Coachella-Trends: Was hört und was trägt man im Popjahr 2023?
Beim VIP-Marathon in der Wüste um Palm Springs laufen die Marketing-Maschinen auf Hochtouren. Ein Live-Stream lässt die Welt daran teilhaben.
An diesem Wochenende geht es wieder rund in der Wüstengegend von Palm Springs. Das Coachella Festival 2023 feiert nach (vergleichsweise moderaten) Einschränkungen während der Pandemie-Zeit an diesem Wochenende ein rauschendes Komplett-Comeback. Am Freitag (14. April) steigt die erste Ausgabe des legendären Doppel-Events. Die zweite Coachella-„Halbzeit“ läuft zwischen dem 21. und 23. April.
Musikalisch schlägt sich der weltweite Boom „Nicht-Weißer-Popmusik“ im aktuellen Booking nieder. Die Mega-Trendthemen heißen: Latin Music mit all seinen Spielarten und natürlich die TikTok-Dance-Klone des K-Pop aus Südkorea.
Der feine Retreat-Ort liegt rund 160 Highway-Kilometer von Los Angeles entfernt. Traditionell ein Tummelplatz der Reichen und Schönen. Dazu schicke Hotels, Wellness sowie allerlei Botox-Anwendungen, ganz im Format von Hollywood und Beverly Hills. Somit eine popkulturelle Ausnahme-Bonanza ganz in der Nähe des „Joshua Tree National Parks“, der wiederum auf dem U2-Album „Joshua Tree“ von 1987 zur ikonischen Stadionrock-Optik geriet.
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Sehen und gesehen werden: Worum geht’s beim Coachella wirklich?
Nach bewegter Geschichte, die in ihren Vorläufern ins Jahr 1993 zurückdatiert, als Pearl Jam dem damals schon mächtigen Eintrittskarten-Service „Ticket Master“ mit ihrem Auftritt im „Empire Polo Club“ ein Schnippchen schlugen. Doch die Ära des gegenkulturellen Impulses bei Coachella ist längst von einem ultra-cleveren Marketing der Veranstalter für die Fashion- und BlingBling-Szenerie gewichen. Blättert man in diesen Tagen durch amerikanische VIP- und Klatschmagazine könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Musik auf diesem Festival längst zu einer Nebensächlichkeit geworden ist.
Freunde des ehrlichen, bodenständigen Rockbands verdammen Coachella schon länger als Trendmaschine der Luxus-Industrie. Nicht umsonst sind schrille Accessoires wie Gummistiefel von GUCCI oder sonstiger teurer Tand von hier aus Influencer-mäßig um die (Pop-)Welt gegangen.
Das Entertainment-Fachblatt „Variety“ spricht von einem „der gefragtesten Musikfestivals auf der Welt“. In den US-Medien wird dazu akribisch notiert, dass das Frühlings-Highlight längst über das eigentliche Feativalgelände hinaus mäandert ist. Ursprünglich dienten diese Einladungs-Veranstaltungen als „Ruhezonen“ für Musiker und Musikerinnen und deren illustre Entourage. Aus den „Verschnaufpausenzonen“ sind längst ultragefragte „See-and-to-be-Seen“-Events geworden.
Non White Pop
Doch auch das Hauptprogramm von Coachella 2023 ist bemerkenswert: Ein historisches Line-Up, das noch nie so „non white pop“ war, wie in diesem Jahr. Zu den headlinern auf der großen Bühne zählt Superstar Bad Bunny aus Costa-Rica und die K-Pop-Girlgroup Blackpink. Somit der erste Latin- und der erste K-Pop-Headliner im einstigen Crossover-Mekka. Weiterhin oben auf den Plakaten: Island-Ikone Björk, die spanische Latin-Queen Rosalía. Weiterhin Burna Boy aus Nigeria und der britisch-indische Sänger Jai Paul.
Bei der Übersicht der ergänzenden Events, die ebenfalls ab diesem Freitag (14. April) starten, springt dann gleich das Vermarktungsgeschick der Coachalla-Macher ins Auge.
Nicht nur die Tequila-Marke von Multi-Model Kendall Jenner veranstaltet eine Hoch-die-Tassen-Party, sondern auch internationale Multis wie Coca Cola oder Trend-Brands wie Kumo Luxe Haircare, Owl’s Brew, Dang Brother Pizza oder Drip IV Therapy machen hier das große (Marketing-)Fass auf. Dazu lädt das Majorlabel Interscope zu einer dezenten „Privatveranslteltung“, auf der sich in vergangenen Jahren „big names“ wie Lana Del Rey, Jared Leto, Ari Lennox, Benny Blanco, Tierra Whack oder Rapper Stormzy sehen ließen.
Mode-mäßig haben unsere Style-Experten noch keinen alles toppenden Übertrend ausgemacht. Die Durchblicker der US-Style-&-Party-Plattform „We Rave You“ sehen in ihrer Coachella-Vorausschau „Pailletten oder fließende Stoffe mit Landschaftsmustern, Skibrillen, Thermostoffe, die die Farbe wechseln, und Neon-Effekte“ janz weit vorne. „Die 2023er-Ausgabe wird einmal mehr der Laufsteg für zigtausende Musikliebhaber werden“, heißt dort ungewohnt offiziös.
Für all diejenigen, welche die quietschbunte Wüsten-Sause vom heimischen Sofa aus verfolgen wollen: An beiden Wochenenden wird auf YouTube in vollem Umfang live gestreamt.