Charlie Watts über das Geheimnis der Rolling-Stones-Zunge
Mick und Charlie trafen viele Entscheidungen zur Ästhetik der Band gemeinsam – der eine ergänze den anderen
Charlie Watts galt nicht nur als essentielles Mitglied der Rolling Stones, er war auch einer der besten Schlagzeuger aller Zeiten. Er verstarb am Dienstag (24. August) im Alter von 80 Jahren.
Watts war aber nicht nur der Drummer der Band, er zeichnete auch mitverantwortlich für die Ästhetik der Stones: Bühne, Merchandise, nicht zuletzt die berühmte rote Zunge. Im Interview mit ROLLING-STONE-Autor David Fricke im Jahr 2005 erzählte Watts vom Anspruch, den er an ein gelungenes Image der Rolling Stones stellt.
David Fricke: Viele Stones-Fans wissen wahrscheinlich nicht, dass Du mit Mick aktiv das Grafik-Design der Stones erarbeitest: Die Bühne, das Artwork, Merchandise. Was benötigt das ideale Image?
Charlie Watts: Es muss catchy sein und hoffentlich schön. Nur nicht kitschig. Die Zunge ist dafür ein klassisches Beispiel. Mich selbst zieht es direkt zu den schönen Dingen. Aber weil wir eine sehr große Band sind, brauchen wir auch etwas schlichteres, eingängigeres. Micks Musikgeschmack zum Beispiel ist nicht so versponnen wie meiner. Er orientiert sich an Blues und R&B. Bei unserer letzten Tournee schwärmte er wie verrückt von Beyoncé, „Crazy In Love“. Es lief die ganze Zeit, er tanzte dazu. Visuell ist es mit der Arbeitsteilung ähnlich. Ich suche die richtige Farbe aus, und Mick verpasst der Sache dann eine gewisse Eckigkeit. Falls ich zu sehr zu Pink tendiere oder Hellgrün, gibt er der Sache den richtigen Rot-Anstrich – was ich wiederum abscheulich finde. Ich bin kein großer Fan vom Titel dieser Tour und des Albums („A Bigger Bang“). Aber was es hervorbringt, verzaubert mich – und das ist die Hauptsache.