Charme von gestern
HiFi der wertkonservativen Art steht auf der roten Liste der bedrohten Technik- Arten. Aber noch gibt es sie, die Bausteine mit dem klassischen Appeal und dem starken Klang.
Ein solider Vollverstärker und ein anständiger CD-Player, beide in klassischer Rack-Breite und schön stapelbar – das galt auf dem Höhepunkt der HiFi-Ära als ordentlicher Grundstock für jede diskutable Musikanlage. Heimkino-Boom, iPod-Manie, Mini-Mode und Netzwerk-Ideen haben diesen Grundsatz heute nach Kräften verwässert. Deshalb gibt es sie kaum noch, die klassischen Stereo-Gespanne mit der Lizenz zum Tönen. Sicher, als sündhaft teure High-End-Exoten kursieren sie noch in größerer Auswahl. Und als Flohmarkt-Objekte auf eBay-Seiten warten viele von ihnen auf ihre zweite Chance. Aber was haben die großen Konfektionäre der Zunft heute noch an ein-schlägiger Frischware zu bieten? ROLLING STONE hat die Lage sondiert und im schwindenden Angebot ein paar prächtige Hoffnungsträger entdeckt — Anlagen-Zentralorgane ganz im bewährten Stil der alten Zeiten. Es lohnt sich, den klassischen Kästen zu lauschen.
Wo Marantz draufsteht, ist HiFi der klangvollen Art drin. Dies haben die Jünger des guten Tons so verinnerlicht, dass sie für die Komponenten des Herstellers gern mal saftige Beträge hinblättern. Aber das müssen sie jetzt gar nicht mehr. So kostet der jüngste CD-Player des Hauses, das Modell CD5OO3, gerade einmal 269 Euro. In seinem Inneren sorgen unter anderem hochkarätige Wandler mit den Eckdaten 24 Bit/192 Kilohertz für feinsinnige Klänge. Obendrein kann der Apparat selbst gebrannte Scheiben mit Musik in MP3- oder WMA abspielen. Dazu passt dann der kongeniale, mit Kunstgriffen wie einer Strom-Gegenkopplung auf präzise, plastische Wiedergabe gezüchtete Vollverstärker PM5OO3 (um 299 Euro) natürlich wie maßgeschneidert.
Auch Onkyo hält den klassischen HiFi-Komponenten unverbrüchlich die Treue – mit modernen technischen Mitten. Bestes Beispiel: der Vollverstärker A-9555 (um 590 Euro). Das Kraftpaket arbeitet mit digitalen Endstufen und entlockt ihnen satte Leistungsreserven, die selbst für stromhungrige Boxen reichen. Neben sechs konventionellen Quellen, zu denen — Achtung, Vinyl-Freunde! – auch ein analoger Plattenspieler zählt, kann eine spezielle iPod-Dockingstation Kontakt zum Gerät aufnehmen. Eine Infrarot-Fernbedienung bietet zeitgemäßen Komfort. Der passende CD-Player DX-7555 (um 500 Euro) garantiert mit 24-Bit/192-Kilohertz-Wandlern und mit speziellen Korrckturschaltungen für extrem stabilen Digitaltakt souveräne Klangeigenschaften. Wenn er soll, spielt der DX-7555 auch MP3-Konserven ab.
Als Quelle für wertkonservatives HiFi zu freundlichen Preisen hat sich NAD schon vor Jahrzehnten einen Namen gemacht. Zu den jüngsten NAD-Errungenschaften zählt das Tandem aus dem CD-Player C 515BEE (um 295 Euro) und dem Vollverstärker C 315BEE (um 350 Euro). Der flache Player – auch er beherrscht die MP3-Wiedergabe – spielt klanglich tatsächlich in einer weit höheren Liga, als sein doch eher puristisches Outfit vermuten lässt. Und der passende Verstärker-Flachbau gilt unter HiFi-Testern sogar als echter Geheimtipp.
Sie sind wieder da, die selbstbewussten HiFi-Schönheiten der 70er Jahre. Yamaha hat sie in die Gegenwart gebeamt. Der CD-Player heißt CD-S2000 und kostet um 1600 Euro, der passende Vollverstärker hört auf den Namen A-S2OOO und ist für 1900 Euro zu haben. Kostspielig? Sicher, aber die beiden HiFi-Maschinen sind jeden Euro wert, stecken sie doch randvoll mit überragender Technik. Die offenbart sich zum Beispiel, wenn der Player seine flache Aluminium-Lade lautlos aus dem Gehäuse gleiten lässt. Oder wenn seine symmetrisch arbeitenden Super-Wandler Dynamik-Rekorde erzielen. Und wenn beide Komponenten dann nach Studio-Manier über professionelle XLR-Kabel Kontakt aufnehmen, um gemeinsam aufzuspielen, geht die Sonne auf- so klar, so präzise, so luftig und so lebendig geht dieses Edel-Tandem zu Werke.
Wer auch bei Kenwood immer noch klassisches HiFi vermutet, tippt richtig. Allerdings variiert der Hersteller das Thema auf seine Art: Die beiden Komponenten der Anlage K-1OOO stecken in schmalen Kompaktgehäusen, und der Verstärker bringt auch gleich noch einen eingebauten Tuner samt RDS-Funktion mit. Das ganze Paket kostet um 1000 Euro, und wer mag, kann noch passende Zweiwege-Boxen für weitere 400 Euro dazu ordern. Der Verstärker arbeitet komplett digital. Unverkennbare Einflüsse der fortgeschrittenen Digital-Ära offenbart auch der CD-Spieler: Er gibt neben „normalen“ Silberscheiben auch Konserven wieder, die in MP3, WMA oder in AAC codiert sind. Wenn es sein muss, poliert der Verstärker die komprimierten Konserven mit einem Klangtuning-Verfahren dann wieder auf Hochglanz.