Das macht FKA Twigs zugleich so stark und verletzlich
Die Sängerin spricht mit ROLLING STONE über ihren Körper und ihre Beziehung zu sich selbst.
FKA Twigs spielt mit Verführung. Sie verkörpert in ihrem umfangreichen Werk eine betörende Anziehungskraft, die selbst diejenigen, die sie nicht kennen, in ihren Bann zieht. Vielleicht ist das der Grund, warum Twigs‘ neues in der „Calvins or nothing“-Kampagne so eindeutig hypnotisierend wirkt (weswegen sie möglicherweise in UK verboten wurde).
Im Vergleich zu vielen anderen Models in den Kampagnen von Calvin Klein bleiben Twigs‘ Bewegungen weich und lebendig, wie die Grautöne, die sich sanft in die Fotos einfügen. In jedem Bild bleibt sie in der Bewegung, gefangen zwischen fließenden Posen. Mert Alas & Marcus Piggott beobachten eine Künstlerin bei der Arbeit. „Twigs ist zunächst eine gute Freundin von mir“, erklärt Alas. „Wir haben viele gemeinsame Erfahrungen und inspirierende Gespräche zusammen, deshalb wollte ich, dass ihr Engagement für Calvin Klein sehr echt ist und das widerspiegelt.“
Abgesehen von der zarten, verletzlichen Natur der Bilder gibt es einen roten Faden der Stärke darin. „Du ziehst dich buchstäblich für die Öffentlichkeit aus“, so Twigs.
Zwischen Sanftheit und Stärke
„Über Körperlichkeit wird gerade viel diskutiert“, erklärt sie und verweist auf die Inkonsequenz der Modebranche, alle Körpertypen zu berücksichtigen. Obwohl in den letzten Jahren eine aufkeimende Veränderung bei Luxus- und Einzelhandelsmarken zu beobachten war, haben sich die letzten Monate wie ein Rückschritt angefühlt. „Wir sind von der Darstellung sehr fitter weiblicher Körper zu der Besessenheit übergegangen, vor allem sehr dünne Menschen zu zeigen.“
Diese Dichotomie zwischen sanft und kraftvoll ist etwas, das Twigs beherrscht wie keine andere. Als „Cellophane“ 2019 veröffentlicht wurde, kommentierte das Publikum schnell ihren Stangentanz im dazugehörigen Video. Es ist ein Moment der schieren Bewunderung für ihre körperlichen Fähigkeiten, während sie gefühlvolle Texte wie „And didn’t I do it for you?/Why don’t I do it for you?“ flüstert. Das sehen wir auch in Videos wie dem kürzlich veröffentlichten „Killer“. Hier zeigt sie in einem choreografierten Set völlige Kontrolle, parallel zu dem intimen Text „Something in the way you put your hands on my waist/Pulled me nearer“.
Abgesehen von ihrer Körperlichkeit zeigt sich diese Dualität auch in ihrer Musik. „Honda“, das mit ätherischen Chorgesängen eingeleitet wird, kombiniert eine harte Basis mit flottem Tempo, während sie Texte wie „I wonder why you so delicia, baby, you can roll, here’s a rizla/Honda, smoke while we glide on the M way“ rappt. Oder „Papi Bones“, in dem schwere spanische Beats mit ihrem leichten Gesang verschmelzen.
Man muss die totale Kontrolle über sich haben, um ein Werk in völliger Ausgewogenheit zu produzieren, so wie sie es tut. Was bisher dabei herausgekommen ist und sicher auch in dieser Kampagne nachhallen wird, ist klare Unterstützung und Bewunderung.
„Die beste Form des eigenen Selbst zu sein, das ist immer in Mode“, fügt sie hinzu.
Dieser Text von Kyle Lamar Rice ist eine Übersetzung eines exklusiv auf rollingstone.com erschienen Artikels.