„Climax“ von Gaspar Noé: Zombiefilm der Stunde

Enfant terrible Gaspar Noé schwingt sich nach dem bumslangweiligen 3-D-Porno „Love“ zu neuer Bestform auf.

„Climax“ ist auf dem ersten Blick eine recht simple Gesellschaftsparabel: Eine Gruppe junger Tänzer probt in einem abgelegenen Haus ihr neues Stück, bevor es auf große Tournee gehen soll. Die Choreografie sitzt, die Truppe ist zufrieden, und die Kür des Abends kann beginnen. Der Bass wummert aus den Boxen, Sangria und Schweiß fließen in Strömen, es wird geflirtet und gebaggert, getuschelt und gelästert…

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Normalerweise würde man bei Noé nun eine Orgie sondergleichen erwarten, doch diesmal lässt der Skandalregisseur die Party mit einer großen Portion LSD in der Bowle in einen Albtraum kippen.

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Party ohne Spaß – vergiftetes Klima

„Climax“ zeigt eine Gesellschaft, die der Hysterie verfallen ist. In der Anfangs-Choreografie haben die 21 Tänzer perfekt zusammen harmoniert, jeder hatte seinen Platz und wusste, was zu tun ist. Doch schleichend wird die Stimmung vergiftet, Paranoia und Vorurteile greifen um sich, es bilden sich Grüppchen, und die Jagd nach dem Sündenbock beginnt. Der Mob findet seine ersten Opfer, die blinde Wut gerät außer Kontrolle und richtet sich gnadenlos gegen alles und jeden, bis sich alle schier selbst zerfleischen.

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Ja, hier blickt jemand auf die wuchernde Verrohung der demokratischen Diskurse, doch glücklicherweise versteht es Noé, der Einfachheit der Symbolik einen cineastischen Taumel entgegenzusetzen: Mit elegischer Präzision lässt er die Situation eskalieren, die Kamera jagt durch das verlassene Gebäude, um fokussiert die schmerzhaften Abgründe einer entfesselten Gesellschaft zu erkunden, während die Beats von Moroder, Bangalter und Aphex Twin unerbittlich weiterpeitschen.

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Es ist diese visuelle Entschlossenheit, der drängende Rausch, der „Climax“ so besonders macht. Ein zeitgenössischer Zombiefilm, eine blutige Tour de Force und eine bittere Lektion in Sachen Populismus.

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