COOLNESS-VERSUCH
„Ich habe 16 Singles und 5 Alben voller Bubblegum-Pop gemacht“, sagt Kylie Minogue, „das muß reichen. Ich sag’s mal so: Pop ist eine Blase. Und bei mir hat diese Blase jetzt scharfe Kanten.“
Eine Blase mit scharfen Kanten? Die platzt doch sofort. „Gut, dann versuche ich es eben mit einem anderen Bild. Bevor ich James und Nicky von den Manie Street Preachers traf, hätte ich nie gedacht, daß ich je Rock ’n’Roll-Gefilde betreten würde.“
Kylie Minogue ist nun fast 30 und hat ein neues Image, eine neue Platte und neue Probleme. Erst sollte ihre LP im Oktober ’97 erscheinen und „Impossible Princess“ heißen. Dann aber fuhr eine echte Prinzessin mit einem Auto vor einen Pfeiler und war tot. Kylie wollte ihr Album daraufhin natürlich umbenennen. Der Release verschob sich, da die CDs schon gepreßt waren, auf Februar ’98.
Heißen wird die Platte jetzt „Kylie Minogue“, drauf aber sind die gleichen Songs. Was uns zurück zu der Sache mit der Blase bringt, denn Kylie will viel mit diesem Album, zuviel. Erfolg, Anerkennung, Selbstverwirklichung, Kontrolle usw. Hat ihre Texte zum Teil selbst geschrieben, war im Studio mit von der Partie und hat sich drei Jahre lang Zeit gelassen für ihr ersehntes Opus Magnum, das es dann leider nicht ganz geworden ist. Denn was fehlt, sind so große Popsongs wie „Where The Wild Roses Grow“, ihr Duett mit Nick Cave – und die eigene Identität. Die zwei Songs, die sie mit den Manics aufgenommen hat, klingen wie die Manics, die Dance-Nummern mit Brothers in Rhythm wie Brothers in Rhythm. Und die, die sich anhören, als hätte sie in letzter Zeit oft Björk gehört, klingen wie Björk in heiser.
„O. K., ich werde nie eine große Sängerin werden“, rechtfertigt Kylie sich, „aber ich habe gelernt, mich beim Singen besser auszudrücken. Ich sehe meine Musik heute durchaus als Kunst an.“