Crossmediales Serien-Highlight auf Arte: ‚About: Kate‘
Mit 'About: Kate' wagen (Christian-)Ulmen TV und Arte ein crossmediales Serien-Experiment, an dem der Zuschauer aktiv teilhaben kann und sich dabei in den Bewusstseinsstrom der Hauptdarstellerin verstricken soll.
Die erste Folge von „About: Kate“ startet mit einem weißen Bildschirm und der Meldung „about blank“, einer digitalen Entsprechung eines leeren Blattes Papier. Man hört das Rascheln eines Bildschirm-Papierkorbs, und erst dann beginnt die Geschichte einer zerknüllten jungen Frau mit dem Namen Katherine Sophie Harff.
Katharine – genannt Kate – lässt sich in eine Nervenklinik einweisen, nachts an Silvester, ganz still und ohne Drama: „Ich hab ihre Anzeige im Netz gesehen“, antwortet sie auf die Frage des Pflegers, was sie denn hergeführt habe.
In Wirklichkeit hingeführt hat sie aber, dass sie nicht mehr recht weiß, wer sie eigentlich ist; ihre Identität ist verschwunden oder zumindest verschwommen, und sie kann sie nicht mal mehr aus dem Papierkorb fischen, denn dessen Inhalt war offenbar ausschließlich mit Digitalem angereichert und scheint ihr als schattenhafte Skizze ihrer Selbst ohnehin unbrauchbar geworden zu sein.
Womit wir bei den Fragen wären, denen sich „About: Kate“ als crossmediales Serien-Experiment annähern möchte: Wie hat sich „Das Netz“ über unseren Alltag geworfen, wie hat es die Übergänge zwischen digitalem Ich und diesem anderen, schwer greifbaren „realen Ich“ verschleiert? Denn die Grenzen zwischen den beiden sind mittlerweile so fließend wie Kate Harffs Bewußtseinstrom, in dem Erinnerungsspiralen und plötzlich aufwallende Hirngespinste filmisch in ein und derselben Assoziationskette abgetastet werden wie Facebook-Einträge, Youtube-Videos und sonstige digitale Fußspuren.
Und genau dort, in Kates Kopf, greift auch die Crossmedialität des Projektes: auf einer die Serie „begleitenden“ Webseite kann sich der Zuschauer/ User in Kates Leben einklinken, indem er sich mit ihr auf Facebook anfreundet oder sein Smartphone über eine App beim gucken der Serie simultan mit Links, Umfragen, Tests und Infos versorgen lässt. Will er weiter gehen, kann er eigene Videos, Fotos und was ihm sonst noch so einfällt, im sogenannten Gruppenraum hochladen (gerade kann man dort aktiv zu den Themen „Untervögelt„, „Food Prank“ und „Ringelpietz mit 48 Umdrehungen“ beitragen und dafür unter anderem auch Geld bekommen). Einige seiner Beiträge wird er dann vielleicht wieder auftauchen sehen, in der Serie, in Kates Kopf, als von ihr persönlich geteilter Inhalt auf ihrem Facebook-Profil oder als virale Halluzination in einer ihrer Therapiesitzungen. Sein Leben wird dann in ihrem erfundenen Kosmos, im Fernsehen und im globalen Bewußtseinsstrom des Internets mit dem von Kate verbunden sein.
Die Langauer-Strasse, die Kate dem Pfleger beim Einweisungs-Gespräch angibt, existiert übrigens nicht, da wird die Realität ausnahmsweise aus der Inszenierung rausgehalten. Die Strasse müsste sich aber laut Postleitzahl im Stadtteil Prenzlauer Berg in Berlin befinden. Darüber bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher, schließlich hab ich Google-Maps gecheckt.