Claptons beste Alben

Blues Breakers

John Mayall With Eric Clapton Decca, 1966

Auf dem Cover mimt Clapton den trotzig dreinschauenden Bengel, der in einem Kinder-Comic der Reihe „Beano“ blättert. Mehr Energie zeigte er mit knapp 21 Jahren an der Gibson Les Paul. Viel besser wurde es nicht mit dem britischen Blues auf den Spuren früher Idole wie Buddy Guy. Freddie-King-oder Mose-Allison-Cover harmonieren mit John-Mayall-Songs und dem Clapton-Co-Write „Double Crossing Time“, das er als Sänger aber lieber noch dem Chef überließ. Nur für Robert Johnsons „Ramblin‘ On My Mind“ traute Clapton sich erstmals ans Mikro -ähnlich widerwillig wie beim Foto-Shooting für die Hülle.

Disraeli Gears

Cream Polydor, 1967

Für sein zweites Album setzte das spektakuläre Trio einen „Strange Brew“ an, der bis heute ein kleines Wunder geblieben ist. Weil Clapton, Jack Bruce und Ginger Baker dem Blues psychedelische Räume öffneten und dabei nicht in Selbstgefälligkeit endeten, sondern bei konzis gespielten Songs, die zwar auch mal „Tales Of Brave Ulysses“ heißen, aber trotzdem nur selten das Vier-Minuten-Format sprengen, etwa im zweiten Hit, „Sunshine Of Your Love“. Mit dem lustigen „Mother’s Lament“ landen Cream gar noch tief in der britischen Music-Hall-Tradition -und trotzdem mit „Disreali Gears“ erstmals weit oben in den US-Charts. Ein Wunder.

Layla And Other Assorted Love Songs

Derek And The Domins Polydor, 1970

Da war er endlich, der „musikalische Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte“, wie Clapton in seiner Autobiografie schreibt. Tatsächlich ist es seine Interaktion mit Duane Allman, die „Layla“ zu zeitloser Größe verhilft. Doch lebt das Album auch von der Spannung zwischen dem relaxten Spiel seiner Begleiter und der brennenden Intensität, die Clapton in „Why Does Love Got To Be So Sad?“ und natürlich „Layla“ überkommt. Mitgeschrieben von Drummer Jim Gordon, der immer noch im Knast sitzt, weil er 1983 im Schizophrenie-Wahn seine Mutter tötete.

Eric Clapton

Eric Clapton Polydor, 1970

„Easy Now“, flehte Clapton am Tag, als Gott auf die Erde fiel -und klang dabei auch in „Let It Rain“ fast wie, tja: George Harrison. Auch wenn der einzige Song mit etwas längerem Solo noch das höchste Potenzial für die alte Gemeinde hatte. Inspiriert von seiner Tour-Liaison mit Delaney &Bonnie Bramlett, die auch fast durchgehend als Co-Autoren fungieren, hat der Blues nur noch als leicht komische Party-Parole („Blues Power“) eine Chance. Und drüben in Oklahoma freut sich bald schon ein ziemlich unbekannter Songschreiber namens J.J. Cale über einen ziemlich dicken Tantiemenscheck für „After Midnight“.

461 Ocean Boulevard

Eric Clapton RSO, 1974

Die Adresse in Golden Beach, Florida, sein Domizil während der Session mit Produzent Tom Dowd im nahen Miami, entpuppte sich in jeder Hinsicht als Goldgrube. Zum großen Hit, Bob Marleys „I Shot The Sheriff“, musste Clapton von seiner neuen Band fast genötigt werden. Spannender noch, wie er Johnny Otis („Willie And The Hand Jive“) und Robert Johnson („Steady Rollin‘ Man“) in seinen neuen Laid-Back-Kosmos holt und im „Get Ready“-Duett mit Yvonne Elliman gar als sanfter Vocal-Verführer glänzt. Nur Blind-Faith-Fetischisten klagten da noch, Gott solle endlich mal wieder „richtig“ Gitarre spielen!

Just One Night

Eric Clapton RSO, 1980

Auch in Tokio blieb Clapton auf „Tulsa Time“(das Eröffnungsstück) geeicht, wenngleich im Quintett ganz von britischen Musikern umgeben. Allen voran Saiten-Virtuose Albert Lee, der für Mark Knopflers „Setting Me Up“ sogar selbst ans Mikrofon darf. Mit „Lay Down Sally“,“Wonderful Tonight“,“After Midnight“ und „Cocaine“ funktioniert der Mitschnitt aus dem Budokan Theatre als kleines „Hits“-Resümee der 70er-Jahre. Und reichlich Spielfläche zum Experimentieren -wie beispielsweise in „Double Trouble“ von Otis Rush -ließ den Gitarristen Clapton auch fast schon wieder gottgleich klingen.

Money And Cigarettes

Eric Clapton Warner, 1983

Nach seinem Alkohol-Entzug gibt Clapton gleich mal Sleepy John Estes‘ Parole „Everbody Ought To Make A Change“ aus und warnt die Liebste im feurigen Boogie „The Shape You’re In“:“I’m just telling you baby ‚cause I’ve been there myself.“ Ry Cooder gibt mit inspiriertem Zwischenspiel den neuen musikalischen Bruder, während die neue Stax-Muscle-Shoals-Kombi Donald „Duck“ Dunn/Roger Hawkins eine sichere Rhythmus-Bank ist. Die durchweg lässige, aber nie lahme Performance trägt das Warner-Debüt auch über schwächere Songs wie das unschwer zu entlarvende Hendrix-„Watchtower“-Rip-Off „Ain’t Going Down“.

From The Cradle

Eric Clapton Warner, 1994

Auf „Journeyman“ hatte Clapton sich 1989 noch nicht getraut, sein Blues-Ding voll durchzuziehen. Was man nach der Robert-Cray-Duftnote „Old Love“ schon schade finden konnte. Nach dem „Unplugged“-Erfolg zweifelte er nicht mehr und verbeugte sich mit „From The Cradle“ tief und intensiv vor dem Nachkriegs-Blues, der ihn im Prinzip schon seit seinen Anfängen inspiriert hatte – von Willie Dixon über Lowell Fulson bis zu Freddie King. Das einzige Problem der Hommage tritt gleich mit dem Opener „Blues Before Sunrise“ zutage: Dem Sänger Clapton geht das Understatement des Gitarristen Clapton hier leider ziemlich ab.

The Road To Escondido

J. J. Cale &Eric Clapton Reprise, 2006

36 Jahre nach Claptons Coverversion von „After Midnight“ durfte man dieses Duo-Album überfällig nennen. Cale schrieb hier fast alle Songs, was den Fan Clapton kaum gestört haben dürfte, kultiviert das Album doch ohnehin eine fast symbiotische Partnerschaft, befeuert von Gästen wie Derek Trucks oder Billy Preston (seine letzte Session) und auf einer Themen-Palette, die vom sentimentalen „Three Little Girls“ bis zur Protestnote „When The War Is Over“ reicht. Dem beiläufigen Vibe dieses Duos kann selbst die gewohnt sterile Produktion von Simon Climie erstaunlich wenig anhaben.

Live From Madison Square Garden

Eric Clapton & Steve Winwood Reprise, 2009

Das war wohl doch etwas zu kurz damals mit unserer Supergruppe, dachten sich Clapton und Steve Winwood und ließen an vier Abenden mit kleiner Band dort mitschneiden, wo 1969 die US-Tour von Blind Faith begonnen hatte. Winwood darf 39 Jahre später auch gleich mit „Had To Cry Today“ beginnen, bevor mit „Can’t Find My Way Home“ und Claptons Schmuckstück „Presence Of The Lord“ all das folgt, was man aus diesem Kapitel braucht. Dazu viel Blues, viel Hendrix, die übliche Dosis Cale und eine Verve, die sogar einen verstaubten Achtziger-Hit wie „Forever Man“ in den Jungbrunnen taucht.

Clapton

Eric Clapton Reprise, 2010

Weiter weg von Gott geht nicht. Auf „Hard Time Blues“, einem 30er-Jahre-Stück von Lane Harding, streichelt Clapton nur noch die Mandoline, während der getreue Doyle Bramhall II die Slide-Licks rauskitzelt. „Clapton“ ist mit einem neuerlichen J.J.-Cale-Duett (Robert Wilkins‘ „That’s No Way To Get Along“) und zwei weiteren Cale-Songs auch ein Nachklapp auf „The Road To Escondido“ – und zugleich mit Gästen wie Allen Toussaint und Songs von Hoagy Carmichael oder Irving Berlin eine Ouvertüre zur folgenden Kooperation mit Wynton Marsalis. Als Roots-Streifzug so breit angelegt wie kein anderes Clapton-Album.

Play The Blues: Live From Jazz At Lincoln Center

Eric Clapton &Wynton Marsalis Reprise, 2011

So gut gelaunt kommt er selten, der Blues. Was auch dem Konzept zu verdanken ist, das Gipfeltreffen von einer munteren Bläser-Kohorte in den Spuren des frühen New Orleans Jazz dominieren zu lassen. Entsprechend ist die Electric-Blues-Generation mit Howlin‘ Wolfs „Forty-Four“ nur einmal vertreten, während Clapton und Marsalis sich sonst im Repertoire von W. C. Handy oder Memphis Minnie hörbar wohlfühlen. Und nach anfänglichem Schock fügt sich sogar das Begräbniszug-Arrangement, das Marsalis für „Layla“ ausgeheckt hat, ins Gesamtbild.

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