COUNTRY LEARNS TO ROCK

Ein Musiker, hochintelligent und bereits in frühen Jahren in Folk-, Rock- und Country-Roots firm, kreierte Mitte der Sechziger quasi im Alleingang eine Stilrichtung namens Country-Rock, die Rednecks und Hippies auf wundersame Weise einte und begeisterte: Gram Parsons.

Parsons rastlose Suche nach der musikalischen solution führte über Pacers, Legends und Journeymen zur Gründung der International Submarine Band, deren von Lee Hazlewood produziertes Album „Safe At Home“ den Country-Rock definierte und publik machte. Während seines kurzen Abstechers zu den Byrds konnte er die Band in ein gänzlich neues Fahrwasser steuern, woraus „Sweetheart Of The Rodeo“ resultierte, und die nach seinem Byrds-Ausstieg von ihm formierten Flying Burrito Brothers hinterließen der Nachwelt mit der Debüt-LP „The Gilded Palace Of Sin“ ein zeitloses Meisterwerk.

Als ein selbstzerstörerischer Parsons, der inzwischen mit Emmylou Harris liiert war, Anfang der Siebziger mit seiner Partnerin unbewußt mittels der Alben „G. P.“ und „Grievous Angel“ eine unschätzbar wichtige Hinterlassenschaft schuf, war Country-Rock längst hip und etabliert. Schlechte Bands kamen, und gute Bands gingen, und die Vita mancher Musiker zeigte seismographisch Höhen und Tiefen des Country-Rock-Genres auf.

Exemplarisch etwa der Bassist Randy Meisner, der 1969 mit u. a.

zwei Bandmitgliedern von Buffalo Springfield (Startrampe für die Karrieren von Neil Young und Stephen Stills) die (anfangs nicht unwichtige) Gruppe Poco formierte, die auf ihren frühen Alben den Country-Rock mit jazzigen Elementen aufpeppte. bn Poco wechselte Meisner zu der in unseren Breiten schmählich unterbewertete Stonen Canyon Band von Ex-Teen-Idol Ricky Nelson (ein Highlight „Garden Party“).

’71 schlug Meisners große Stunde, als er mit Bernie Leadon, Glen Frey und Don Henley die Eagles ins Leben rief, eine Band, die mit ihrer Mixtur aus Country- und Soft-Rock den Zeitgeschmack punktgenau traf und mit ihren mit Edelmetall überhäuften Alben, von „Desperado“ über „One Of These Nights“ und „Hotel California“ bis zu „The Long Run“, auch noch den Midas Touch für sich gepachtet zu haben schienen.

Kleiner aber feiner musizierten andere. Etwa Ex-Monkee Michael Nesmith mit seiner First National Band (LP-Tip „Nevada Fighter“) oder die Nitty Gritty Dirt Band (LP-Tip „Will The Circle Be Unbroken“). Herausragende Vertreter ihres Genres waren gewiß auch die Amazing Rhythm Aces, Pure Prairie League oder Barefoot Jerry, und „Einzelkämpfer“ wie John Prine, Terry Allen, John Stewart, Guy Clark oder Joe Ely musizierten sich dank exzellenter Alben in den Country-Rock-Olymp. Einer aber nahm die Chose überhaupt nicht ernst, schrieb dafür jedoch pfiffige Hits en masse: der langjährige „Playboy“-Cartoonist Shel Silverstein. Cash durfte mit „A Boy Named Sue“ glänzen, Dr. Hook besangen „The Cover Of The Rolling Stone“ und „Silvia’s Mother“, und Bobby Bares Album „Down & Dirty“ war schon fast eine Compilation von Silverstein-Hits.

Da ja zwischen England und den Staaten bereits seit langem ein reger musikalischer Kulturaustausch herrschte, konnte der Country-Rock auch auf der Insel Fuß fassen. Brinsley Schwarz hatten, hypebedingt, einen glücklosen Start, wurden später aber zur kleinen Legende. Starry Eyed And Laughing, anfangs als Byrds-Clones geschmäht, konnten sich dank „Thought Talk“ freischwimmen. Und Heads, Hands And Feet hatten in Albert Lee einen derart exzellenten Picker, daß er später Mitglied der legendären Hot Band wurde. Womit sich ein Kreis schloß.

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