Cover-Meisterwerke
Welche Plattencover sind die schönsten, cleversten, besten, unvergesslichsten? Das fragten wir im Januar auf der Homepage des ROLLING STONE. Nach überwältigendem Feedback steht nun das Ergebnis der Leserabstimmung fest. Hier die Cover-Top-30 - kommentiert von fünf Plattenhüllen-Bloggern.
1
Dark Side Of The Moon
1973
Design: Hipgnosis
Der klare Sieger im Cover-Voting, kaum überraschend: das ikonische Lichtstrahl-Prisma-Bild von Storm Thorgerson und Aubrey Powell, den Pink-Floyd-Hausdesignern, dieses Mal mit Unterstützung des Illustrators George Hardie.
Fritz Liess: Eines der großen, zeitlosen Designs. Sieht noch immer so frisch und inspiriert aus wie am Tag, als es erschien. Ein Hightech-Bild, lange bevor solche Bilder cool wurden – und Jahre bevor Laser und optische Laufwerke zum ganz normalen Haushaltsinventar wurden.
Peter Robinson: Das Besondere an diesem Cover ist, dass es nicht einfach ein quadratisches Design ist. Das Spektrallicht strahlt weit über den rechten Rand der Pappe hinaus, bis in die Innenseite des Klappcovers hinein. Gemessen daran, dass die Band kurz davor ein Cover mit dem Foto einer Kuh veröffentlicht hatte, freute sich die Plattenfirma sicher sehr über dieses Prisma-Bild. Obwohl es wenig mit den Abbey-Road-Studios zu tun hat, wo das Album aufgenommen wurde. Aber welche halbwegs vernünftige Band würde auch ein Foto der Abbey Road auf ihr Plattencover drucken?
Mick Schott: Für Floyd-Verhältnisse ein einfaches, trotzdem faszinierendes Bild: die Dunkelheit, das rätselhafte Prisma, das Regenbogenlicht, das aus ihm herausstrahlt. Oder ist es andersrum?
2
The Beatles
Abbey Road
1969
Design: John Kosh
Ein Standardwerk, was man allein schon an der Zahl der Parodien sieht: das Entenmarschbild der Beatles
Robinson: Künstlerisch beeindruckend. Weniger schön, wenn man versucht, mit dem Auto durch die Abbey Road zu fahren, während Beatles-Fans aus aller Welt den Verkehr anhalten, um auf dem Zebrastreifen zu posieren. Es gibt sogar eine Webcam dazu: www.abbeyroad.com/crossing.
3
Nirvana
Nevermind
1991
Design: Robert Fisher
Das berühmteste Babyfoto des Rock’n’Roll ist eines der wenigen Bilder des CD-Zeitalters, das sich seinen Platz im Cover-Kanon dauerhaft erkämpft hat.
Robinson: Damals wirkte das Bild wie eine bösartige Attacke gegen die Konsumgesellschaft. Heute wirkt es leider nur noch platt: Das Baby lässt sich vom Kapital ködern! Habt ihr’s auch kapiert?!?
Liess: Ich freue mich schon darauf, eines Tages in der Zeitung zu lesen, wie der kleine Coverstar Spencer Elden seinen ersten Arbeitslosenhilfe-Scheck abholt. Das wird ein Medienereignis! Die blöde Dollarnote und den Angelhaken hätte man sowieso weglassen können. Die meisten Leute finden das Baby ja eh so niedlich, dass sie den Twist gar nicht bemerken.
Schott: Auch das Backcover ist schön: eine Collage, angefertigt von Kurt Cobain, davor ein Gummiaffe. Es heißt, dass man – wenn man die Collage sehr genau betrachtet – die Band Kiss sehen kann, wie sie auf einer Scheibe Rindfleisch steht.
4
The Rolling Stones
Sticky Fingers 1971
Design: Andy Warhol
Nur echt mit echtem Reißverschluss – das berühmeste Stones-Cover, fotografiert von Billy Name, ausgeführt von Craig Braun, gemastermindet von Andy Warhol. Wem der gut ausgestattete Unterleib auf dem Foto gehört, konnte lange nicht geklärt werden. Mittlerweile weiß man, dass es Schauspieler Joe Dallesandro ist.
Robinson: 1969 beauftragten die Stones Andy Warhol für ihr nächstes Plattencover. „Ich überlasse es dir und deinen talentierten Händen, alles so zu realisieren, wie du es willst“, schrieb Mick Jagger in einem Brief an Warhol, „und bitte lass uns noch wissen, wie viel Geld du dafür haben willst.“ In einer Zeit, in der die Musikindus-trie noch nicht verarmt war, war das ganz normal – und entsprechend aufwendig war das Ergebnis. Bei Michael Bublé gibt’s sowas eher nicht, oder?
Liess: Als ich zehn war, sah ich „Sticky Fingers“ im Kaufhaus, nahm die Platte in die Hand und spielte mit dem Reißverschluss. Ich wollte ihn gerade runterziehen, da riss mir mein Vater die LP aus der Hand, als ob ich da etwas besonders Unanständiges gehalten hätte. Die Erfahrung wirkt so sehr nach, dass das Album für mich bis heute ein guilty pleasure ist.
Glass/Valenti: Wunderbar – eine Hülle, die ihre Platte nicht beschützt, sondern beschädigt. Damals hagelte es Beschwerden, weil der Reißverschluss in hochgezogenem Zustand die LPs im Inneren zerkratzte.
Schott: Das Innencover ist ein oft übersehener Schatz: ein Foto der Band in einem ganz zwanglosen Moment, Mick gähnt laut, und Bill sieht so aus, als ob er gerade die eigene Nase inspiziert.
5
The Beatles
Sgt. Pepper’s
Lonely Hearts Club Band
1967
Design: Peter Blake, Jann Haworth
Die Zeit, in der dieses Album als beste Pop-Platte überhaupt galt, ist vorbei. Das Cover erreicht in Design-Abstimmungen aber weiterhin vordere Plätze.
Liess: Ich fand immer, dass man das viel gelobte „Sgt. Pepper’s“-Artwork lieber etwas hätte überarbeiten sollen. Für meinen Geschmack ist das viel zu voll. Ich habe mal gehört, wie ein junger Mann gefragt hat, ob das Cover irgendetwas mit Monty Python’s Flying Circus zu tun hätte. Und ja, es gibt da Parallelen.
Glass/Valenti: Die Sixtinische Kapelle oder das „Letzte Abendmahl“ des Rock’n’Roll. Voller Symbole, kultureller Querbezüge und mit den Köpfen der Berühmten und Berüchtigten, Mae West, William S. Burroughs, Karl Marx, Bob Dylan und so weiter. Als die Stones später auf „Some Girls“ ebenfalls ein paar bekannte Gesichter unterbringen wollten, bekamen sie ziemlichen Ärger.
Robinson: Man fragt sich, welche Gesichter heute wohl auf dem Bild landen würden. Justin Bieber? Kim Kardashian? Der eine aus Harry Potter, der nicht Harry Potter ist? Und wäre da ein Blumenbeet zu sehen, oder würden Marketingbeamte der EMI entscheiden, dass die Erde darin „zu braun“ wäre und bei der Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen nicht so gut ankäme?
6
The Velvet Underground & Nico
s/t 1967
Design: Andy Warhol
Diese Plattenhülle kennen überproportional viele Leute, die die Musik nie gehört haben. Ein Markenzeichen.
Robinson: Bei diesem Cover hat Andy Warhol den Reißverschluss weggelassen.
Schott: Der „Summer Of Love“ färbte nicht auf diese Platte ab: Die Blumenkinder konnten sich auch auf Andy Warhols sonderbares Siebdruck-Bananen-Bild keinen Reim machen. Die Originalausgabe kam mit einer abziehbaren Banane, unter der sich eine fleischfarbene Frucht verbarg.
Liess: Das Überraschendste an diesem Cover ist, dass es in der Pop-Art-Zeit nicht öfter imitiert wurde. Vielleicht, weil der Graben zwischen diesem Bild und den üblichen Standards damals einfach zu breit war.
7
Pink Floyd
Wish You Were Here 1975
Design: Hipgnosis
Der gespenstische, brennende Mann auf dieser Hülle provoziert noch heute die abenteuerlichsten Deutungen.
Schott: Wie viel Arbeit In der Prä-Photoshop-Zeit in ein solches Bild inves-tiert wurde: Da wurde extra ein Stuntman in Brand gesteckt. Heute kann das jeder Student mit ein paar Klicks.
Robinson:
Linker Mann: „Guten Tag! Waren Sie beim Friseur?“
Rechter Mann: „Nein, wieso?“
Linker Mann: „Hmm, irgendetwas ist heute anders an Ihnen. Vielleicht eine neue Krawatte?“
Rechter Mann: „Nein, die ist alt.“
Linker Mann: „Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.“
Rechter Mann: „Kein Problem. Aber ganz schön heiß heute, was?“
8
The Beatles
Revolver
1966
Design: Klaus Voormann
Der Schwarz-Weiß-Vorgänger von „Sgt. Pepper“ – noch verwimmelter.
Robinson: Schade, dass das Geld nicht für bunte Filzstifte reichte. Das Prinzip „Zeichnung, auf der Künstler in ihren eigenen Haaren sitzen“ hat kürzlich die Sängerin Ladyhawke kopiert. Also lassen Sie sich nicht erzählen, die Beatles hätten niemanden beeinflusst!
Schott: Ihre Musik entwickelte sich in neue Richtungen, so auch die Cover. Wie die abfotografierten Augen einen aus der Zeichnung heraus anstarren, ist allerdings etwas gruselig.
Liess: Vor ein paar Jahren habe ich mal bei jemandem einen Stapel alter Schulschnellhefter gesehen, die komplett mit „Revolver“-artigen Langeweile-Drudeln bedeckt waren.
9
The Clash
London Calling
1979
Design: Ray Lowry
Eine Hommage an das erste Elvis-Presley-Album von 1956, mit dem ikonischen Foto von Pennie Smith.
Glass/Valenti: Ich weiß noch, wie ich mich wunderte, als ich die Platte im Laden sah – irgendwo hatte ich dieses Design schon mal gesehen. An die Elvis-Platte dachte ich erst gar nicht. Aber eine schöne Parallele: die wilde Energie aus der Geburt des Rock’n’Roll wird im Punk wieder lebendig.
Robinson: Während Elvis auf seinem Bild eine akustische Gitarre spielt, zerschlägt Paul Simonon hier eine elektrische (einen Bass, um genauer zu sein). Die Fotografin wollte das Bild erst nicht verwenden, weil es unscharf war. Dass unscharfe Fotos heute praktisch Pflicht sind, muss ich euch Hipstern ja nicht erzählen.
10
American Recordings 1994
Design: Christine Cano
Cashs musikalisches Comeback etablierte auch eine neue Image-Optik.
Robinson: Andere schöne Plattencover mit Hunden sind „Odelay“ von Beck, „My Italian Greyhound“ von Bertine Zetlitz, „Parklife“ von Blur, „Tusk“ von Fleetwood Mac und „Raditude“ von Weezer. Allerdings sieht man auf keiner der anderen Hüllen einen Mann, der ein Kleid trägt.
11 Pink Floyd
The Wall 1979
Design: Gerald Scarfe
„Dark Side Of The Moon“ – minimalistisch? Es geht noch simpler.
Robinson: Es gibt diverse Techniken, um eine Ziegelwand zu errichten. Die beliebteste Variante ist der sogenannte Läuferverband, bei dem alle Steine längs aneinandergesetzt werden, wie auf dem Cover von „The Wall“. Aber Vorsicht: Solche Mauern sind an allen Stellen gleich dick, daher nicht so stabil wie andere. Denken Sie darüber nach, wenn Sie die Platte das nächste Mal hören!
12 Led Zeppelin
Physical Graffiti 1975
Design: Peter Corriston
Ein New Yorker Appartmentblock, in dem so einiges vor sich geht.
Liess: Was bei digitalen Versionen verloren geht: die Spielereien mit den aus der Pappe geschnittenen Fenstern, die immer etwas anderes zeigen, je nachdem, wie man Innencover und Einlegeblätter in die Hülle schiebt. Sogenannte die cut sleeves waren damals in Mode, dieses ist das interessanteste.
13 Bruce Springsteen
Born To Run 1975
Design: John Berg
Bruce, der Big Man und die Telecas-ter – das Rock-Denkmal überhaupt.
Glass/Valenti: Ein ikonisches Foto zum Thema Männerfreundschaft. Bruce musste sich auf eine Holzkiste stellen, um auf Augenhöhe mit dem Kollegen Clarence Clemons zu sein. Seit Clemons‘ Tod 2011 trägt das Bild noch mehr Bedeutung.
14 The Rolling Stones
Some Girls 1978
Design: Peter Corriston
Das angebliche Punk-Album der Stones steckt in einer der unpunkigsten Hüllen ihrer Karriere: die Band als Models für den Frisiersalon.
Schott: Die erste Auflage sorgte für Aufregung bei Anwälten und Nachlassverwaltern der (ohne Genehmigung) abgebildeten weiblichen Celebrities. Sie musste zurückgezogen werden, durch eine neue Version ersetzt werden. Die Öffnungen in der Vorderseite zeigen die auf die Innenhülle gedruckten Bilder der Stones-Mitglieder und weiterer Personen – mit Perücken, Make-up und in unterschiedlichen Stadien der Drag-Verkleidung.
15 King Crimson
In The Court Of The Crimson King 1969
Design: Barry Godber
Das klassische Prog-Cover, gemalt von einem Computerprogrammierer.
Schott: Die Personifikation des „21 Century Schizoid Man“: Mund weit geöffnet, Furcht strahlt aus den Augen, als ob der Mann von Dämonen besessen wäre. Ob sie von außen oder innen kommen, ist nicht ganz klar – aber sie müssen hartnäckig sein.
16 Roxy Music
Country Life 1974
Design: Nicholas de Ville
Das riskanteste Exemplar aus der langen Cover-Girls-Reihe der Band.
Liess: Ich habe mich immer gewundert, wie ein Foto, das in einem Pin-up-Kalender extrem öde aussehen würde, ein so kontrovers umstrittenes Plattencover ergeben kann. Ein Cover, das heute so cheesy wirkt wie die schlimmsten Designsünden der Siebziger. Und sicher niemanden mehr schockt.
17 AC/DC
Dirty Deeds Done Dirt Cheap 1976
Design: Hipgnosis
Auch das konnte Storm Thorgerson: Zwielichtiges für kleine Hardrocker.
Schott: Sieht aus wie ein Menschenauflauf auf dem Parkplatz eines Stundenhotels. Wer sind diese Leute, und was sind die „deeds“, die sie angeblich getan haben? Über die Augen wurden Balken gelegt, damit die Unschuldigen nicht gezwungen sind, in die dunklen Tiefen ihrer Seelen zu schauen. Ein schrecklicher Gedanke.
18 Animal Collective
Merriweather Post Pavillion 2009
Design: Akiyoshi Kitaoka
Farb- und Formkunst, erdacht vom japanischen Psychologieprofessor.
Liess: Besser kann man das Prinzip der optischen Täuschung nicht für ein Plattencover einsetzen. Kurz nach Veröffentlichung der Platte beobachtete ich eine Gruppe von Leuten, sicher keine Fans der Band, die in einem Elektronikgeschäft mit den CDs spielten -sie waren absolut fasziniert davon. Schon daran konnte man sehen, dass dieses Cover etwas Besonderes ist.
19 Joy Division
Unknown Pleasures 1979
Design: Joy Division, Peter Saville, Chris Mathanon
Die Wellen eines Pulsar-Neutronensterns als dunkles New-Wave-Design.
Liess: Würde mich nicht wundern, wenn dies das Cover wäre, das auf mehr T-Shirts gedruckt wurde als jedes andere. Kürzlich kam sogar Disney unter Druck, weil man Shirts verkaufte, die den Kopf von Micky Maus im „Unknown Pleasures“-Stil zeigten. Ich ärgere mich schwarz, dass ich keines erworben habe.
20 Sex Pistols
Never Mind The Bollocks … 1977
Design: Jamie Reid
Ein Erpresserbrief an die Queen – und die logische Fortführung der tollen Single-Designs, mit denen die Sex Pistols definierten, was die Welt noch heute unter Punk versteht.
Schott: Ein sehr schludrig wirkendes Layout für eine Platte, die die musikalische und gesellschaftliche Landschaft derart ins Beben brachte – aber es funktioniert großartig. Vor allem: Als Erkennungszeichen der Pistols ist es bis heute ultimativ gültig.
21 Ramones
Ramones 1976
Design: Arturo Vega
Als es Punk noch nicht gab, war sein wichtigstes Cover schon fertig.
Liess: Ein schwarz-weißes Bandfoto ist und bleibt das Beste, was es gibt. Wenn es wirklich gut ist, schlägt es jeden Gimmick der Verpackung, jedes hübsche Mädchen und teure Auto. Das erste Ramones-Cover beantwortet die zwei wichtigsten Fragen: Wer sind sie? Und wie sehen sie aus? Pflichtprogramm.
22 Antony and the Johnsons
I Am A Bird Now 2005
Design: Antony Hegarty
Eine Warhol-Ikone auf dem Sterbebett – tief, traurig, hoffnungsvoll.
Glass/Valenti: Nachdem ich das Foto des sterbenden transsexuellen Schauspielers Candy Darling gesehen hatte, war ich völlig überrascht, als ich Antonys Musik hörte: Diese zerbrechliche Power gibt der Szene eine herrliche Transzendenz.
23 Pet Shop Boys
Actually 1987
Design: Mark Farrow, Pet Shop Boys
Besser als mit dem Gähn-Foto wurde der 80er-Ennui nie eingefangen.
Schott: Die Jungs sehen so aus, als ob sie sich bei der Session ein wenig langweilen. Oder etwas ungeduldig sind. Schließlich sind sie hervorragend gekleidet und bereit für eine Ausgehnacht, in der Oper, im Nobelrestaurant, in einem Society-Club, vielleicht sogar in einer Edel-Diskothek. Oder sind sie von dieser Nacht gerade zurückgekommen? Wir werden es nie erfahren, oder?
24 Pulp
This Is Hardcore 1998
Design: John Currin, Peter Saville
Größte künstlerische Anstrengung konnte nicht verhindern, dass dieses riskante Cover noch Ende der Neunziger für einen Skandal sorgte.
Liess: Obwohl ich Fan von allen Künstlern bin, die an dieser Hülle mitgewirkt haben, finde ich, dass es mit dem satirischen Dreh nicht geklappt hat, der beabsichtigt war. Es ist ja auch nicht einfach, ein Bild zum Thema Ausbeutung so hinzubekommen, dass es nicht selbst ausbeuterisch wirkt. Wie hätte Storm Thorgerson das wohl gelöst?
25 Elvis Presley
Elvis Presley 1956
Design: ohne Credit
Elvis‘ Debütalbum steckte im Ur-Cover, das neue Standards setzte.
Schott: Manche sagen, dass dies der Punkt ist, an dem man die Geburt des Rock’n’Roll festmachen kann: Elvis, geschlossene Augen, gefangen in den Wehen, mit denen er die Musik zur Welt bringt. Die Buchstaben in rosa und grün, der Kontrast zum dokumentarischen Schwarzweiß. Und im Hintergrund Bassist Bill Black – denn ganz allein hätte Elvis es ja nie geschafft.
26 David Bowie
The Rise And Fall Of Ziggy Stardust … 1972
Design: Terry Pastor
Erstaunlich viel sozialer, schmutziger Realismus für ein Bowie-Cover.
Glass/Valenti: Bowie als Raumfahrer Ziggy Stardust, der Bruder vom fremden Stern, mitten in der Nacht in einer Londoner Seitenstraße gelandet. Wenn man das Zeichen „K. West“ als quest liest, weiß man schon, dass die musikalische Reise, auf die Bowie seine Fans mitnehmen will, ein ziemlicher Trip werden wird.
27 Sonic Youth
Daydream Nation 1988
Design: Slim Smith
Gerhard Richters Gemälde „Kerze“ (vergangenes Jahr für 12 Millionen Euro versteigert) als High-Art-Cover für die Gitarren-Avantgardisten.
Schott: Eine einsame, flackernde Kerze in der Dunkelheit, die ein diffuses, glimmendes Licht erzeugt. Ein Bild, ganz ähnlich wie die Musik von Sonic Youth: einzelne, kleine Lichtpunkte, die in streng gewebten Klang-Texturen aufscheinen.
Liess: Wenn man ein fotorealistisches Gemälde für ein Plattencover benutzt, läuft man natürlich Gefahr, dass die meisten Leute es für ein Foto halten. Die Hülle wird dem gewaltigen Eindruck von Richters Originalbild leider nicht wirklich gerecht.
28 Peter Gabriel
So 1986
Design: Peter Saville
Die Neuerfindung des progressiven Soundkünstlers als Foto-Schönling.
Liess: Der einzige Trick, durch den man dieses großartige Cover noch verbessern kann, ist das Ausradieren des Schriftzugs, der leider in vielen Versionen hinzugefügt wurde. Am besten, man legt beim Anschauen einen Finger über die Stelle, wo sich die Typografie befindet. Dann ist es wieder perfekt.
29 Neil Young
On The Beach 1974
Design: Gary Burden
Ein Cadillac, der im Sand steckt – was man am Strand so alles findet!
Schott: Bruder Neil fühlte sich in den Siebzigern reichlich verloren und verwunschen – daher diese Kurz-nach-dem-Fall-der-Bombe-Szenerie. Wie wäre es, ein letztes Mal kurz aufs Meer rauszuschwimmen und nach dem Hoffnungsschimmer zu suchen?
30 U2
Boy 1980
Design: Steve Averill
Der kleine Peter Rowen wurde durch das Bild zum fünften U2-Mitglied.
Liess: Weil sie Angst vor einem Pädophilie-Vorwurf hatten, änderten U2 das Cover für die USA. Dabei ist das Foto, das der Rest der Welt bekam, eindrücklich und ohne jeden sexuellen Unterton. Ein Kind in klassischer Pose, voller Unschuld und Verletzlichkeit. Manche Einwände kapiere ich nicht.
Die Autoren
Matthew Glass und Tony Valenti
Die New Yorker sammeln Vinyl vor allem mit dem Ziel, obskure, lustige und aufschlussreiche Coverbilder aufzuspüren. Ihr Blog heißt www.lpcoverlover.com.
Fritz Liess
Sein Blog www.albumartexchange.com ist als Online-Archiv konzipiert, das sich der Katalogisierung und Pflege von Plattencoverkunst im Netz widmet. Liess legt dabei u.a. auch Wert auf gute Scans.
Peter Robinson
Der ehemalige „NME“- und „Guardian“-Journalist gründete im Jahr 2000 seine Website www.popjustice.com, die heute zu den beliebtesten (und vor allem unterhaltsamsten) privaten Popmusik-Seiten im Netz zählt.
Mick Schott
Seine „Tralfaz Archives“ zeigen auch Fotos und Mona-Lisa-Parodien. Schotts gesammelte Plattencover stehen unter tralfaz-archives.com/coverart/coverart.html.