Crazy Town
In Amerika wollen weiße Mittelstands-Kids keinen Rap hören, weil die schwarze Kultur diesen Musik- und Lebens-Stil voll und ganz für sich vereinnahmt hat. Die Industrie hat dieses Dilemma erkannt und bietet der kaufkräftigen Zielgruppe entsprechende Alternativen, die HipHop auf ihre weiße Art mit Rock-Gitarren umsetzen. Dazu zählen nach Korn, Limp Bizkit und Coal Chamber nun auch Crazy Town.
„This is Crazy Town. We’re not evil, we just cause trouble!“ lautet das Intro des Septetts, und es ist mehr als ein bloßes Lippenbekenntnis, mehr als ein Tribut an die US-Rap-Kultur, in der solche Lyrics üblich sind. Das bewies die Band gleich auf ihrer ersten Europa-Tour, auf der sie in England wegen einer Schlägerei verhaftet wurde. Dass sich diese Art von Authentizität gut vermarkten lässt, weiß man nicht erst seit 2 Pac und Notorious B.I.G., und so kümmert sich das renommierte Q-Prime-Management (u.a. Metallica) um die Karriere von Crazy Town. Doch die Newcomer aus L. A. bieten auf ihrem erstaunlich reifen, variantenreichen Debüt „The Gift Of Game“ nicht nur die harte Getto-Attitüde von South Central, sondern auch den Glitter und Glamour von Hollywood. Sänger Shifty Shellshock und Rapper/Programmierer Epic Mazur beteuern demnach auch, dass die zahlreichen den Songs zugrunde liegenden Einflüsse nicht aufgesetzt sind. „Wir wurden mit der Rockmusik unserer Eltern groß und entwickelten parallel dazu eine eigene Vorliebe für HipHop. Wir
sind Teil einer neuen Generation, die alle möglichen Musikrichtungen zu schätzen weiß und sie miteinander verbindet.“ Hierbei ist das Wie das Entscheidende, und das hat sich im Laufe der letzten Jahre bei den beiden Crazy Town-Köpfen verändert. Während sie für das Album ihrer ersten Band Brimstone Sluggers noch die HipHop-Lehre des Komponierens am Computer bevorzugten, sind sie inzwischen zur Rock-Arbeitsweise mit Jam-Sessions im Proberaum übergegangen, was der Musik natürlich eine größere Lebendigkeit verleiht. Das Brimstone Sluggers-Debüt wurde übrigens nie veröffentlicht, weil leider die Master-Bänder gestohlen wurden.