Caspers neues Album: Privates und Politisches für die Generation Y
Bei den Aufnahmen zu „Lang lebe der Tod“ fühlte Casper sich genauso schlecht, wie es der Welt gerade im Ganzen geht. Darum ist ihm die perfekte Verschränkung von Politik und Privatem gelungen: das „Monarchie und Alltag“ der Generation Y
>>> im Handel: ROLLING STONE, Ausgabe 9/2017 mit großem Casper-Porträt
Einen bunten Strauß existenziell besorgter Lieder bietet der in der Nähe von Berlin lebende Sänger und Sprechgesangskünstler Benjamin Griffey alias Casper auf seinem neuen Album, „Lang lebe der Tod“. Die Grundstimmung des Werks wechselt zwischen Zorn, Verzweiflung, Mutlosigkeit und gelegentlichen Momenten des Lichts und der Hoffnung. Der Tod spielt stets eine tragende Rolle, wie es der Titel schon nahelegt. Mit drei Gästen – darunter der beliebteste deutschsprachige Todesromantiker, Blixa Bargeld – sinniert Casper im eröffnenden Titelstück über den Umstand, dass sich Ewigkeit allein in der Vergänglichkeit findet. Im dazugehörigen Video sieht man, wie ein junges Liebespaar in einem finsteren Wald vor grimmigen Verfolgern flieht – sie wollen das Paar für seine verbotene Liebe bestrafen. Als die Flüchtenden gefangen sind, wird die junge Frau gefesselt und der junge Mann zunächst gefoltert und dadurch zu Tode gebracht, dass ihm bei lebendigem Leib das Herz herausgeschnitten wird. Eine Heuschreckenbrut nistet als dann in der offenen Wunde und verwandelt sich in einen herrlichen Schwarm, der am Ende in einen verhangenen Himmel aufsteigt.
Casper im Porträt
Zum Gespräch über das Album erscheint Casper gesundheitlich angeschlagen. Er hat sich auf einer Hochzeitsfeier, ein paar Tage zuvor, eine schwere Erkältung sowie eine Magen-Darm-Beschädigung zugezogen, es scheint sich also um ein rauschendes Fest gehandelt zu haben. Warum ist die Stimmung auf seinem neuen Werk denn so düster? Und warum hat es mit der Produktion so lange gedauert? Das Titelstück mit dem Video erschien schon im vergangenen Sommer, das Album und die dazugehörige Tour waren für die folgenden Monate anberaumt. Dann wurde alles abgesagt und um ein Jahr verschoben.
„Ja“, sagt Casper, „das war eine schwierige Zeit. Ich hatte mit den drei vorherigen Platten, ,Hin zur Sonne‘, ,XOXO‘ und ,Hinterland‘, gewissermaßen eine biografische Trilogie vorgelegt, ich hatte von meinen Wurzeln erzählt und von meinem Coming-of-Age. Damit hatte ich abgeschlossen, und ich wollte nun etwas völlig anderes machen. Etwas anderes erzählen und aus den musikalischen Formaten ausbrechen, in denen ich mich vorher bewegt hatte.“
Lesen Sie im neuen ROLLING STONE: das große Casper-Porträt. Und warum das neue Werk „Lang lebe der Tod“ in seinen besten Momenten und in der Gesamtheit seiner musikalischen Architektur nichts anderes ist als das „Monarchie und Alltag“ der Generation Y.