Caribou

Mehr als bloß die Vorgruppe: Radiohead nehmen eine ebenbürtige Band mit auf Tournee

Man kann ja von Radiohead halten, was man will. Bei der Auswahl ihrer Vorgruppen beweisen sie verlässlich Geschmack. So auch in diesem Jahr: Als Support auf der Europa-Tournee dient der singende und beatbastelnde Mathematiker Dan Snaith mit seiner fabelhaften Band Caribou. Schon auf der Remix-LP von „The King Of Limbs“ war kürzlich eine Caribou-Version des Stücks „Little By Little“ zu hören. Das passt: In der Verbindung von Avantgardismus und Pop, von einprägsamen Songs und vertrackten Produktions- und Klang-Ideen sind Caribou der Band von Thom Yorke zumindest ebenbürtig.

Seit dem Jahr 2000 hat Dan Snaith zunächst unter dem Namen Manitoba eine Reihe psychedelischer Indie-Rock-Platten herausgebracht. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm 2010 mit „Swim“: ein Meisterwerk, zweifellos eines der tollsten Alben des Jahres, ebenso makellos wie originell in seiner Verbindung von blasser Indie-Rock-Melancholie und farbsatten Clubsounds, wobbelnden Bässen und polyrhythmischem Klipp-Klapp-Geklöppel. Eine hoch kalkulierte Musik, die jedoch wiederum wie bei Radiohead stets genügend Raum zur musikalischen Abweichung lässt, zur Variation und Improvisation. Bei den Konzerten von Caribou werden die Stücke mal als euphorisch treibende Elektro-Tracks interpretiert, mal als vernebeltes Krautrock-Gegniedel.

Auch das Doppelalbum „Swim“ kann man hundertmal hören und entdeckt doch immer wieder neue Details unter den scheinbar so leicht dahingehenden Dance-Pop-Dramaturgien. Hier klimpert ein House-Piano über klickernde Kuhglocken und trocken geklöppelte Xylofon-Sounds; dort perlt plötzlich eine spirituelle Alice-Coltrane-Harfe empor. Eine kosmische Musik für den Hipster von heute: besternte Ernte!

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