Bushido: Blutige Nase für Staatsanwalt im Prozess gegen Abou-Chaker
Gerichtsreporter kommentieren, dass Anklage gegen Clan-Chef von Anfang an Schieflage hatte
Der dreieinhalb Jahre andauernde Prozess „Bushido gegen Arafat Abou-Chaker“ endet mit einem Quasi-Freispruch für den Boss der berlinerisch-libanesisch-palästinensischen Großfamilie. Außer Spesen nix gewesen nach 114 Prozesstagen. Freispruch des Landgerichts Berlin in allen Hauptanklage-Punkten.
Lediglich für den konspirativen Mitschnitt von Gesprächen mit Bushido wurde Abou-Chaker verurteilt. Diese Geldstrafe zahlt er aus der Portokasse.
Von dem Hintergrund diverser kapitaler Strafsachen der Abou-Chakers hatten die Ermittlungsbehörden gehofft, in ihrem Kampf gegen die Bandenkriminalität endlich einen Wirkungstreffer setzen zu können.
Dabei setzten sich auf einen windigen Kronzeugen namens Bushido.
Das Ergebnis ist seit gestern klar: Freispruch für den Clan-Chef. Nach einem kostspieligen Langzeitprozess. Vor diesem Hintergrund schreibt nicht nur die Berliner Lokalpresse. „Organisierte Kriminalität jubelt, der Staat bleibt zahnlos“.
Die Richter nahmen in der Begründung des Urteils die Schwächen der Anklage in Verbindung mit den Erzählungen des Rappers Bushido aufs Korn. Mister „Vom Bordstein zur Skyline“ wurde bekanntlich in seiner Ära als großer Gangster Rapper von Abou-Chaker gemanagt, als er das Indie-label Aggro Berlin später in Richtung Universal Music verlassen hatte.
Es ging in dieser Gemengelage, die wie bei vielen US-Rap-Vorbildern schließlich eskalierte, um „Money, Bling, Bling & Big Fame“.
Die „Beweislage“ der Staatsanwaltschaft war von Anfang umstritten. Zu sehr waren die Angaben Bushidos geprägt vom früheren Bündnis unter Mackern, das in gekränkten Eitelkeiten sowie angedrohter und echter Gewalt endete. Die Aura des Unglaubwürdigen schwebte durch den Gerichtssaal. Zu wenig für einen Verfahren, das im Hinblick auf den Kampf gegen die „OK“ ohnehin unter besonderen Beobachtung stand.
Dazu kommt der Endlos-Modus des Verfahrens. Beim Studium der Berliner Boulevardmedien wurde man den Eindruck nicht los, die cleveren Anwälte von Abou Chaker haben Katz und Maus mit dem Hohen Gericht gespielt. Auch Bushido machte selten eine gute Figur.
Für die Justiz ist das „Prinzip Hoffnung“ einfach zu wenig, im Laufe der langen Zeit doch noch eine „smoking gun“ präsentieren zu können, die eine für eine Verurteilung gerechtfertigt hätte.
Am Ende sind sich die meisten Bobachter sicher: Dieser Endlos-Prozess mit Dauer-Show-Charakter hat weit mehr Flurschäden verursacht, als dass er jemals „eingebracht“ hätte.