c/o pop in Köln feiert 20. Jubiläum

Start der Festivalsaison in Deutschland. Auftaktkonzert mit Grucchi Gang mit Italo-Perfomer Sven Regener. Am Wochenende gibt es Umsonst-Events im Stadtteil Ehrenfeld

Es wird in diesen Tagen in der Fach- und Tagespresse viel über die demnächst beginnende Festivalsaison orakelt. „Die Branche muss auf Durchhalten setzen“ heißt es etwa in einem Umfrage-Report der Deutsche Presseagentur (dpa). Bereits jetzt kursieren Meldungen über Absagen und Orga-Probleme.

Die im letzten Jahr noch turbulente Personal-Situation besonders im Technik- und Logistik-Bereich scheint sich nach Ende der Pandemie etwas entspannt zu haben. „Allerdings brenne es an anderer Stelle. Bei den Lohnkosten“, heißt es in dem Bericht. Techniker, Kellner und andere Helfer würden „bis zu 50 Prozent mehr verlangen“. Dazu werden die Kalkulations-Spezialisten bei den großen Veranstaltern zu Mitarbeitern des Monats.

Bevor ab Mitte Mai die Publikumsfestivals auf Feldern und Wiesen loslegen, geht das innerstädtische Mischkonzept „Konzerte & Convention“ als erstes großes Popmusik-Event in Deutschland über die Bühnen. Die 20. Ausgabe der c/o pop läuft von diesem Mittwoch bis Sonntag quer durch die Kölner City, mit Schwerpunkten im Szeneviertel Ehrenfeld. Die Veranstalter listen 178 „Programmpunkte“, darunter drei zentrale „Jubiläumsshows“.

Als feierlicher Saison-Eröffner geht die Allstar-Band Crucchi Gang mit Italo-Schmelz und Element-of-Crime-Sänger Sven Regener in den traditionellen Sartory Sälen (fame of rauschende Karnevals-Sitzungen) an den Start.

Offene Ohren für noch nicht etablierte Bands und Solisten

Am Freitag (28.04.) gibt Pop-Poet und Liedermacher Joris („Herz Über Kopf“) ein Concerto Grande mit dem Funkhausorchester des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Zum Samstag (29.04.) wiederum betritt der Mainzer Rap-Styler OG Keemo die Bretter des Kölner Schauspielhauses.

Joris

Insgesamt werden neben den internationalen Fachbesuchern über 30.000 Musikfans am Rhein erwartet. Wie in ganz Europa bei „Convention Festivals“ üblich wird auch bei der c/o pop NICHT auf weltberühmte Headliner auf Megabühnen und anschließendem Remmi Demmi auf dem Zeltplatz gesetzt, sondern auf offene Ohren für noch nicht etablierte Bands und Solisten.

Eine Art Schaulaufen vor größerem Publikum. Auch die Scouts von Profi-Agenturen hören und schauen genau hin. 2023 werden bei den Pop-Buchmachern der Berlin-Rapper Ski Aggu („Party Sahne“) oder auch Sängerin Domiziana („Ohne Benzin“) hoch gehandelt; zumal diese bereits kurz in den Offiziellen Charts vorbeigeschaut haben.

Der viel strapazierte Begriff „Indie“ ist bei der c/o pop so weit wie möglich gefasst. Hochkulturelle Avantgarde oder Klangkunst ist möglich, aber keineswegs zwingend.

Programmchefin Elke Kuhlen hat sowohl ein Herz für schrammelnde Gitarrenhelden, als auch für kunterbunte Pop-Styler. Was besonders bei auswärtigen Besuchern im letzten Jahr gut ankam, ist die räumliche Konzentration des „Entdecker-Wochenendes“ im westlichen Stadtteil Ehrenfeld, wo einst Sophia Portanet inmitten eines großen Restaurants mit türkischen Grill-Spezialitäten aufgetreten ist, während ringsumher imposante Fleischteller verspachtelt wurden.

Ergänzend zum Musikfestival steigt am 27. und 28. April 2023 der internationale Branchentreff, der unter „c/o pop convention“ firmiert. Hier dürfte im vertraulichen Hintergrund-Talk auch die Zukunft des Live-Business verhandelt werden; dazu auf dem Podium heiße Themen wie digitale Musikwirtschaft, Nachhaltigkeit und allerlei steile Thesen zur „Diversivität“ im Showbiz.

Tristar Media Getty Images
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