Campino, AfD und BSW: Versuch’s Mal mit Gemütlichkeit

Der Sänger der Toten Hosen rät zu unaufgeregten Umgang mit radikalen Parteien

Die Toten Hosen machen Pause. Sänger Campino gibt den weisen Staatsbürger. In der Talksendung von Markus Lanz, wo er am gestrigen Abend (23. 10.) gemeinsam mit Juli Zeh über die Lage der Nation diskutierte, forderte er frei nach Udo Lindenberg „weniger Panik“ vor AfD und BSW.

Lanz leitete seine Sendung in kleiner Runde mit der knackigen Ansage „Sensible Schriftstellerin trifft Punkrocker“ ein, um einen weiten Parkour über Gesellschaft, Demokratie und der Debattenkultur zu eröffnen.

„Streitkultur ist eigentlich gut“

Darin befand Campino angesichts der aufgeheizten Stimmung im Lande: „Streitkultur ist eigentlich gut. Nur Streit wäre dann für mich was anderes, außer sich immer nur anzuschreien. Es müsste dann auch um echte Argumente gehen.“

Sein eindringlicher Ratschlag: Keine Angst vor radikalen Parteien. Stattdessen sachlich und ruhig bleiben. Nach seiner Diagnose würden sich „die Radikalen“ früher oder später selbst blamieren. Zudem wäre dieses Motzen und Stänkern von außen keine Leistung. „An der Seite stehen und hinpinkeln, wenn andere Leute versuchen, was hinzukriegen, das ist das Leichteste.“

Im aktuellen Regierungsspektrum habe er das Gefühl, dass die etablierten Parteien geradezu panisch sind und man sich „von BSW und AfD vor sich hertreiben“ lasse. Seine Empfehlung für die Ampel-Koalition: Nicht immer wieder an den nächsten Wahltermin denken und versuchen, sich als einzelne Partei in einer Koalition zu profilieren, sondern man müsste sich verabreden und sagen: ‚Pass auf, wir lassen jetzt eine Zeit lang diese Parteirivalitäten sein.‘

„Tranquilo!“

Campino und Juli Zeh wollten wenig davon wissen, dass „die Zeiten heute schlimmer denn je“ wären. Man verwies auf Kindheits-Erinnerungen im Kalten Krieg, in einem geteilten Deutschland mit riesigen US-Kasernen und Pershing-2-Raketen. Bekämpft vom Terror der RAF.

Schriftstellerin und Verfassungsrichterin Zeh wollte die Diagnose der „Krise“ nicht komplett von der Bettkante stoßen. Doch der Umgang damit sei vor allem „wahrnehmungsgesteuert“. Im Abgleich mit dem eigenen Leben hatte Zeh eine ähnliche Empfehlung, wie es der Punk-Altmeister aus Düsseldorf auch der etablierten Politik anrät: Tranquilo! Es eben nicht „mit diesem Topos der Apokalypse, der Angst, der Machtlosigkeit“ zu versuchen.

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