Cassie Ventura sagt unter ihrem echten Namen im Diddy-Prozess aus
Im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs sagt Ex-Freundin Casandra Ventura öffentlich aus.

Casandra „Cassie“ Ventura, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin, wird im anstehenden Strafprozess gegen ihren Ex-Freund und Hip-Hop-Mogul Sean „Diddy“ Combs nicht anonym auftreten, sondern unter ihrem vollen Namen aussagen. Noch bis vor Kurzem wurde Ventura in den Gerichtsunterlagen als „Opfer 1“ geführt. Doch laut einer am 4. April 2025 eingereichten Mitteilung der Staatsanwaltschaft habe sie sich nun entschieden, öffentlich auszusagen: „Sie ist bereit, unter ihrem eigenen Namen vor Gericht zu sprechen“, hieß es in dem Schreiben.
Die drei weiteren Frauen und mutmaßlichen Opfer im Verfahren – gerichtlich „Opfer 2“, „Opfer 3“ und „Opfer 4“ genannt – möchten hingegen anonym bleiben. Die Staatsanwaltschaft beantragte, ihre Identitäten zu schützen, um sie vor öffentlicher Bloßstellung, Belästigung und Einschüchterung zu bewahren.
Über 60 Zivilklagen gegen Sean Combs
Ventura, heute 38, war zwischen 2007 und 2018 in einer langjährigen On-off-Beziehung mit dem 17 Jahre älteren Rapper. Im November 2023 reichte sie eine Zivilklage gegen ihn ein, in der sie ihn der Vergewaltigung, Misshandlung und des Menschenhandels beschuldigte. Der Fall wurde zwar bereits nach einem Tag durch eine außergerichtliche Einigung beendet, doch ihre Klage löste eine regelrechte Lawine aus: Inzwischen sind über 60 weitere Zivilklagen gegen den 55-Jährigen Rapper eingegangen – darunter klagen Models, Musiker:innen, Sicherheitskräften, sowie auch von Personen, die zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Taten noch minderjährig waren. Combs weist die Vorwürfe über seine Anwälte entschieden zurück und bestreitet alle Anschuldigungen gegen ihn.
Die „Freak-Offs“ und ein System der Kontrolle
Venturas Anklage wirft Combs vor, über Jahrzehnte hinweg ein kriminelles Netzwerk aufgebaut zu haben, mit dem Ziel, Menschen – vor allem Frauen – sexuell auszubeuten. Zentrales Element dabei seien die sogenannten „Freak-Offs“ gewesen: laut Staatsanwaltschaft aufwendig inszenierte Sexpartys, bei denen Betroffene zu Performances genötigt wurden.
Ventura beschreibt in ihren Vorwürfen ein System aus emotionaler Manipulation, finanzieller Kontrolle, Isolation und Gewalt. Die neue Anklageschrift vom 4. April 2025 erhebt zusätzliche Vorwürfe, darunter ein weiterer Fall von Menschenhandel im Zusammenhang mit „Opfer 2“. Combs soll diese Frau gezielt rekrutiert und grenzüberschreitend transportiert haben, um sie unter Zwang zur Prostitution zu bringen – ein Verstoß gegen das sogenannte „Mann Act“, ein US-Bundesgesetz gegen Menschenhandel.
Ein weitere erschütternde Klage: Die Modedesignerin Bryana „Bana“ Bongolan berichtet, Combs habe sie in einem Streit über das Geländer eines 17-stöckigen Balkons gehalten – ein Vorfall, der als „special sentencing factor“ als verschärfender Straf-Faktor in das Urteil einfließt.
Video bestätigte zentrale Vorwürfe
Der Wendepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung des Prozesses kam im Mai 2024, als CNN ein Überwachungsvideo aus dem InterContinental Hotel in Los Angeles veröffentlichte. Die Aufnahmen zeigen, wie Combs in einem Bademantel Cassie im Hotelflur verfolgt, sie zu Boden stößt, gewaltvoll tritt und zurück ins Zimmer schleifen will. Die Szene stammt aus dem Jahr 2016 und bestätigt zentrale Elemente aus Cassies Zivilklage.
Obwohl Combs sich später für die Szene entschuldigte, behauptete seine Verteidigung im März 2025, das Video sei manipuliert worden – ein Vorwurf, den Venturas Anwalt Douglas Wigdor vehement zurückwies: „Das Video zeigt genau, was passiert ist. Und es wird vor Gericht eine Rolle spielen“ (via „People“). Weiter betonte er: „Worte können nicht den Mut und die Tapferkeit ausdrücken, die Frau Ventura gezeigt hat, als sie sich meldete, um dies ans Licht zu bringen“ (via „Wigdor“).
Combs auf der Klagebank – Prozessbeginn im Mai
Sean Combs befindet sich seit seiner Verhaftung im September 2024 in Untersuchungshaft im Metropolitan Detention Center in Brooklyn. Er plädiert auf nicht schuldig und bezeichnet alle Vorwürfe als falsch: Die Beziehungen seien „einvernehmlich, privat, erwachsen“ gewesen. Eine Freilassung auf Kaution wurde ihm mehrfach verweigert. Der Prozess gegen ihn soll am 5. Mai 2025 beginnen.
Eine Klage gegen Sean „Diddy“ Combs wurde bereits abgewiesen. Eine anonyme Klägerin hatte behauptet, Combs hätte 1995 auf einer Party in New York versucht, sie sexuell zu belästigen und geschlagen, als sie sich weigerte. Ihr Anwalt Tony Buzbee beantragte im Januar, dass sie anonym bleibt, was das Gericht jedoch ablehnte. Die Frau hatte bis zum 20. März Zeit, ihre Klage mit ihrem echten Namen einzureichen, was sie jedoch nicht tat, wodurch der Fall offiziell geschlossen wurde. Combs‘ Anwälte begrüßten das Urteil und bezeichneten die Klage als unbegründet. Dies ist nicht der erste Fall, der abgewiesen wurde, auch frühere Klagen wurden bereits zurückgewiesen. Trotzdem bleibt der Fall von Rodney „Lil Rod“ Jones, einem ehemaligen Musikproduzenten von Combs, weiter in der Verhandlung, wobei einige seiner Vorwürfe weiterhin bestehen.