Chuck Prophet
Der Prophet gilt nichts im eigenen Land, doch bei uns ist Chuck ein so oft wie gern gesehener Gast. Das Knaack ist rappelvoll und der Künstler aufgekratzt Neues Material, neue Dramaturgie, neues Glück. Wie ein billiger Jakob auf dem Jahrmarkt stimmt er das Publikum ein, durch ein Zweitmikro mit knisterndem, blechernem Sound. Erst der Wechsel zum Standmikro und ein fulminanter Einstieg ins musikalische Programm zerstreut Zweifel, die im Vorfeld die Runde im Club machten. Prophet, so bangte mancher Fan, werde doch um Himmels Willen nicht versuchen, die Studio-Spirenzchen seines aktuellen Albums „The Hur ting Business“ auf der Bühne zu reproduBedenken, die man sich getrost hätte schenken können. Denn kaum haben Chucks Finger das Fretboard umklammert, da verwandelt sich das nervöse Bündel Energie in den stilsicheren Saiten-Magier, den zu bewundern man gekommen war. Live bleibt Prophet bei seinen Leisten, auch bei den neuen Songs. Das klangtechnische Bristol-Derivat auf „Rise“ denken wir uns hinzu, ebenso die Rap-Einlage und Trip-Hop-Beats. Was gar nicht so einfach ist, denn ohne das Gerüst aus Effekten und Computer-generierten Geräuschen wirken diese Songs lustvoller und linearer. Melodische Spannungsbögen werden hörbar, die vordem verhangen waren. Chuck Prophet lässt es mächtig krachen, mischt frische Tunes mit solchen aus „Homemade Blood“ xxnd noch früheren Werken.
Never a dull motnent, insbesondere dann nicht, wenn er zum antiquarischen Mikrofon greift und eine seiner aberwitzigen Geschichten zum Besten gibt Die so unwahrscheinliche wie wahre Begebenheit im Wartesaal des Flughafens von Cleveland etwa, wo ein öliger El Vez auf einen unwirschen Randy Newman stößt und am Ende ein desorientierter Glen Campbell für Aufsehen sorgt Prophet legt sich mit Aplomb in diese Stories, das Jackett längst durchgeschwitzt, aber hemdsärmelig mag er uns nicht kommen. Coolness hat ihren Preis.
Doch sind da auch die innigen Momente, Chuck Prophet Wange an Wange mit seiner besseren Hälfte Stephanie Finch (wie eh „easy on the eyes“), die Harmonies zu „Tune Of An Evening“ verflochten, entwirrt und wieder zart verknüpft. Magnetismus, musikalisch wie emotional.