Cliff Burton: Die Hintergründe zum tragischen Unfall-Tod des Metallica-Bassisten
Metallica prägten den Metal in den 1980er-Jahren wie kaum eine andere Band. Es war vor allem Cliff Burtons Verdienst. ROLLING STONE erinnert an einen Ausnahmemusiker, der tragisch zu Tode kam.
Ein besonderer Abend in Stockholm
Am 26. September 1986 standen Metallica nach ihren Kollegen von Anthrax vor 2700 Fans in den Solnahallen in Stockholm auf der Bühne. Es war die erste Show, nachdem sich James Hetfield bei einem Skateboard-Unfall zu Beginn des Sommers den Arm gebrochen hatte. Endlich konnte er wieder Gitarre spielen. Die Stimmung war hervorragend – im Publikum als auch in der Band. Eine herausragende Show war daher nur noch Formsache. Fans berichteten später, dass Metallica ein wahres Feuerwerk abbrannten.
Der Song „Blitzkrieg“ wurde zusätzlich zum üblichen Programm mit in die Setlist genommen, um das Erlebnis zu verlängern. Cliff Burton ließ sich etwas Besonderes einfallen – er integrierte einen Ausschnitt aus „The Star Spangled Banner“, der us-amerikanischen Nationalhymne, in sein Bass-Solo. Die Fans flippten aus. Die glücklichen Anwesenden ahnten nicht, dass diese Show nicht nur wegen der guten Stimmung eine besondere werden sollte.
Die Setlist aus Stockholm:
- Ecstacy Of Gold
- Battery
- Master Of Puppets
- For Whom The Bell Tolls
- Welcome Home (Sanitarium)
- Ride The Lightning
- Bass Solo
- Whiplash
- Fade To Black
- Seek And Destroy
- Creeping Death
- The Four Horsemen
- Solo
- Am I Evil?
- Damage Inc.
- Blitzkrieg
Der nächste Halt der Tour war das Saga in Kopenhagen, Dänemark. Schnell nach dem Konzert in Schweden wurden Band, Crew und Equipment in zwei Busse sowie zwei Lastwagen verladen, um die Reise ins Nachbarland anzutreten. Es sollte etwas Zeit gespart werden. Alle im Bus schliefen, als die Band in der Nähe von Värnamo über die leeren schwedischen Straßen fuhr.
Zuvor hatten Burton und Gitarrist Kirk Hammett Karten gezogen, um zu entscheiden, wer eine Koje wählen durfte. Cliff Burton zog das Pik-As und wählte die Koje, die Hammett bereits belegt hatte. „Ich sagte gut, nimm meine Koje“, erinnerte sich Hammett in der VH1-Serie „Behind the Music“. „Ich werde vorne schlafen; es ist wahrscheinlich sowieso besser.“
Todesursache
In den frühen Morgenstunden des 27. September 1986, kurz vor 7:00 Uhr, wurden die Bandmitglieder schlagartig geweckt, als der Bus begann, heftig von einer Seite zur anderen zu schlitterte. Etwas außerhalb von Dörarp rutschte der Bus mit der Band und einem Teil der Crew in den rechten Straßengraben. Der Fahrer versuchte, den Bus wieder auf die Straße zu bringen, scheiterte aber bei seinem ersten Versuch. Der zweite Versuch gelang, jedoch war die Kontrolle über das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt längst verloren. Der Wagen kam von der Straße ab und kippte in voller Fahrt auf die Seite. Burton, der in der bevorzugten oberen Koje geschlafen hatte, wurde durch das Fenster geschleudert und vom Bus begraben. Der 24-Jährige war sofort tot.
Der Fahrer berichtete den Behörden später, er sei über eine Stelle mit Glatteis gefahren, die zu der Katastrophe führte. Metallica-Frontmann James Hetfield konnte dem keinen Glauben schenken. In Socken und Unterwäsche lief er die Straße eine weite Strecke hinauf, um nach der fraglichen Stelle zu suchen. Ohne Erfolg. Bis heute halten sich Gerüchte, dass der Fahrer betrunken gewesen sei oder dem Einfluss anderer Drogen gestanden habe.
Lennart Wennberg, ein lokaler Fotograf, der die Unfallstelle wenige Stunden später erreichte, sagte darüber hinaus, dass die Straße trocken gewesen sei. Außerdem hätten die Temperaturen den Gefrierpunkt in dieser Nacht nicht erreicht. Auch die zuständigen Polizisten bestätigten den Eindruck, dass der Fahrer eingeschlafen sein könnte, doch Beweise dafür wurden nie erbracht. Unter Eid sagte der Fahrer aus, dass es Eis gewesen sei, das den Bus von der Straße abkommen ließ. Ein weiterer Fahrer eines Busses, der das Equipment der Band beförderte, bestätigte die Aussage des Beschuldigten, am vorherigen Tag genug geschlafen zu haben. Die Akte wurde ohne eine Anklage geschlossen.
Aufstieg und Vermächtnis des Cliff Burton
Burtons Geschichte ist die zweier Tode. Zum einen natürlich sein eigener an jenem Septembermorgen in Schweden. Zum anderen ist es der seines älteren Bruders Scott, der einen enormen Einfluss auf ihn und seine Karriere hatte. Im Mai 1975, Cliff Burton war gerade einmal 13 Jahre alt, starb Scott Burton an einem Gehirnaneurysma. Laut ihren Eltern war es jenes Ereignis, das Cliff dazu brachte, sich vollkommen auf die Musik zu konzentrieren. Es motivierte ihn, es trieb ihn an – auch über die Grenzen des Heavy Metal hinaus. Cliff Burton war Liebhaber diverser Musikstile, von Klassik bis Jazz.
Burton übte wie besessen und übertraf schnell die Fähigkeiten seiner frühen Lehrer. Es dauerte nicht lange bis er zu einem festen Bestandteil der Musikszene in der San-Francisco-Bay-Area wurde. Bands mit den zukünftigen Faith-No-More-Mitgliedern Jim Martin und Mike Bordin profitierten maßgeblich davon. Die angesehene Band Trauma war es schließlich, die James Hetfield und Lars Ulrich zu Cliff Burton führte. Oder umgekehrt. Hetfield und Ulrich waren begeistert und waren fest entschlossen, Burton zu überzeugen, sich Metallica anzuschließen. Er stimmte zu – jedoch nur unter der Bedingung, dass der Rest der Band von Los Angeles nach San Francisco ziehen würde. Der Rest ist Geschichte.
Nach seinem Tod wurde Burton wurde eingeäschert und seine Asche auf der Maxwell Ranch in Kalifornien verstreut. Metallicas „Orion“ begleitete die Zeremonie. Auf seiner Gedenktafel findet sich ein Auszug aus dem Text zu „To Live Is to Die“: „Cannot the Kingdom of Salvation take me home“ (Das Königreich der Erlösung kann mich nicht nach Hause bringen). Der ehemalige Metallica-Gitarrist Dave Mustaine schrieb Megadeths „In My Darkest Hour“, nachdem er von Burtons Tod gehört hatte, und die Thrash-Pioniere Anthrax widmeten ihm ihr Album „Among the Living“.
Burton wurde am 4. April 2009 posthum als Mitglied von Metallica in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.