiner Musiker singt er gar ein Geburtstagsständchen. Ein Schweizer Taschenmesser macht eben was her.

Damon Albarn Setlist Astra, Berlin, Germany 2014, Everyday Robots

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