Coldplay als die neuen Beatles? Eine Offenbarung in Japan.
Unser Autor Matt Munday begleitete Coldplay durch Japan - und erfuhr, was es mit "Mylo Xyloto" und Chris Martins Ego auf sich hat. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus unserem Feature des Novemberhefts.
Als ich die Band später dabei beobachte, wie sie vom japanischen Fernsehen interviewt wird, legen sie ein charmantes, gewinnendes Verhalten an den Tag, das einen spontan an die Beatles erinnert. Wobei damit nicht gesagt sein soll, dass Coldplay die neuen Beatles sind. Das überlassen wir lieber Kanye West (immer ein Freund markiger Worte), der behauptete: „In 30 Jahren wird man einen Blick zurückwerfen und feststellen: ‚Diese Jungs waren talentierter als die Beatles.'“ Er ging sogar noch weiter und verglich Martin mit John Lennon. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das wirklich gesagt hat“, reagiert Martin etwas ungehalten.
Doch, hat er. „Er hat vermutlich gemeint, dass wir zu unseren Lebzeiten nicht angemessen gewürdigt würden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er gemeint hat: ‚Coldplay sind besser als die Beatles.'“ Der Vergleich wurde allerdings auch schon von anderen bemüht. Noel Gallagher sagte: „Ich höre ‚Violet Hill‘ und muss unwillkürlich an die Beatles denken. Ich kann mir nicht helfen, aber Chris Martin ist ein großartiger Songschreiber.“ (Um gleich hinzuzufügen, dass Bruder Liam sie „aus ganzem Herzen“ hasse.) McCartney selbst nannte Coldplay „a good little band“ – die gleichen Worte, die er einst auch für die Beatles wählte.
Seit zwölf Jahren nun sind Coldplay im Geschäft, was bedeutet, dass sie seit ihrer Jugend entweder Studenten oder Rockstars waren. Sie unterschrieben 1999 bei EMI-Parlophone, noch bevor sie ihr Examen am Londoner University College machten, auf dem sie sich alle kennenlernten. (Nur Berryman verzichtete auf den Abschluss.) Im Juli 2000 veröffentlichten sie „Parachutes“, das den „Brit Award“ als „Best British Album“ erhielt und 9,5 Millionen Exemplare verkaufte. Es gab keine Lehrjahre und keinen Leerlauf: Coldplay beschleunigten von null auf hundert.
„Maximal einen Monat dauerte die längste Phase, in der wir nicht gearbeitet haben“, sagt Will Champion, der Schlagzeuger der Band. „Die Vorstellung, gute Gelegenheiten zu verpassen, solange wir noch relativ jung sind, ist für uns der Horror. Die Spanne, in der man voll ins Geschirr steigen kann, ist nun einmal zwangsläufig begrenzt – wie bei einem Profi-Fußballer: Man kann seine Höchstleistungen nur in einem bestimmten Zeitfenster abrufen.“
Lesen Sie das ganze Interview mit Coldplay in unserer Novemberausgabe, die ab dem 27. Oktober am Kiosk zu erstehen ist.