Comeback des Copyrights
Das Urheberrecht hat den Streit mit Piraten und Netzaktivisten überlebt. Über den Wert von Kunst und Information wird weiter debattiert
Es hat jahrelang schlimm gelitten. Niemand wollte mit ihm noch etwas zu tun haben. Es galt als der seelenlose Gehilfe der ekligen Platten- und Verlegerindustrie. Man trat auf ihm rum, beschimpfte es und wollte es fast gänzlich zerstören.
Allein was das arme Urheberrecht im Rahmen der Anti-ACTA-Proteste 2012 erleiden musste, hätte es fast umgebracht. Seine Durchsetzung im Netz, die das internationale Handelsabkommen regeln wollte, würde das Internet zerstören, hieß es. Viele Politiker wendeten sich daraufhin plötzlich von ihm ab. So leicht war der Beifall der kritischen Masse noch nie zu bekommen. Dabei war die Kritik, die ACTA mit seinem Urheberrechtskapitel hervorrief, ungefähr so berechtigt wie die Brüste von Nacktmodell Micaela Schäfer echt sind.
Einen kurzen Schreckensmoment gab es dann auch noch im Herbst 2012, als die Piratenpartei ihren lang erwarteten Vorschlag für ein neues Urheberrecht vorstellte. Sie wollte weg von den alten Modellen, hieß es in ihrer 48-seitigen Broschüre. Neue Modelle wurden vorgeschlagen, so wie dieses: Künstler könnten ja zur Kompensation von Einnahmeausfällen künftig mehr als Juroren an Casting-Shows teilnehmen. Casting-Shows! Die Sendungen, die ungefähr so cool sind wie Ed Hardy oder Arschgeweih. Sie nennen das die „Vermarktung des Künstlers statt des Kunstwerks“ oder „Idol-Marketing“. Zum Glück haben gleich die eigenen Parteimitglieder wie Julia Schramm und Marina Weisband gezeigt, was sie davon halten: nix! Sie veröffentlichten ihre Bücher lieber auf dem klassischen Weg – bei den ekligen Verlagen. Und so blieb die Abschaffung des Urheberrechts 2012 aus.
Vielleicht bekommt es nächstes Jahr einen neuen Verwandten: Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage, das vor allem gewerblichen Internetsuchmaschinen für das Anzeigen der Schlagzeilen einen angemessenen Beitrag abverlangt. Es ist sicherlich nicht gut für Google, aber es ist gut für die Presse. Ein Gesetzesentwurf liegt auf dem Tisch.
2013 wird Deine Zeit kommen, liebes Urheberrecht. Denn der Geiz, 99 Cent für einen Lady-Gaga-Song auszugeben, ist kein Ausdruck von Meinungs- oder Informationsfreiheit. Jeder Mensch mit dem IQ eines Rhesusäffchens, der MTV oder Viva im Jahr 2012 aus Versehen eingeschaltet hat, dürfte inzwischen bemerkt haben, dass wir Dich in den vergangenen zehn Jahren wirklich viel zu schlecht behandelt haben.
Du bist doch gar nicht so übel, liebes Urheberrecht! Welcome back!