Brian Jones: Leben und Tod des Rolling Stone
Wie konnte es zu der Tragödie kommen – und was geschah in der Nacht des 3. Juli 1969?
Auf den Tag genau zwei Jahre vor Jim Morrison starb Brian Jones am 3. Juli 1969 auf seinem Anwesen Cotchford Farm in englischen East Sussex. Zwischen ihnen ließen auch Janis Joplin und Jimi Hendrix ihr Leben. Rasch entwickelte sich die Legende des Club 27, der tragische Kreis weltbekannter Rockstars, die allesamt mit nur 27 Jahren Abschied von der Welt nahmen. Allen gemein war ein Leben, das von Drogen, Alkohol und den Lasten des Ruhms geprägt war. Die Art Ikone, die bei Elvis ihren Ursprung findet, forderte in den Jahren zwischen 1969 und 1971 mehrere Opfer, die diesem Leben nicht gewachsen waren. Der erste von ihnen war Brian Jones.
Als Sohn eines Flugzeugingenieurs und einer Klavier- und Orgellehrerin wurde Lewis Brian Hopkins Jones am 28. Februar 1942 in eine musikalische Mittelklasse-Familie geboren. Zwar durchlebte er eine weitgehend behütete Kindheit im Südwesten Englands, doch ein erster Schicksalsschlag traf ihn früh. Seine jüngere Schwester Pamela starb mit nur 18 Monaten an Leukämie. Jones flüchtete sich in die Musik, hörte die LP-Sammlung klassischer Musik seiner Eltern und entdeckte schließlich den Jazz und den Blues. Besonders Elmore James und Robert Johnson hatten es ihm angetan. Er fühlte das Leid und die Sehnsucht, die in dieser Musik mitschwang. Sie hießen ihn willkommen und nahmen ihn in ihre Mitte – ein Gefühl, das sich seit dem Tod seiner Schwester bis zu seinem eigenen Ableben nie wieder verabschieden sollte.
Keine Konformität
Brian Jones war ein guter Schüler, obwohl er der Institution Schule nie viel abgewinnen konnte. Er stieß sich an der Konformität und der Autorität der Lehrer. Zu sehr lebte in ihm der Freigeist und der Wille, sich selbst zu verwirklichen. Nachdem er es anfänglich mit Klarinette und Saxophon versucht hatte, bekam er als Teenager seine erste Gitarre geschenkt. Mit diesem Werkzeug in der Hand wusste er genau, wie er sein Ziel der Selbstverwirklichung erreichen konnte. Mit 17 Jahren schwängerte er seine damalige Freundin, mit der er vor dem Abschluss die Schule verließ. Die Geburt seines Sohnes verwirrte Brian Jones. Zu diesem Zeitpunkt war er ein noch unreifer und überforderter Junge, der die Verantwortung von sich schob und die Trennung von seiner Freundin damit unausweichlich machte. Nach einer kurzen Zeit im Ausland kehrte er nach England zurück und zeugte zwei weitere Kinder mit zwei weiteren Frauen.
1961 zog es ihn nach London. Für die Belange seiner Kinder interessierte er sich dabei wenig. Vielmehr suchte er den Zugang zur Blues-Szene der Stadt – das Raue und Wilde, laut und dreckig, vom Alkohol getränkt und stets vom Schwermut begleitet. Nicht lange nach seiner Ankunft traf Brian Jones auf Alexis Korner, Paul Jones und den zukünftigen Cream-Bassisten Jack Bruce, mit denen er seine Leidenschaft für die Musik teilen konnte. Er nannte sich fortan Elmo Lewis und spielte vornehmlich Slide-Gitarre in Korners Band Blues Incorporated. Mit Paul Jones gründete er The Roosters, die er schnell wieder verließ. Der junge Eric Clapton übernahm seinen Platz, der begann, sich in der Londoner Musikerszene einen Namen zu machen.
Eine Zeitungsanzeige verändert die Welt
Brian Jones wollte sein eigenes Ding durchziehen und The Roosters waren der erste Anlauf. Es klappte auch deswegen nicht, weil er sich davor scheute, Dinge durchzustehen, die nicht nach seiner Vorstellung liefen. Bis heute sind seine Kinder ein lebendiger Ausdruck dafür. Er versuchte es erneut und schaltete eine Anzeige in einem örtlichen Musikmagazin: „Musiker für Rhythm-and-Blues gesucht. Interessantes Material zum Arbeiten zahlreich vorhanden.“ Der Pianist Ian Stewart meldete sich. Zwei weitere junge Männer kamen hinzu, die Jones von den Abenden mit Blues Incorporated kannte: Mick Jagger und Keith Richards.
Sie verzogen sich in ein Zimmer über einem Pub in SoHo, spielten Blues-Klassiker rauf und runter und warteten darauf, dass sich ihnen eine Möglichkeit für Auftritte bot. Es geschah schließlich, als Alexis Korners Blues Incorporated ihren wöchentlichen Auftritt im Marquee-Club für eine Radioaufzeichnung der BBC offen ließen und die damals noch unbenannte Band um Jones, Jagger und Richards als Ersatz einsprang. Auf die Frage, wie seine Band denn heiße, antwortete Brian Jones am Telefon mit Blick auf eine Muddy-Waters-Platte „The Rolling Stones“ – so zumindest die Legende. Fakt ist, dass es am 12. Juli 1962 soweit war: eine der größten Bands aller Zeiten betrat zum ersten Mal in ihrer Karriere die Bühne.
Leben im Drecksloch
Die Show mit Dick Taylor am Bass und entweder Tony Chapman oder Mick Avory an den Drums (eines der großen ungelösten Mysterien der Rock-Geschichte) führte zu regelmäßigen Auftritten im Marquee-Club, was der Bekanntheit der Stones gewaltig auf die Sprünge half. Trotz allem hangelten sich Brian Jones und seine Mitmusiker von einem schlecht bezahlten Nebenjob zum nächsten. Sie konnten sich so gerade über Wasser halten, als Jones, Jagger und Richards im August 1962 in eine heruntergekommene Wohnung in Chelsea zogen. Bill Wyman, der kurz darauf als Bassist zu den Stones stieß, beschrieb das Apartment als einen „Bombenschaden mit dreckigem Geschirr, staubigen Möbeln und ständig kaputten Wänden.“ Die Umstände mögen unangenehm gewesen sein, jedoch war die Zeit in Chelsea ohne Zweifel entscheidend für die Beziehung zwischen den dreien.
Jones brachte Jagger das Mundharmonika-Spiel bei, während sie in Tag hineinlebten, ihre Lieblingsplatten hörten und ihre musikalische Identität weiterentwickelten. Doch kaum waren die Rolling Stones gegründet, taten sich bereits die ersten Risse zwischen Brian Jones und den übrigen Mitgliedern auf. In den frühen Tagen fungierte Jones zusätzlich als Manager der Band, weshalb er sich üblicherweise fünf Pfund mehr als die anderen abrechnete, wenn es denn mal etwas Geld gab. Als Jagger und Richards Wind davon bekamen, hinterließ dies mehr als nur vorübergehende Spuren.
Ein neuer Manager
Im Mai 1963 führte die Entwicklung zum Engagement von Andrew Loog Oldham als neuer Manager der Rolling Stones. Bereits Oldham bemerkte eine Distanz zwischen Brian Jones und dem Rest der Band, der auf den ersten Tourneen häufig alleine Reiste und in anderen Hotels abstieg. Was Oldham selbst betraf, missfiel Jones vor allem die Tatsache, dass der neue Manager die Band grundsätzlich verändern wollte. Er sah seine Klienten als Gegenstück zu den Beatles, das es dementsprechend zu positionieren galt. Als Antithese zum sauberen Erscheinungsbild der Pilzköpfe aus Liverpool sollten die Stones die rauen Jungs von der Straße werden. Zudem drängte er sie dazu, mehr eigenes Material zu schreiben, und ihre Zeit nicht länger mit dem Covern von Blues-Hits zu verschwenden. Als Mittel zum Zweck forcierte er das Songwriting-Duo Jagger/Richards nach dem Vorbild von Paul McCartney und John Lennon.
Trotz des Unmuts, den Jones gegenüber Oldham und seinem Vorgehen verspürte, begrüßte er doch das musikalische Voranschreiten der Rolling Stones. Es war vor allem seinen Impulsen zu verdanken, dass die Band allerlei Instrumente verwendet, die im Blues eigentlich nicht üblich waren. Ganz im Zeitgeist der psychedelischen 60er-Jahre begeisterte er sich für Flöten, Mellotrons und die Sitar. Dennoch konnte es nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jones und Oldham nicht miteinander klarkamen. Oldham war deutlich jünger als die Mitglieder der Band, wodurch sich der Respekt verringerte, den Jones ihm zollte.
Am Rande des Abgrunds
Mit der weiterhin steigenden Berühmtheit der Band und den damit wachsenden Kontoständen wendete sich Jones in der Folge vermehrt dem Alkohol und den Drogen zu. Schon zuvor waren sie ein ständiger Begleiter seines Lebens, doch nun mutierten sie zu einem Gegner, dem er nicht gewachsen war. Sein ohnehin empfindliche Geisteszustand wurde vom Drogenkonsum so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass er ständig zwischen energetischen Ausbrüchen der Lebensfreude und depressiven Tagen hin und her pendelte. In einem Interview brachte es Jones selbst auf den Punkt:
„„Es war nie mein ultimatives Lebensziel, ein Popstar zu sein. Ich genieße es…mit Einschränkungen. Die Zukunft als ein Rolling Stone ist sehr unsicher.““
Jahre später bescheinigte ihm Keith Richards, vom Ruhm und all seinen Begleiterscheinungen überfordert gewesen zu sein. „Mit den Jahren wurde er immer selbstzerstörerischer. Ich weiß, wovon ich rede, aber ich bin noch da.“ Mick Jagger sah es genau so:
„„Ruhm lastet sehr unangenehm auf jedermanns Schultern. Manche Menschen können es gar nicht ertragen und er war einer von ihnen. Ich glaube nicht, dass er dafür geeignet war.““
Anita Pallenberg
1965 trat ein Mensch in Jones Leben, der die Wende hätte bedeuten können. Das deutsche Model Anita Pallenberg beschrieben viele als die größte Liebe seines Lebens, jedoch trug auch sie letztlich dazu bei, dass der Rolling Stone keinen Halt fand und seinen destruktiven Kurs fortsetzte. Sie forcierte den Lifestyle als Rockstar mit all dessen Bestandteilen. Alkohol, Drogen, Handgreiflichkeiten und Eifersucht führten schließlich nach nur zwei Jahren zum Ende der Beziehung. Ein gemeinsamer Trip nach Marokko mit Keith Richards läutete den letzten Akt ein. Jones reiste krankheitsbedingt früher ab und ließ Anita Pallenberg und seinen Band-Kollegen alleine zurück.
Der schon lange existierende Riss zwischen Jones und Richards wurde umso tiefer, als Pallenberg den einen für den anderen verließ. „Their Satanic Majesties Request“ war zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig, dessen Produktion durch die Animositäten erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Niemand legte noch größeren Wert auf die Beiträge von Brian Jones, die durch seinen Drogenkonsum ohnehin immer seltener wurden. Obwohl er auch ein Jahr später auf „Beggars Banquet“ seine Spuren hinterließ, war die Arbeit unvorhersehbar. Zu Proben erschien er regelmäßig mit dem falschen Equipment und kaum ansprechbar. Irgendwann wurde die Situation so schlimm, dass der Rest der Band einfach Jones Verstärker leiser drehte, der dies schon gar nicht mehr bemerkte.
Eine Verhaftung mit Folgen
Die Rolling Stones hatten interne Schwierigkeiten mit Brian Jones, allerdings blieb es nicht dabei. Im Mai 1968 wurde er im Besitz von Marihuana verhaftet und kam mit einer Geldstrafe zunächst glimpflich davon. Der Vorfall sorgte jedoch für einen Eintrag im Kriminalregister, was sich im darauffolgenden Jahr als Stolperstein für die Stones entpuppte. In der Zwischenzeit verabschiedete Jones sich beinahe gänzlich von den musikalischen Aktivitäten der Band. Auf „Let It Bleed“ spielte er nur noch auf „Midnight Rambler“ und „You Got The Silver“. Um die Platte zu promoten, bereiteten sich die Rolling Stones Frühsommer 1969 für ihre erste US-Tour seit 1966 vor, doch die Verhaftung aus dem Vorjahr holte die Band und das Management wieder ein. Brian Jones erhielt aufgrund seines Eintrages kein Arbeitsvisum für die USA und konnte daher auch nicht touren. Es war der letzte Schritt, der noch fehlte, um die Situation unerträglich zu machen.
Am 8. Juni 1969 fuhren Keith Richards und Mick Jagger auf Jones Anwesen Cotchford Farm und teilten ihm mit, dass er nicht länger Mitglied der Rolling Stones war. Richards erinnerte sich später an den Tag:
„„Der Fakt, dass er es erwartete, machte es irgendwie einfacher. Er war nicht überrascht. Ich glaube auch nicht, dass er es voll mitbekommen hat. Er war schon wieder längst oben in der Stratosphäre.“ “
Gegenüber der Öffentlichkeit wurde der Rausschmiss hinterher so präsentiert, dass Jones auf eigenen Wunsch die Band verlassen hatte. Ersetzt wurde er durch den 20-jährigen Mick Taylor, der bereits zuvor mit Stones gearbeitet hatte.
Das Ende
Die Entscheidung fiel den übrigens Stones trotz der vielen Eskapaden und Hindernisse keineswegs einfach. Immerhin war Brian Jones federführend in der Gründung der Band und immer noch ihr Freund. Charlie Watts bemitleidete ihn und sagte, dass sie ihm alles genommen hätten, das er besaß: Mitglied in einer Band zu sein. Insgeheim hofften sei, dass der Rausschmiss eine Art Weckruf für Jones sein könnte und tatsächlich nahm er einige Demos auf, doch für eine tatsächliche Entwicklung blieb keine Zeit mehr. Brian Jones hatte nur noch wenige Tage zu leben.
Am Abend des 2. Juli 1969 besuchten der Bauunternehmer Frank Thorogood und Janet Lawson die Cotchford Farm. Sie kannten Jones und seine neue schwedische Freundin Anna Wohlin über Lawsons Freund Tom Keylock, den Chauffeur und Tourmanager der Rolling Stones. Das Aufeinandertreffen stand unter einem schlechten Stern, da zwischen Jones und Thorogood ein Streit über die Bezahlung von Bauarbeiten am Haus in der Luft hing. Kurz nach Mitternacht entschlossen sich Jones, Thorogood und Wohlin dazu, im Swimmingpool des Anwesens schwimmen zu gehen, doch Wohlin verbrachte nur wenige Minuten im Wasser. Sie ließ ihren Freund und Frank Thorogood alleine, kehrte zurück ins Haus und gesellte sich zu Janet Lawson. Als Thorogood etwa 15 Minuten später ebenfalls im Haus erschien, bemerkte Lawson aus dem Fenster, dass ihr Gastgeber am Grund des Pools lag und sich nicht bewegte.
Brian Jones ist tot
Sie rannte aus dem Haus und zog den leblosen Brian Jones mit Hilfe der anderen aus dem Becken. Gemeinsam versuchten sie ihn zu reanimieren, doch zu spät. Jones war bereits tot. Als die Rolling Stones vom Tod ihres ehemaligen Bandkollegen erfuhren, arbeiteten sie gerade mit Jimmy Miller im Studio. Für Keith Richards war es ein Endpunkt, der beinahe erwartet wurde:
„„Alle schauten sich gegenseitig an und dachten: ‚endlich‘. Irgendwie musste es so kommen.““
Auch Mick Jagger wurde hart von dem Ereignis getroffen:
„„Es war ein schrecklicher Moment. Ich weiß nicht mehr, wie viele Monate vergangen sind, bis wir an sein Grab gefahren sind.““
Die einzigen Stones, die Jones beim Begräbnis am 10. Juli 1969 die letzte Ehre erwiesen, waren Charlie Watts und Bill Wyman. Kurz zuvor wurde ein Konzert im Londoner Hyde Park mit über 250.000 Zuschauern kurzerhand zur Gedenkfeier für Brian Jones umfunktioniert. Es war die erste Show von Jones Nachfolger Mick Taylor. Mick Jagger laß aus „Adonais“ von Percy Bysshe Shelley und Hunderte weiße Schmetterlinge wurden von der Bühne aus fliegen gelassen. Dass etwa die Hälfte von ihnen vor der Freilassung bereits tot war, versinnbildlichte die Situation treffend. Ein Unglück, das hätte verhindert werden können, hätte man sich intensiv genug gekümmert.
Unfall oder Mord?
Ob es tatsächlich ein Unfall war, der Brian Jones das Leben kostete, kann wohl niemals zweifelsfrei geklärt werden. Die offizielle Todesursache wurde von der Polizei als Ertrinken angegeben, obwohl sich die Gerüchte über eine Ermordung schnell verbreiteten. Anna Wohlin war bis zu ihrem Tod der Überzeugung, dass Frank Thorogood ihren Freund im Streit um das Geld für die Bauarbeiten auf Cotchford Farm versehentlich ermordet hat. Neues Feuer entfachte das angebliche Geständnis von Thorogood an Tom Keylock 1993. Auf seinem Sterbebett soll der Bauunternehmer dem ehemaligen Mitarbeiter der Rolling Stones gesagt haben, dass er für den Tod von Brian Jones verantwortlich sei. Dramatisiert wurde diese Version durch den Film „Stoned“ aus dem Jahr 2005, der die selbe These vertritt.
Vier Jahre später reichte der Investigativ-Journalist Scott Jones neues Material bei der Polizei in East Sussex ein, um die Ermittlungen erneut anzukurbeln. Entgegen seiner Erwartung wurde der Fall nicht erneut geöffnet, da nicht genügend neue Beweise vorgelegt worden seien.
Die Rolle der Polizei
Tom Keylock, einer der wenigen Personen, die in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 1969 auf Cotchford Farm waren, bekräftigte seinerseits die Mordtheorie und schob in der Netflix-Doku des Journalisten Terry Rawlings außerdem die örtliche Polizei in den Mittelpunkt der Diskussion. Wie er bereits 2009 aussagte, soll der Multiinstrumentalist in der Nacht seines Todes „völlig von Sinnen“ gewesen sein. Im Interview mit Rawlings erklärte Keylock außerdem: „Was die Leute nicht wissen ist, dass an dem Abend sehr starke Hasch-Kekse gemacht wurden. Deshalb waren alle völlig stoned und wussten nicht einmal, welcher Tag es ist.“ Keylock sagte weiter: „Janet hat mir gesagt, sie könne sich an nichts erinnern, weil sie nicht ganz bei sich war. Das war keiner. Ich war der einzige, der nicht stoned war.“
Keylock gab außerdem bekannt, er wüsste von seinem Bruder Frank Keylock, einem Senior-Kriminalbeamten des Scotland Yard, dass der Mord an Brian Jones vertuscht wurde. Die örtliche Polizei habe grobe Fehler bei den Ermittlungen gemacht.
„„Ich glaube, die Polizei wollte eigentlich jemanden wegen Totschlag überführen, aber ihnen wurde gesagt, sie sollen es einfach lassen. Der einzige, der dafür in Frage gekommen wäre, ist Frank Thorogood, weil nur er noch im Pool war. Aber die Polizei hat gesagt: ‚vergesst es einfach‘. Die Anweisung, die Sache nicht weiterzuverfolgen, kam von ganz oben. Und daraufhin wurde es auch nicht mehr weiterverfolgt.““
„Ohne meinen Vater wäre Mick Jagger nur irgendein Buchhalter“
In einem Interview mit Sky News zum 50. Todestag ihres Vaters äußerte sich auch Brian Jones Tochter Barbara Marion zu der Theorie, dass es sich bei den Ereignissen des 3. Juli 1969 nicht um einen Unfall handele. „Ich glaube, mein Vater wurde ermordet“, so Marion, die erst im Jahr 2002 von der Identität ihres Vaters erfuhr. „Die Polizei hat nicht so ermittelt, wie sie es hätte tun sollen. Ich würde mir wünschen, dass der Fall wieder neu aufgerollt wird und endlich Antworten gefunden werden.“ Wie die Frau angab, basieren ihre Vermutungen auf „eigener Recherche“.
Marion äußerte außerdem, ihr Vater bekäme nicht genug Anerkennung für seine Rolle in der Erfolgsgeschichte der Rolling Stones. „Er hat die Band gegründet. Er hat jedes einzelne Mitglied selbst ausgewählt und ihnen die Gigs besorgt. Ohne meinen Vater wäre Mick Jagger nur irgendein Buchhalter.“
Brian Jones ist bis heute einer der größten Rockstars aller Zeiten. Sein früher Tod heizte die Mythen rund um das Dasein als Pop-Ikone an, die Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und schließlich Kurt Cobain und Amy Winehouse erweiterten. Sie alle gehören dem Club 27 an, der aber nur eine Hülle für etwas ist, das viel tiefer reicht, als eine versehentliche Überdosis. Jones Leben war ein komplexes Gebilde aus Sehnsucht, Leid, Bestätigung bis ins Ungesunde und vielem mehr. Wie bei allen anderen Musikerinnen und Musikern des Club 27 ist seine Mitgliedschaft nicht mehr als Zufall. Was sie eint, ist keine Zahl, sondern die Gründe für ihren Fall. Nach der Musik natürlich. Es bleiben die Geschichten und die Musik.