Verschollenes Interview: Chris Cornell glaubte, den Kampf mit seinen Depressionen gewonnen zu haben
Bereits 2007 äußerte sich Soundgarden-Sänger Chris Cornell in einem bis jetzt unveröffentlichten Interview über Depressionen und Ängste - aber auch über das Glück mit der eigenen Familie.
Auch wenn es später den Anschein hatte – häufig sprach Chris Cornell nicht über seine Depressionen. Ein Radio-Interview, das lange Zeit vergraben war, zeigt den Soundgarden-Sänger nachdenklich über das eigene Familienglück, Solo-Songs und den schweren Krieg gegen die eigene Krankheit.
Der Sänger von Soundgarden und Audioslave hatte sich am 17. Mai 2017 im Alter von 52 Jahren nach einem Konzert mit Soundgarden in Detroit in einem Hotelzimmer das Leben genommen. Der Suizid des Musikers sorgte in der Musikwelt für große Aufregung und setzte auch eine Diskussion über den Umgang mit Depressionen bei Musikern in Gang. Weitere Aufmerksamkeit kam Cornells Selbsttötung zu, als Linkin-Park-Frontmann Chester Bennington wohl mit voller Absicht am Geburtstag des Sängers freiwillig aus dem Leben schied.Chaotisches Leben in der Vergangenheit
In einer Folge von Mistress Carries „Side Piece“-Podcast für den Radiosender WAAF Boston kam das bisher ungehörte Interview mit Cornell aus dem Jahr 2007 nun am Donnerstag (15. Februar) zum Vorschein.
Cornell über düstere vergangene Zeiten und glückliche Momente in der Gegenwart: „Ich hatte sehr viel Glück und hatte ein glückliches Leben, aber auch ein wirklich chaotisches Leben, und ich habe einige ziemlich dunkle Phasen durchgemacht – einige davon selbst verschuldet, andere nur, weil ich enge Freunde und Leute verlor, die ich sehr vermisse.“
Das späte Familienglück habe ihm aber viel über die eigenen Zweifel und die stets präsente Depressionserkrankung hinweggeholfen. „Ich wusste nicht einmal, dass dies eine Möglichkeit, wie das Leben sein kann“, so Cornell. „Glücklich verheiratet zu sein, eine Familie zu haben, die auch Teil meiner Musikkarriere ist, und wo all das kein Balanceakt ist – wo es einfach nur so ist, wie es ist. Das ist es, was wir alle tun, zusammen. Das macht es besser!“
„Ich hatte nie dieses isolierende Gefühl, das ich sonst immer bekam“
In dem Gespräch thematisierte der Musiker auch seine Entscheidung, ein Soloalbum aufzunehmen („Carry On“, 2007). Vor allem eine völlig neue Herangehensweise bei der Produktion schenkte Cornell viel Gelassenheit. „Songs für meine Platte zu schreiben war anders als jede Erfahrung, die ich davor gemacht hatte“, sagte der Sänger.
„Anstatt in ein Studio zu gehen und in einem dunklen Raum zu sein – wie ich es gewohnt war – und alleine zu schreiben, war ich zu Hause im zweiten Schlafzimmer und mit meinen Kindern später draußen. Ich konnte sie stets herumlaufen hören. Ich konzentrierte mich nur auf das, was ich tat, und hatte dann meine Familie dort. Ich hatte nie dieses isolierende Gefühl, das ich sonst immer bekam. Und ein Teil davon brachte eben auch die Depressionen mit sich. Das gehört einfach nicht mehr zu meinem Leben, was fantastisch ist.“