Bruce Springsteen im ROLLING-STONE-Interview
Im Interview mit dem US-amerikanischen ROLLING STONE sprach Bruce Springsteen über seine Australien-Tour, über Shows in Überlänge und seine neue 12-Inch-Vinyl, die anlässlich des Record Store Day veröffentlicht wird.
Die Kollegen vom US-amerikanischen ROLLING STONE trafen Bruce Springsteen anlässlich seiner Australien-und-Neuseeland-Tournee in Auckland. In seinem Hotelzimmer sprach der Boss über die vergangenen Shows, Bee-Gees-Covers und seine neue 12-Inch-Vinyl, die anlässlich des Record Store Day veröffentlicht wird. Lesen Sie hier einen übersetzten Auszug daraus.
Auf Ihrer australischen Tour haben Sie einige australische Songs ausgewählt, Barry Gibb tweetete sogar, dass Sie „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees zu neuem Leben erweckt hast. Sind sind wirklich tief in die Lyrics eingetaucht. Was war Ihre Herangehensweise?
„Wer ist der größte australische Act der Welt?“ The Bee Gees. In meiner Playlist habe ich eine riesige Disco-Auswahl – ich mag Disco-Musik aus den Siebzigern sehr. Die Bee Gees haben tolle Platten gemacht und „Stayin‘ Alive“ war einfach ein großartiger Song. Ich habe Steve [Van Zandt] gesagt: „Morgen spielen wir’Stayin‘ Alive‘!“, und er antwortete: „Okay, damit hast du mich jetzt. Ich weiß echt nicht, wie wir das angehen sollen“. Tom Morello meinte: „Ich möchte gar keine anderen Ideen vorbringen, weil ich wissen will, wie wir das hier abziehen werden“. Steve antwortete, „Ich kann mir das nicht vorstellen“. Ich war mir klar, okay, ich werde es nicht so singen können, wie sie es getan haben, also würde ich an Marvin Gaye auf „What’s Going On“ denken, an „Troubleman“ und anBlaxpoitation Pictures. Ich dachte, ich bringe dieses Stück einfach in meine Tonart und singe es wie einen Blues, wie einen Inner-City-Blues, der nahtlos in „What’s Goin‘ On“ übergehen könnte. Als es glaubwürdig klang, wusste ich, dass wir es machen können.
Sie legen die Latte, was ein Rock-Konzert sein kann, höher. Sie lernen am Tag des Konzerts neue Songs. In Brisbane haben Sie ein achtköpfiges Streicher-Ensemble dazugenommen und dann „The Wild, the Innocent & the E Street Shuffle“ gespielt. Versuchen Sie, die Grenzen zu erweitern?
Nein, wir machen einfach, was wir schon immer gemacht haben. Ich habe versucht, ein paar Dinge zurück zu bringen: Geschichtenerzählerei, mit der ich vor vielen Jahren aufgehört habe. Ich mache das nicht jede Nacht, es ist etwas, dass du spontan bringen musst. Ich habe das ein Stück weit wieder ins Rennen gebracht Ich wollte für Brisbane etwas ganz anderes machen, weil wir die anderen drei Alben spielten, und wir hatten eine tolle Zeit damit, die Stücke von „The Wild, the Innocent & the E Street Shuffle“ zu spielen. Ich war auch sehr vorsichtig, weil ich wusste, dass wir in Australien bis 1985 nicht wirklich einschlugen. Ich ging davon aus, dass es dort eine Menge Menschen geben würde, die diese Platte gar nicht kennen.
Sie haben in Sydney etwas in Bezug aufs Livespielen gesagt: Sie und die Band, Sie müssten das machen.
Die meisten Musiker sind Musiker, weil sie es sein müssen. Bonnie Raitt hat mich damit immer ein wenig geneckt: „Der Junge hat etwas in sich. Es muss raus kommen“. Das ist der Fall. Es ist wirklich so, dass du es machen musst. Warum würdest du sonst drei Stunden und 45 Minuten oder so spielen?
Sie haben einmal gesagt, das Härteste sei, den Willen zu behalten. Das war in den Neunzigern, aber Sie haben sich den Willen offenbar wirklich gut behalten.
Vielleicht ist es für manche hart, aber ich habe genug schlechte Dinge, die in meinem Kopf rumspuken. Das hier aber bleibt sehr heilsam und ausgleichend. Du musst den Willen behalten, es zu machen – sobald die Show gebucht ist, du bist backstage, du bist vielleicht müde, du möchtest vielleicht einfach nur schlafen, aber dieser Gang von der Garderobe zur Bühne, der kriegte mich immer. Irgendwas wird zwischen diesen beiden Punkten bei mir angeschaltet.
Sie haben gesagt, dass es bei Ihren Platten so ist, dass der erste Song quasi Fragen hochbringt, die dann am Rest des Albums beantwortet werden. „High Hopes“ entstand in mehreren Sessions, aber es fühlt sich sehr kohärent an.
Die Dinge kamen eben zusammen. The Seeger Sessions enstanden im Laufe einer ganzen Dekade. Und es klingt absolut zusammenhängend.Wenn du schon länger am Leben bist, sind zehn Jahre nicht mehr so lang. Also ist das Material, das ich in den letzten zehn Jahren geschrieben habe, aktuell für mich. Das ist so, als hätte ich es gestern gemacht.
Sie veröffentlichen eine 12-inch-Vinyl-EP, „American Beauty“, zum Record Store Day am 19. April. Sie beinhaltet bisher unveröffentlichte Songs, „Mary Mary“, „Hey Blue Eyes“ und „Hurry Up Sundown“. Was können Se uns darüber erzählen?
Es gibt darauf ein paar sehr schöne Dinge. Das Ganze ist Material der letzten Dekade. Ich glaube, dass „American Beauty“ ein Demo war, das ich dann mit Brendan [O’Brien, Produzent – Anm.] nie weiterbearbeitet habe. Einen der Songs haben wir für „Magic“ oder für „Working On A Dream“ geschrieben. Das ist einfach gute Musik, die es dann eben nicht auf die Platte geschafft hat. Ich dachte, es wäre eine gute Zeit, die Plattenläden zu unterstützen, die einerseits schwinden, andererseits zur gleichen Zeit aber neue Musik rausbringen.